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Marcel Schrötter: «Jeder schätzte ihn stärker ein»

Von Günther Wiesinger
Xavi Vierge (li.) und Marcel Schrötter

Xavi Vierge (li.) und Marcel Schrötter

Marcel Schrötter steigerte sich in seiner zweite Moto2-WM-Saison im deutschen Dynavolt Intact GP-Team gehörig, der Umstieg von Suter auf Kalex kam ihm entgegen.

In Misano begeisterte der 25-jährige Marcel Schrötter seine Fans mit dem ersten Podestplatz seiner GP-Laufbahn – Rang 3. Dabei hatte er im Frühjahr noch Mühe aus dem Schatten seines schnellen spanischen Teamkollegen Xavi Vierge zu treten, der in Argentinien bereits im zweiten Rennen einen Podestplatz sicherstellte.

«Es ging schon letztes Jahr los, als Vierge im November 2017 statt Sandro Cortese ins Team kam. Ganz viele Leute haben mir gesagt, jetzt krieg ich einen sauschnellen Teamkollegen, ich müsse aufpassen und Bemerkungen in dieser Richtung», erzählte der Bayer. «Das hat mich ein bisschen gestört, weil ihn von Haus aus jeder stärker eingeschätzt hat als mich. Doch ich hatte mit einem schnellen Teamkollegen noch nie Probleme. Ich habe genau gewusst: Warum soll er stärker sein als ich?»

«Bei den ersten Testfahrten mit der Kalex im letzten Winter war ich am Jahresende eigentlich der Schnellere. Dann hatten wir im Frühjahr 2018 wieder die zwei Tests in Jerez, und bei diesen Tests war ich noch nie schnell, noch nie gut. Gleichzeitig habe ich mich noch nie vor einer Saison so wohlgefühlt wie dieses Jahr, ich kannte das Team, ich freute mich auf das Paket mit Kalex und Öhlins. Die ganzen Voraussetzungen haben mir das Gefühl und die Zuversicht gegeben, dass ich mit viel Selbstvertrauen zum ersten Grand Prix in Katar komme. Und genau so war es. Wir sind nach Doha gekommen, und ich war in jeder Session und auch im Rennen vor ihm. Die Wintertests interessieren keinen Menschen. Wo war Bagnaia bei den Wintertests? Am Ende vom Jahr ist er Weltmeister geworden.»

«Ich habe im Winter gemerkt, dass alles passt. Ich habe dann versucht, die Teamrivalität auszublenden, obwohl Vierge in Jerez bei den Tests immer schneller war als ich. Doch ich habe gewusst: Wenn wir nach Katar kommen, kann ich besser sein als er. So war es auch. Dann kam halt Argentinien, wo er im Qualifying vorn war, das war gleich wieder ein Highlight für ihn, für mich lief es bei halb nassen Verhältnissen im Quali extrem schlecht. Er fuhr dann aufs Podium, ich war nur Zehnter. Da war zu diesem Zeitpunkt günstig für ihn, er stand wieder im Mittelpunkt. Aber in Austin war eigentlich ich übers Wochenende wieder der Schnellere. In Jerez war ich verletzt, doch in Le Mans war ich wieder der Schnellere im Team. Es hat sich relativ früh abgezeichnet, dass ich meistens der Schnellere war. Das hat sich dann über Monate hinweg bestätigt. In Japan war es zum ersten Mal seit langer Zeit, dass er im Rennen vor mir ins Ziel kam. Darauf bin ich auch ein bisschen stolz. Vielleicht hat er auch aus dem Grund abgebaut, weil ich mich gesteigert habe und an jedem GP-Wochenende und bei jedem Test zwischendurch schneller war. Ich weiß ja wie es ist, da fängt man dann ein bisschen zu zweifeln an, wenn dich der Teamkollege öfter schlägt. Sie haben dann probiert viel am Motorrad zu suchen, sie haben verschiedene Wege probiert und sich vielleicht verrannt. Ich habe mit Crew-Chief Patrick Mellauner unser Ding durchgezogen. Das war einer der Gründe, warum wir so konstant waren.»

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