Neues Kalex-Chassis: Ende der Boscoscuro-Dominanz?
Nach der starken Saison 2024, Chassis-Hersteller Boscoscuro gewann mit Ai Ogura die Weltmeisterschaft und brachte alle seine vier Fahrer in die Top-6 der Gesamtwertung, wurde das Aufgebot für dieses Jahr auf acht verdoppelt und die Teams Pramac Yamaha sowie Marc VDS kamen hinzu.
Kalex gewann im Vorjahr zwar erneut den Herstellertitel, Boscoscuro holte neben dem Fahrertitel aber auch die Plätze 1 und 2 in der Teamwertung.
Kalex, jahrelang der Maßstab in der Moto2-Klasse, reagierte und brachte für dieses Jahr ein neues Chassis. Dieses funktioniert prächtig, die ersten sechs Plätze im Thailand-GP gingen beim Saisonstart am 2. März an den Hersteller aus Bobingen bei Augsburg.
Boscoscuro-Pilot Celestino Vietti hätte den Speed fürs Podium gehabt, stürzte aber im Zweikampf mit Senna Agius, der dafür eine Long-lap-Strafe erhielt und dennoch Dritter wurde. Teamkollege Manuel Gonzalez hatte im deutschen Intact-Team einen perfekten Einstand und eroberte nach der Pole-Position auch den Grand-Prix-Sieg.
Für das Intact-Team ging es sofort nach dem Rennen zum Flughafen Buriram und von dort mit Lion Air weiter nach Bangkok. Am Montagmorgen um 0.50 Uhr Ortszeit saßen Jürgen Lingg, Intacts Moto3-Teamchef Peter Öttl sowie andere Fahrerlagerprominenz wie die KTM-Führung um Pit Beirer und die ServusTV-Kommentatoren Stefan Bradl und Alina Marzi im Flug TG924 von Thai Airways und landeten mit leichter Verspätung um 7 Uhr am Flughafen in München.
Nach so einem starken Saisonstart fand Jürgen Lingg viele lobende Worte für seine Fahrer und die Crew, aber auch für Kalex.
«Wenn es so heiß ist wie in Thailand, mit deutlich über 50 Grad Celsius Asphalttemperatur, reagiert das Motorrad nicht mehr groß auf die Abstimmung, es ist einfach rutschig», hielt der Allgäuer im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Natürlich kann man ein bisschen nachhelfen und ist immer auf Gripsuche, die Strecke gibt aber irgendwann nicht mehr mehr her. Deshalb sind für den Fahrer auch Resultate bei solchen Bedingungen aussagekräftig. Wenn er das managen kann, dann hat er das durchdrehende Hinterrad im Griff und weiß, dass er ein bisschen sanfter und runder fahren muss.»
«Unsere Jungs waren dieses Jahr von Anfang an schnell», betonte Lingg. «Sie waren bei den Tests in Portimao schnell, das ist eine ganz spezielle Strecke. Sie waren bei den Tests in Jerez schnell, dort herrschte das Gegenteil von Thailand mit besten Bedingungen und super Grip. Insgesamt gesehen sind das also aussagekräftige Resultate. Kalex hat ziemlich was gemacht, das Chassis hat ein paar gute Updates gekriegt. Das funktioniert auch gut, die sind richtig glücklich damit. Die haben top Arbeit geleistet, ein großes Kompliment an Kalex. Das Chassis ist jetzt weicher – wobei, so einfach kann man das nicht sagen. Die Bremsstabilität blieb die gleiche, aber die Torsion ist anders.»
Ist die Wahl des Chassis-Herstellers auch ein Stück weit ein Trend? «Auf jeden Fall», bestätigte Lingg. «Die SpeedUp oder Boscoscuro waren immer schon gut. Wenn du dann Fahrer hast, die sich mit diesem Motorrad arrangieren können, dann geht es vorwärts. Und wenn du Teams dazu kriegst, dann wirst du beflügelt – weil die neuen Teams sehen, dass es bei den anderen ja auch geht. Dann ist das aus dem Kopf draußen. Bei Rennfahrern ist es oft so, dass sie denken, dass es nicht geht. Aber wenn es einer vormacht, dann können es die anderen auch. Was mir aufgefallen ist: Die Kalex war in der Vergangenheit ziemlich ausgeglichen, die funktioniert überall. Die SpeedUp hat so manche Strecke, wo sie saugut war. Dort hatten sie etwas mehr und sind dafür auf anderen Strecken ein bisschen gestrauchelt.»
Ergebnisse Moto2 Buriram, Rennen (2. März):
1. Manuel González (E), Kalex, 22 Runden in 35:13,072 min
2. Arón Canet (E), Kalex, +2,600 sec
3. Senna Agius (AUS), Kalex, +6,491
3. Diogo Moreira (BR), Kalex, +6,742
5. Marcos Ramirez (E), Kalex, +9,561
6. Barry Baltus (B), Kalex, +11,244
7. Jake Dixon (GB), Boscoscuro, +11,345
8. Daniel Holgado (E), Kalex, +13,174
9. Alonso Lopez (E), Boscoscuro, +14,188
10. Filip Salac (CZ), Boscoscuro +14,926
11. Albert Arenas (E), Kalex, +15,757
12. Deniz Öncü (TR), Kalex, +18,820
13. Tony Arbolino (I), Boscoscuro, +19,152
14. Adrian Huertas (E), Kalex, +19,999
15. Mario Aji (RI), Kalex, +20,750
WM-Stand nach 1 von 22 Rennen:
1. Manuel González, 25 Punkte. 2. Canet 20. 3. Agius 16. 4. Moreira 13. 5. Ramirez 11. 6. Baltus 10. 7. Dixon 9. 8. Holgado 8. 9. Lopez 7. 10. Salac 6. 11. Arenas 5. 12. Öncü 4. 13. Arbolino 3. 14. Huertas 2. 15. Aji 1.
Konstrukteurs-WM:
1. Kalex, 25 Punkte. 2. Boscoscuro 9.