Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Die Arschbacken zusammenkneifen?

Kolumne von Esther Babel
Ohne Fahrer dreht sich in der IDM kein Rad

Ohne Fahrer dreht sich in der IDM kein Rad

Ansichten zum Thema IDM-Lauf auf dem Salzburgring.
Ich persönlich fahre ja gerne zum Salzburgring. Ich habe ein schönes Zimmer in einem netten Gasthof, wo es schon fast göttliche Schnitzel gibt. Nach dem Rennen bin ich, wenn’s gut läuft, in drei Stunden zu Hause. Aber ist das wichtig? Nein.

Im Pressezentrum auf dem Salzburgring sitzt man zusammengepfercht Ellbogen an Ellbogen. Parken muss man kurz vor der nächsten Ortschaft. Durch das zweigeteilte Fahrerlager, wo ebenfalls ein gewisses Sardinen-Dosen-Feeling aufkommt, läuft man sich die Füsse wund. Aber auch das ist bei genauem Hinsehen völlig unwichtig.

Was wichtig ist, ist die Meinung der Fahrer. Denn die liefern die Show. Würde es die Fahrer nicht geben, die sich in jedem Jahr ins IDM-Abenteuer stürzen, bei dem definitiv keiner reich wird, könnten sich viele Menschen, auch ich, einen neuen Job suchen.

Es gibt auch Fahrer, die es toll finden, wenn sie mit einem Superbike, das an der 300-km/h-Grenze kratzt, die Bergaufpassage auf dem Salzburgring hochballern, um anschliessend in die Fahrerlagerkurve abzubiegen. Einen Blick nach links sollte man tunlichst vermeiden. Denn nach wenigen Metern Kiesbett winken die Airfences und die Leitplanken. Kommentiert wird dieses Eck gerne mit Sprüchen wie «Arschbacken zusammenkneifen», «Männerkurve» und «Gehirn ausschalten». Auch auf der restlichen Strecke lassen sich einige neuralgische Punkte finden. Wer’s mag. Dann allerdings auf freiwilliger Basis und nicht im Rahmen einer Meisterschaft, bei der man seinem Team, seinen Sponsoren und seinem Ziel, den Titel zu gewinnen, gegenüber verpflichtet ist, und bei allen Rennen anzutreten hat.

In diesem Jahr gab es etwas noch nie da Gewesenes in der Geschichte der IDM. Die Fahrer, sonst zu 100 Prozent auf ihren eigenen Vorteil fixiert, begannen sich zu wehren. Eine Liste mit 21 namhaften Unterschriften wurde der IDM-Kommission überreicht. Grund der Petition: Kritik an den Sicherheitsstandards auf dem Salzburgring und der Wunsch nach einer Verlegung auf eine andere Rennstrecke. Jörg Teuchert glaubt, dass noch viel mehr Unterschriften zusammen gekommen wären. «Doch unser Fahrersprecher Dario Giuseppetti hatte gerade mal zwei Veranstaltungen Zeit», meinte Teuchert, «um die Unterschriften zu sammeln und zwischendurch musste er noch ein bisschen Rennerles fahren.»

Genützt hat die so seltene Einigkeit wenig. Der Salzburgring steht wieder im IDM-Kalender 2011. Lediglich neue Airfences im Abschnitt der Fahrerlager-Kurve müssen her. IDM-Serienmanager Nico Amende sitzt zwischen allen Stühlen. Denn Veranstalter und Rennstreckenbetreiber stehen bei ihm nicht gerade Schlange, um einen IDM-Lauf, der sich schnell als Minusgeschäft erweisen kann, auszurichten. Die Industrie mag den Salzburgring. Die Hütte ist immer voll.

Doch folgt man dieser Argumentation könnten man auch gerne wieder durch die Innenstadt von Sankt Wendel heizen. Die Feste im Bierzelt von Sankt Wendel sind bis heute legendär. Zuschauer gab es massig. Der Strassenkurs wurde allerdings nach 1992 für die deutsche Motorradmeisterschaft gestrichen. Die Begründung: Der Rundkurs war für die Motorräder der damaligen Zeit nicht mehr geeignet. Der Preis dieser Erkenntnis war durch die tödlichen Unfälle von Gerold Fischer (1990) und Klaus Liegibel (1992) zu hoch.

In der Regel ist einem Motorradsportler alles egal, so lange es schneller geht. «Für ein PS mehr würde hier doch jeder seine eigene Oma verkaufen», glaubt ein IDM-Superbike-Fahrer. «Und ein bisschen Beschränktheit ist auch nötig.» Das Risiko ist hinlänglich bekannt.

Umso höher ist es die Geschlossenheit der IDM-Top-Piloten einzuschätzen. Genützt hat sie leider nichts. Bis jetzt.
 

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