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Aki Ajo: «Wir werden die Strategie anpassen»

Von Thomas Kuttruf
Aus sportlicher Sicht bleibt das Rekord-Team des Finnen Aki Ajo heuer weit hinter den gewohnten Resultaten. Gegenüber SPEEDWEEK.com schildert der Meistermacher die Lage. 2024 verbucht Ajo-Motorsport unter einem Neustart.

Teambesitzer Aki Ajo zählt zu den Respektspersonen des Fahrerlagers. Der Weg des Finnen ist nicht gezeichnet von großen Sprüchen und spektakulären Schlagzeilen, sondern gepflastert von einer langen Erfolgsliste in der kleinen und mittleren Hubraumkategorie. In der Moto3 und Moto2 gibt es keine erfolgreichere Struktur als das Familienunternehmen Ajo. Sowohl seine Frau als auch Sohn Niklas haben tragende Rollen.

Der Beginn der Zusammenarbeit mit KTM im Jahr 2012 fiel zusammen auf das Premierenjahr der Moto3. Auf Anhieb holte Ajo mit Sandro Cortese den Titel und setzte damit im KTM-Werk weitere Energien im Straßenrennsport frei. Bis heute stehen nicht weniger als 10 Titel auf dem Konto der in Barcelona ansässigen Struktur. Ein Jahr der Superlative feierte man mit KTM und dem treuen Sponsor Red Bull 2021. Während Pedro Acosta in einem nie erlebten Durchmarsch den Moto3-Titel einfuhr, feierten die Moto2-Piloten Remy Gardner und Raul Fernandez gar einen Doppelsieg im Endklassement.

Lohn und Preis zugleich für die großen Erfolge in den sogenannten «Feeder» Klassen – sinngemäß die Kategorien, die für frisches Futter in der Königsklasse sorgen – die Piloten bei Ajo sind in der Regel auf der Durchreise ihrer Karriere und heute in der MotoGP etabliert. Ausnahme war Johann Zarco. Nach seinem Titel mit Ajo in der Moto2 blieb der Franzose, gewann erneut und ist bis heute einziger Moto2-Doppelweltmeister.

Der letzte Ajo «Azubi»: Pedro Acosta. Damit wäre dann eigentlich schon alles gesagt über Ajos berühmtes Näschen für Speed. Acosta lief bereits ab dem Red Bull Rookies Cup an der langen Ajo-Leine. Die jüngsten Zugänge aus der ultimativen Nachwuchsschmiede heißen Jose Antonio Rueda, der bereits Saison Nummer 2 für Ajo bestreit und Rookie Xabi Zurutuza.

In der mittleren Klasse treten Deniz Öncü und Celestino Vietti an. Während der Türke sein Debüt in der Vorstufe zur MotoGP gibt, ist Vietti bereits mit fast allen Wassern gewaschen. Nach dem Ende des Moto2-Engagements der VR46-Academy soll der Schützling von Valentino Rossi den entscheidenden Schliff von Ajo Motorsport bekommen.

Sportlich läuft die Saison 2024, vorsichtig formuliert, in beiden Klassen schlecht. Rueda und Vietti liegen in ihren Klassen als Beste Ajo-Racer jeweils auf Rang 9. Das Highlight am Sachsenring war die Moto2-Pole-Position von Celestino Vietti. Neben großem Verletzungspech, die ersten fünf Rennen trat die Mannschaft nie komplett an, kommen weitere Faktoren dazu.

Aki Ajo: «2024 ist für uns ein Jahr der großen Veränderungen. Das gilt noch mehr für die Moto2. Wir sind mit zwei neuen Piloten unterwegs. Dann haben wir von Öhlins auf Federelemente von WP gewechselt und die vielleicht größte Änderung überhaupt ist der Wechsel der Reifenmarke. Es ist wie ein Neustart.»

Von Frustration ist im Vieraugengespräch mit dem souveränen Aki Ajo nicht zu spüren. Ajo weiter: «Mir käme nicht in den Sinn, mich zu beschweren. Ich habe mich in den letzten Jahren oft gefragt, woher all diese Erfolge kommen – es war fast ein wenig unwirklich. In Jahren wie diesem zeigt sich die Realität des Rennsports. Auch wir kämpfen mit den gleichen Themen und brauchen Zeit, uns zu adaptieren. Speziell die Veränderung mit Pirelli ist nicht zu unterschätzen. 2024, das gilt für beiden Klassen, wird weiterhin von Überraschungen leben. 2025 sehe ich anders. Dann haben sich Teams und vor allem auch die Fahrer auf das Reifenmaterial konditioniert. Es stimmt definitiv, dass heute manche davon profitieren, andere leiden. Aber das wird sich in Jahr Zwei mit Pirelli ausgleichen», glaubt der Finne.

Auch zu dem Fakt, dass sein Team in den kommenden zwei Jahren keinen Nachschub in die KTM-MotoGP-Struktur liefern kann (alle vier Positionen sind mit mehrjährigen Verträgen besetzt und es wird auch keine Aufstockung der Plätze über die Dorna geben), äußert sich Ajo gegenüber SPEEDWEEK.com: «Man muss das auch im großen Zusammenhang sehen. Wir haben das Mandat von KTM für den Auftritt in der Moto3 und Moto2, aber auch wir wünschen uns den Erfolg im Gesamten. Als das MotoGP-Projekt noch weiter weg war von der Spitze, da war es noch viel mehr unser Job für Resultate und Titel zu sorgen.»

Der Ex-Pilot fügt an: «Die Situation im MotoGP-Team wird zu einer Anpassung unserer Strategie führen. Wir werden uns noch intensiver um den Nachwuchs kümmern. Ich sehe es als keinen Nachteil, wir haben jetzt auch etwas mehr Zeit, an der Qualität zu arbeiten. Die Anforderungen an der Spitze werden immer komplexer. In den nächsten Jahren wird die große Aufmerksamkeit noch mehr auf der MotoGP liegen und wir werden uns noch mehr um die Basis und die Rookies kümmern.»

Ergebnisse Moto2 Sachsenring, Rennen (7. Juli):

1. Fermin Aldeguer (E), Boscoscuro, 25 Runden, 35:07,384 min
2. Jake Dixon (GB), Kalex, + 2,159 sec
3. Ai Ogura (J), Boscoscuro, + 4,418
4. Diogo Moreira (BR), Kalex, + 4,533
5. Celestino Vietti (I), Kalex, + 4,543
6. Somkiat Chantra (T), Kalex, + 4,651
7. Sergio Garcia (E), Boscoscuro, + 5,425
8. Joe Roberts (USA), Kalex, + 6,314
9. Tony Arbolino (I), Kalex, + 7,018
10. Alonso Lopez (E), Boscoscuro, + 8,255
11. Senna Agius (AUS), Kalex, + 9,225
12. Manuel González (E), Kalex, +9,703
13. Izan Guevara (E), Kalex, + 10,690 sec
14. Jeremy Alcoba (E), Kalex, + 12,810
15. Jaume Masiá (E), Kalex, + 13,845
17. Marcel Schrötter (D), Kalex, + 14,483

WM-Stand nach 9 von 20 Rennen:
1. Garcia, 147 Punkte. 2. Ogura 140. 3. Roberts 123. 4. Aldeguer 108. 5. López 93. 6. Gonzalez 77. 7. Canet 58. 8. Chantra 56. 9. Vietti 55. 10. Dixon 53. 11. Arbolino 50. 12. Alcoba 48. 13. Arenas 48. 14. Ramirez 44. 15. Agius 36.

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