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BMW M1000RR: Kann damit jeder quer driften?

Von Rolf Lüthi
Mehr Leistung, mehr Abtrieb, mehr Elektronik: Beflügelt vom Titelgewinn in der Superbike-WM legt BMW beim Spitzenmodell M1000RR nach. Besonders gespannt sind wir auf die elektronischen Drifthilfen.

Lassen wir den Fachmann die Neuerungen an der BMW M1000RR zusammenfassen: «Mit der neuen M1000RR ist den BMW Motorrad Ingenieuren nochmals ein großer Schritt in Sachen Performance gelungen. Mehr Power, mehr Abtrieb, ein optimierter Flex am Rahmen und der M Kurzhub-Gasgriff mit verringertem Drehwinkel sind essenzielle Punkte für schnellere Rundenzeiten. Dazu profitieren die Trackday-Fahrer auf der Rennstrecke dank des Lenkwinkelsensors von den neuen Features Slide Control und Brake Slide Assist», umreisst Toprak Razgatlioğlu, Superbike-Weltmeister 2024 auf einer ebensolchen BMW M1000RR die Neuerungen am 2025 Modelljahrgang des Supersport-Spitzenmodells von BMW.

Der Motor musste auf 2025 überarbeitet werden zur Erfüllung von Euro 5+. Nach nutzten die BMW-Motortechniker, um die Spitzenleistung um 6 PS auf nunmehr 218 PS bei 14.500/min anzuheben. Die Spitzenleistung liegt somit bei identischer Nenndrehzahl an, und auch die Maximaldrehzahl von 15.100/min bleibt unverändert.

Um aus dem gar nicht schwächlichen Reihenvierzylinder nochmals 6 PS mehr rauszukitzeln war vergleichsweise enormer Aufwand nötig. Neue Titanventile, Verdichtung von 13,5 auf 14,5 erhöht mit geänderter Brennrahmform, ovale Ein- und Auslasskanäle, grössere Drosselklappen (52 statt 48 mm), geänderte Airbox, an die ovalen Auslasskanäle angepasste Krümmerflansche und geänderte Abgasführung im Vorschalldämpfer.

Bündig zur Kanaloberfläche gekürzte Ventilführungen, Auslassventile mit sanfter gestalteten Übergängen sowie einem von 45 auf 40 Grad reduzierten Sitzwinkel, dazu Einlasskanäle mit ausgeprägter Kante am Ventilteller zur Vermeidung von Rückströmungen belegen: Am neuen Zylinderkopf haben sie richtig zeitintensiv getüftelt. Der Drehwinkel des Gasgriffs wurde von 72 auf 58 Grad reduziert, was gemäss BMW dank angepasster Motorelektronik ohne Einbusse bei der Leistungsdosierung einhergeht.

Weiter haben sie die linksseitige Verschraubung des Motors am Rahmen vom Zylinderkopf ans Motorgehäuse verlegt. Das ermöglicht einen angepassten Rahmen mit mehr Flex im Lenkkopfbereich.

Äusserlich ist von diesen Modifikationen wenig zu sehen, ins Auge sticht dem Kenner hingegen sofort die neue Verkleidung mitsamt neu geformter Winglets. Die neue Verkleidung soll erheblich mehr Abtrieb generieren sowohl auf den Geraden wie auch in Schräglage und damit auch die Wheelietendenz reduzieren.

BMW berichtet von 30 kg Abtrieb bei 300 km/h und verspricht trotzdem weiterhin 314 km/h Topspeed. Nicht ganz so prominent wird erwähnt, dass die Verkleidung (ausser die Winglets) nicht mehr aus Karbon, sondern neu aus Kunststoff gefertigt ist. Die Räder sind aber weiterhin aus Karbon und tragen wie die Titan-Auspuffanlage zum Gewicht von 194 kg vollgetankt bei.

Auch die Elektroniker haben sich ins Zeug gelegt: Schräglagen-abhängige Regelung der elektronischen Fahrhilfen ist Standard in diesem Hightech-Hochpreis-Segment. Der Einbezug des Lenkwinkels in die Regelalgorithmen (was einen spezifischen Lenkwinkel-Sensor bedingt) ermöglicht die neuen Funktionen Slide Control und Brake Slide Assist.

Beim Beschleunigen berücksichtigt die Traktionskontrolle den Lenkwinkel und die Radgeschwindigkeiten und errechnet den Driftwinkel. Die Slide Control gleicht den Driftwinkel mit einem hinterlegten Sollwert ab und veranlasst, wenn dessen Überschreitung droht, eine Reduzierung des Antriebschlupfs. Für den Einsatz auf der Rennstrecke mit Slick-Bereifung wird der Fahrer dabei unterstützt, bei entsprechender Fahrweise und DTC Einstellung auftretende Powerslides zu kontrollieren.

Hierfür verfügt die M100RR über zwei verschiedene Settings mit unterschiedlich hinterlegten Driftwinkeln. Das ermöglicht es sehr versierten Fahrern, das Potenzial des Hinterreifens bestmöglich zu nutzen und mit dem Drehmoment von 113 Nm bei 11.000/min die Fahrlinie am Kurvenausgang über den Gasgriff und damit über den Driftwinkel zu beeinflussen.

Analog zur neuen Funktion Slide Control ermöglicht der Einsatz des Lenkwinkelsensors die ebenfalls neue Funktion Brake Slide Control, die sehr versierte Fahrer beim Einstellen eines bestimmten Driftwinkels für sogenannte Anbremsdrifts mit konstantem Slide in Kurven hinei unterstützt. Dabei wird über die Begrenzung des Bremsdrucks am Hinterrad durch das Race ABS Pro System sowie über die Regelung des Hinterradschlupfs durch die Motorschleppmomentregelung (MSR) ein aus der Lenkwinkelsensorik berechneter Driftwinkel eingestellt. Durch seine Position auf dem Fahrzeug und die Krafteinleitung über den Lenker hat der Fahrer einen erheblichen Einfluss auf das Driftverhalten während des Bremsvorgangs. Der Brake Slide Assist stellt unterstützt den Fahrer in diesem teilinstabilen Fahrzustand des Anbrems-Slides.

Die BMW M1000RR ist lieferbar in Weiss für Racer und Fahrer, die ihr eigenes Design anbringen wollen, und Schwarz mit den charakteristischen M-Streifen. Ob damit jeder, der die Manipulationen zur Bedienung eines Motorrads kennt, auch quer in Kurven rein und wieder rausdriften kann, wird sich an Trackdays zeigen.

Die Preisspanne für die M1000RR des 2025er Jahrgangs beginnt bei 36.300 € (Schweiz ab Fr. 33.700.-, Österreich ab 43.890 €).

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