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Kalex dominiert: 7 Fahrer-WM-Titel, 97 Moto2-GP-Siege

Von Günther Wiesinger
Moto2-Start in Doha: Kalex beherrschte die ersten zehn Plätze

Moto2-Start in Doha: Kalex beherrschte die ersten zehn Plätze

Kalex hat in der Moto2-Klasse sechs Marken-WM-Titel und sieben Fahrer-WM-Titel in Serie gewonnen und insgesamt 97 Siege gefeiert. Ein Ende der Erfolgsserie ist nicht in Sicht. Trotz KTM.

2017 bekam Kalex in der Moto2 mit dem KTM-Werk einen mächtigen neuen Gegner. Beim GP von Deutschland 2017 geriet Kalex engineering bereits erstmals knapp an den Rand einer Niederlage. Red Bull KTM-Pilot Miguel Oliveira wurde von Franco Morbidelli nur um 0,066 sec besiegt. Seit April 2015 war Kalex damals in der Moto2-WM ungeschlagen.

Dann schien die Siegesserie in Misano 2017 nach 46 Kalex-Siegen in Serie gerissen. Denn Domi Aegerter gewann an der Adria im Regen auf der Suter MMX2 vor Tom Lüthi (Kalex).
Aber Aegerter wurde später wegen eines unerlaubten Ölzusatzes disqualifiziert, Lüthi zum Misano-Sieger erklärt.

Kalex gewann dann auch in Aragón und Motegi, ehe Miguel Oliveira in Phillip Island 2017 den ersten von drei Grand Prix hintereinander für KTM gewann.

2018 dominierte Kalex wieder, die Mehrheit der Rennen gewonnen. Kalex triumphierte bei elf von 18 WM-Rennen, KTM siegte mit Oliveira und Binder je dreimal, Speed-up mit Fabio Quartararo einmal. Die WM spitzte sich auf ein Duell Bagnaia/Kalex gegen Oliveira/KTM zu. Der Italiener wurde Weltmeister – mit 9 Punkten Vorsprung auf den Portugiesen.

Insgesamt 97 Moto2-GP Siege wurden von den Kalex-Piloten seit 2010 bereits eingefahren. Während mit KTM 2017 starke Konkurrenz heranwuchs, stellte Suter Industries 2017 mit zwei Teams und vier Piloten (Aegerter und Mackenzie bei Kiefer, Schrötter und Cortese bei Intact) keine große Bedrohung dar. Suter ging 2018 mit Forward unter und zog sich inzwischen ganz aus der WM zurück. Auch das Tech3-Team zog sein Eigenbau-Motorrad zurück und wechselte zu KTM, der japanische Hersteller NTS wird stärker, MV Agusta ist neu dabei.

Kalex: Alle Top-Ten-Plätze in Kaztar 2019

Kalex engineering bleibt trotzdem die dominierende Macht in der Moto2-WM: Zum sechsten Mal in Serie wurde 2018 die Konstrukteurs- und Fahrer-WM gewonnen. Den ersten Fahrer-Titel für Kalex heimste Stefan Bradl im Viessmann-Kiefer-Team 2011 ein. Kalex war vom Texas-GP im April 2015 bis Australien 2017 ungeschlagen. Und die Dominanz setzt sich fort: In Katar 2019 kamen zehn Kalex-Fahrer in die Top-Ten!

Viele namhafte deutsche Motorradhersteller (DKW, Maico, Kreidler, MZ, Zündapp, Kramer, Simson, Münch und so weiter) sind längst untergegangen, doch Kalex eilt in der Moto2-WM seit Jahren von Sieg zu Sieg. 22 von 27 WM-Stammpiloten vertrauten in der Saison 2016 auf das deutsche Fabrikat. Im Vorjahr sah es nicht viel anders aus: 19 von 30 Fixstarter sassen auf Kalex-Maschinen. In dieser Saison sind 17 von 30 Fixstartern auf Kalex unterwegs.

Der deutsche Motorradhersteller Kalex engineering aus Bobingen beteiligt sich seit 2010 an der Moto2-Weltmeisterschaft. Das Unternehmen von Alex Baumgärtel (sein Vorname trägt vier Buchstaben zum Firmennamen bei) und Partner Klaus Hirsekorn (er steuert das K von Kalex bei) hat erstmals 2011 mit Stefan Bradl die Fahrer-WM gewonnen, danach 2013 mit Pol Espargaró, 2014 mit Tito Rabat, 2015 und 2016 mit Johann Zarco, 2017 mit Morbidelli.

Regelmäßige Jubiläumssiege

Am 18. Oktober 2015 feierte Kalex auf Phillip Island ein denkwürdiges Jubiläum: 50. Moto2-GP-Sieg dank Alex Rins. In Assen 2016 gab es bereits den 60. GP-Triumph zu bejubeln – dank Nakagami.

Beim Valencia-Finale im November 2016 frohlockte Kalex über den 70. Moto2-Triumph, es war der 34. hintereinander.

In Brünn wurde am 6. August 2017 bereits der 80. GP-Erfolg errungen. Den 90. Kalex-Moto2-Sieg stellte 2018 Pecco Bagnaia in Le Mans sicher.

Nach dem Japan-GP 2017 blickte Kalex auf 49 Moto2-WM-Laufsiege hintereinander, das hat noch kein Fabrikat seit 1949 geschafft. Denn 2017 hat Franco Morbidelli sieben von 13 WM-Rennen gewonnen, Marc-VDS-Teamkollege Alex Márquez triumphierte in Jerez, Barcelona und Motegi, Pasini in Mugello, Tom Lüthi siegte 2017 in Brünn und Misano, Nakagami in Silverstone.

