Energica-Neustart: Der harte Weg zurück

Von Bernhard M. Höhne
Produktion soll Frühling 2026 wieder anlaufen: Energica, E-Motorrad-Pionier aus Modena

Produktion soll Frühling 2026 wieder anlaufen: Energica, E-Motorrad-Pionier aus Modena

Der neue Eigner von Energica will das E-Motorrad-Geschäft fortführen, das wurde im September bekannt. Wann das sein soll, wer die Eigner sind und wer die Motorräder verkaufen soll, dazu gab es bislang keine Aussagen.

Oktober 2024: Nur etwas mehr als zwei Jahre nach der Übernahme von 75 % durch den Investmentfonds Ideanomics meldet der 2010 gegründete Elektromotorradhersteller Energica Insolvenz an. Die Marktlage verschlechterte sich, die zu diesem Zeitpunkt bereits monatelange Suche nach einem neuen Investor war erfolglos verlaufen, die Mutterfirma Ideanomics musste kurz danach selbst Insolvenz anmelden. Das Resultat: Der Hersteller elektrischer Motorräder aus Modena wurde liquidiert und die Insolvenzmasse, bestehend aus Patenten, lagernden Motorrädern und der Fabrik, wurde versteigert.

Im Juli 2025 dann ein Lebenszeichen: Ein Investor aus Singapur soll eine «substanzielle Anzahlung» geleistet haben, um die Marke wiederzubeleben. Im Septemberdann die Bestätigung der Übernahme: Laut einer Videobotschaft des Global Sales Directors Stefano Benatti soll zunächst die Ersatzteilversorgung wieder hergestellt, in einem späteren Schritt die Produktion der bisherigen Modelle wieder aufgenommen werden. Für den Oktober versprach die Website des Herstellers weitere Veröffentlichungen zur Zukunft der Marke, doch die sind bislang ausgeblieben.

Bestehende Kunden sollen sich an ihre Vertriebspartner wenden, doch streng genommen gibt es derzeit kein Händlernetz. Schließlich existiert die ursprüngliche Firma Energica aus juristischer Sicht nicht mehr und somit gelten auch die durch sie vor der Liquidierung geschlossenen Verträge mit den Händlern nicht mehr.

Die neuen Eigner aus Singapur sollen derzeit versuchen, das Vertriebsnetz der Marke wiederherzustellen. Ein hartes Unterfangen, schließlich ist bei der Pleite der Modeneser viel Porzellan zu Bruch gegangen, zahlreiche alte Händler haben noch immer unverkaufte Modelle auf dem Hof stehen.

Von Ablehnung bis Optimismus hört man hinter vorgehaltener Hand die ganze Bandbreite möglicher Einschätzungen. Dabei ist bislang öffentlich nicht klar, wer die neuen Eigner tatsächlich sind und deren Gesprächspartner werden zur Verschwiegenheit angehalten. Selbst das gesetzlich vorgeschriebene Impressum auf der Website und somit eine verpflichtende Kontaktmöglichkeit fehlt. Die asiatischen Investoren werden in einem Werbevideo als «Enthusiasten» beschrieben, die «in die Werte der Marke vertrauen» würden. Umgesetzt werden sollen deren Pläne in Teilen vom ehemaligen Team am alten Stammsitz des italienischen E-Motorrad-Pioniers.

Im Frühsommer 2026, so unbestätigte Aussagen, soll die Produktion in Modena wieder anlaufen - zunächst mit der bisherigen, aus vier Modellen bestehenden Modellpalette. Ende 2026 dann sollen neue Modelle folgen. Wie belastbar dieser Zeitplan ist, ist nicht abzusehen. Klar ist, dass die neuen Eigner auch die vor der Liquidation angefangenen Entwicklungsprojekte übernommen haben und ebenso das Know-how der Firma.

Energica galt als Pionier der Elektromobilität für Motorräder. Erstmalige Verwendung von CCS-Schnellladefunktion in einem Motorrad, ernstzunehmende Reichweiten, kraftvolle Antriebe, die Kompetenz durch das MotoE-Engagement, gutes Design - für all das war Energica zuletzt bekannt. Wie tragfähig das Geschäftsmodell der Marke jetzt ist, wird sich zeigen müssen. Großserienhersteller wenden sich von erwachsenen, elektrisch angetriebenen Motorrädern größtenteils ab - als zu gering werden die Marktchancen, als zu klein die Nische eingeschätzt. Eine Warnung für die neuen Eigner und gleichzeitig eine Chance.

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