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Jochen Kiefer: Zwei Bikes zu 49.000 € zu verkaufen

Von Ivo Schützbach
2020 tritt das deutsche Team Kiefer Racing mit Lucas Tulovic in der Moto2-EM an, nebenher werden Pläne für die Supersport-WM mit Yamaha geschmiedet. Die Coronakrise verkompliziert alles.

«Wir verfolgen das Thema Supersport-WM auf jeden Fall weiter», betont Teamchef Jochen Kiefer, der mit Stefan Bradl die Moto2- und mit Danny Kent die Moto3-WM gewann. «Unser Plan war, dieses Jahr mit Lukas Tulovic die Moto2-Europameisterschaft zu fahren und parallel eine ordentliche Akquise für 2021 zu machen. Damit wir ein finanziell gut dastehendes Team für die Supersport-WM machen können. Wir wollten im Frühjahr richtig Gas geben, damit wir im Herbst etwas auf die Beine gestellt haben.»

Dann wurde die Welt von der Covid-19-Seuche aus den Angeln gehoben.

«Im Moment ist es ganz schlecht, bei Firmen anzufragen und für 2021 über eine Weltmeisterschaftssaison zu reden», meint der Rheinland-Pfälzer. «Für nächstes Jahr wird es schwierig. In der ersten Jahreshälfte wird sich alles nur um Corona drehen, in der zweiten wird es Richtung Aufbau gehen. Im August, September, Oktober müssen wir versuchen, etwas für die WM aufzubauen.»

Als sich Kiefer im Januar 2020 aus finanziellen Gründen für die Moto2-EM und gegen die Supersport-WM entscheiden musste, war auch sein Deal mit Yamaha hinfällig. «Ich habe zu Mandy Kainz von YART inzwischen ein gutes Verhältnis, wir konnten die Verträge auflösen», erzählte er Teamchef. «Ich habe jetzt noch eine R6 bei ihm stehen, die er versucht zu verkaufen. Sollte er sie nicht losbekommen, und wir würden nächstes Jahr Supersport fahren, wäre das ein aktuelles Motorrad und wir könnten es einsetzen.»

Ein echtes Schmankerl für Motorrad-Freaks mit dem nötigen Kleingeld: Kiefer hat auch noch zwei Moto2-Maschinen von KTM zu verkaufen. «Die Bikes habe ich in meiner Werkstatt stehen, leider hat sich KTM aus dieser Klasse zurückgezogen, du kannst mit diesem Motorrad also in keiner Meisterschaft fahren. Ich habe die Bikes für 49.000 Euro ausgezeichnet, ins Wohnzimmer stellt sich ein solches Motorrad aber wohl nur einer, wenn eine Geschichte dahintersteckt. Wenn das ein Bike vom Bradl wäre, mit dem die Weltmeisterschaft gewonnen wurde, dann ist das für Sammler interessanter.»

Für die Supersport-WM kalkuliert Kiefer weiterhin mit einem Budget von 800.000 Euro, einige andere Teamchefs im SBK-Paddock halten diesen Betrag für stark überzogen. Man könne eine Saison mit zwei Fahrern auch mit 550.000 Euro bestreiten, sagen sie. Selbst das Team Bardahl Evan Bros Yamaha, das die Weltmeisterschaft 2019 mit Randy Krummenacher und Federico Caricasulo auf den Plätzen 1 und 2 beendete und sie nach dem Saisonstart 2020 auf Phillip Island mit Andrea Locatelli anführt, brauchte letztes Jahr «nur» 750.000 Euro.

«Meine Rechnung ist deswegen höher, weil ich alles einrechne», erklärte Kiefer SPEEDWEEK.com. «Ich habe eine Halle gemietet, ich rechne meine Nebenkosten und die Steuern mit rein, einfach alles. Ich habe nur dieses eine Standbein und muss damit meine Familie ernähren. Meine Kostenstruktur geht in die genannte Richtung, ich kam auch in den letzten zwei Jahren in der Moto2-WM genau dorthin, was ich kalkuliert hatte. Vielleicht habe ich für die Supersport-WM tendenziell ein bisschen mehr veranschlagt, weil ich das nicht 100-prozentig einschätzen kann. Also hätte ich unterm Strich vielleicht 100.000 Euro weniger gebraucht. Aber eine grobe Nummer von 800.000 Euro musst du haben, um das ordentlich zu machen.»

Kiefer vermutet, dass die Kostendiskrepanz auch dadurch zustande kommt, dass viele Teams nur mit den laufenden Kosten rechnen, aber nicht mit den buchhalterisch korrekten Ausgaben.

Im Gegensatz zu den etablierten Supersport-Teams muss Kiefer auch jedes Motorrad, jedes Rad, jeden Ersatzmotor, jede Schraube und jede Verkleidung neu kaufen, einfach alles für diese Klasse.

«Außerdem muss man die Abschreibungen einkalkulieren», weiß Jochen. «Mein Lkw wird ein Jahr älter und ist damit weniger wert. Versicherung, Steuer, TÜV – in meiner Kalkulation habe ich das alles drin.»

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