Die Gegner verzweifeln: Kalex gewann die Marken-WM 2016 mit 450 Punkten haushoch überlegen vor Speed-up (136), Tech3 (47) und Suter (8).

Auch 2018 blieb die Marken-WM für Kalex eine klare Sache: Mit 407 Punkten wurden KTM (345), Speed-up (142), Tech 3 (40), Suter (8) und NTS (8) klar distanziert.

Unglaublich: Von den Top-15-Fahrern in der finalen Moto2-WM-Tabelle 2016 saßen nicht weniger als 14 Piloten auf Kalex-Maschinen. Bester Nicht-Kalex-Fahrer war Simone Corsi auf Speed-up als WM-Zehnter.

Deutlicher lassen sich die Vorzüge und die drückende Überlegenheit deutscher Ingenieurskunst nicht zur Schau stellen.

Sam Lowes: Der Kalex-Störenfried

Schon die Moto2-WM-Saison 2014 war überaus erfolgreich für Kalex. Erstmals fuhren damals die Top-3-Piloten der WM-Gesamtwertung auf Kalex, es wurden 14 Saisonsiege errungen in 18 Rennen, einer mehr als 2013, als 17 Wettbewerbe stattfanden. Nur vier Moto2-GP-Siege 2014 gingen an die Kalex-Rivalen Suter (Lüthi 2x, Aegerter 1x) sowie Speed-up (West 1x).

Die Dominanz in der Saison 2015 fiel noch deutlicher aus: Kalex gewann 17 von 18 Rennen, nur der Triumph von Sam Lowes auf Speed-up in Texas fiel buchstäblich aus dem Rahmen und vereitelte die totale Vorherrschaft. Aber: Von 54 möglichen Podestplätzen 2015 hat Kalex 49 errungen! Nur Sam Lowes (ein Sieg, einmal Zweiter, dreimal Dritter) betätigte sich fünfmal als Kalex-Störenfried.

Die Bilanz in der Saison 2016 sah ähnlich aus: Von den 54 Podestplätzen hat Kalex nicht weniger als 51 sichergestellt! Corsi besorgte zwei für Speed-up, Julián Simón einen. 2017 pfuschte nur Oliveira (KTM) ins Kalex-Handwerk – von 27 möglichen Podstplätze eroberte Kalex bisher 23, KTM mit Oliveira vier.

Auch in der Moto3-WM hat Kalex Erfolge vorzuweisen: Der inzwischen tödlich verunglückte Luis Salom gewann 2012 zwei WM-Rennen auf der Kalex-KTM, Jonas Folger eines.

Aus der Moto3-WM zog sich Kalex Ende 2014 zwangsweise zurück, weil KTM keine Motoren mehr liefern, sondern alle Fahrer mit den hauseigenen Gitterrohrstahlrahmen ausrüsten und keine anderen Chassis mehr homologieren wollte.

Die MotoGP-Bemühungen von Kalex wurden im Sommer 2014 ebenfalls ad acta gelegt. Die Moto2-Teams von Marc VDS und Sito Pons hatten überlegt, für 2015 Yamaha-M1-Motoren in Kalex-Chassis zu stecken. Immerhin baut Kalex jetzt die Schwingen für die MotoGP-KTM RC16. Auch in der Superbike-WM ist Kalex mit Hinterradschwingen vertreten.

Die drei Moto3-GP-Siege von Kalex im Jahr 2012

Luis Salom auf Kalex-KTM in Indianapolis und Aragón
Jonas Folger auf Kalex-KTM in Brünn

Die bisher 97 Moto2-GP-Siege von Kalex:

2019: 1
2018: 11
2017: 15
2016: 18
2015: 17
2014: 14
2013: 13
2012: 4
2011: 4

Übrigens: Kalex hat am 20. März 2011 in Katar mit Stefan Bradl den ersten GP-Sieg gefeiert.

In der Saison 2016 siegten Zarco (7x), Rins (2x), Lowes (2x), Lüthi (4x), Folger (1x), Nakagami (1x) und Baldassarri (1x) auf Kalex.

Folgende Fahrer haben Beiträge für die 97 Moto2-GP-Siege von Kalex geleistet: Zarco (15), Rabat (13), Pol Espargaró (10), Bagnaia (8), Morbidelli (8), Lüthi (7), Bradl (4), Viñales (4), Rins (4), Kallio (4), Redding (3), Folger (3), Lowes (2), Alex Márquez (3), Baldassarri (3), Pasini (2), Nakagami (2), dazu Marini und Siméon (je 1).

Diese bemerkenswerten Erfolge machen sich auch bei den Stückzahlen bemerkbar: Fuhren 2014 noch 14 Kalex im Moto2-WM-Feld, traten in der Saison 2015 bereits 22 von 31 Stammfahrern auf Kalex an. 2016 rückten 22 von 27 Stammpiloten auf Kalex aus, 2017 waren es 19, in diesem Jahr 17.

Übrigens: Kalex erlebte 2016 die bisher einzige Moto2-Saison ohne GP-Niederlage.

Der Wettbewerb sollte trotz der Kalex-Dominanz bald wieder spannender werden. KTM rüstet 2019 Red Bull KTM-Ajo-Team mit Binder und Martin aus. Auch Kiefer (Tulovic), SAMA Ángel Nieto (Dixon, Cardelus) und das American Team (Roberts, Lecuona) setzen auf KTM. Und der Speed-up Mannschaft (Navarro, Di Giannantonio) sowie RW Racing mit NTS (Bendsneyder, Odendaal) und Forward MV Agusta (Aegerter, Manzi) muss man ebenfalls Achtungserfolge zutrauen.

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