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Forward Racing: Sechs Fahrer, blamable Leistungen

Von Günther Wiesinger
Simone Corsi wird unter seinem Wert geschlagen

Simone Corsi wird unter seinem Wert geschlagen

Das italienische Team Forward Racing hat sich beim Jerez-GP nicht mit Ruhm bekleckert. Aber das sehen nicht alle Beteiligten so.

Masse statt Klasse – so lässt sich die Strategie von NGM Mobile Forward Racing 2013 umschreiben. Sechs Fahrer (vier in der Moto2, zwei in der MotoGP) setzt die Truppe von Giovanni Cuzari in dieser Saison ein. So viele hat sonst nur die Drei-Klassen-Gesellschaft von Jorge «Aspar» Martinez. Aber der kämpft in der Moto3 mit Jonas Folger um Podestplätze, hat mit Nico Terol 2013 schon einen Moto2-GP-Sieg errungen und dominiert in der MotoGP dank Aleix Espargaró und Randy de Puniet das Claiming-Rule-Geschehen. Forward hingegen macht seinen Namen wenig Ehre. Es sollte sich vielleicht lieber «backwards» (rückwärts) nennen. Immerhin haben die dürren Press Releases einen beispiellosen Unterhaltungswert.

Bei Forward Racing fällt in erster Linie die pompöse neue Hospitality auf, wo Jorge Lorenzo am Abend um 22 Uhr noch gern zum Tischtennisspielen erscheint.

Die Resultate der Fahrer? Am besten sollte man sie unter den (Tischtennis-)Tisch kehren.

Dass Colin Edwards (39) die richtige Zeit zum Aufhören längst verpasst hat, lässt sich schwer bestreiten. 2012 redete er sich auf die Suter-BMW aus. Dieser angebliche «Scheisshaufen» kam mit Danilo Petrucci (und der ist auch kein neuer Rossi) bemannt in Jerez allerdings vor ihm ins Ziel.

Edwards schaffte mit der FTR-Kawasaki in Jerez nach zwei Ausfällen 2013 die ersten Zielankunft. Als 15. erbeutete er den ersten WM-Punkt.

Die Qualität der Forward-Pressemitteilungen sind üblicherweise punkto Belanglosigkeit nicht zu überbieten. Beispiel Colin Edwards vom Sonntag: «Ich bin so schnell gefahren wie möglich...»

Eine höchst aussergewöhnliche Taktik bei einem Rennfahrer. Und durchaus nachahmenswert.

Es gibt bei Colin auch noch Spielraum nach oben: Der zur sanften Brise verflachte «Texas Tornado» büsste in Jerez in 27 Runden 78,177 sec auf den Sieger ein. 2,8 sec pro Runde. Übrigens: Beim Malaysia-Test im Februar sagte uns Edwards, die FTR-Kawasaki habe riesiges Potenzial. Das ist heute eine häufig gebrauchte diplomatische und durchaus gebräuchliche Formulierung und heisst ungefähr: «Momentan ist die Kiste unbrauchbar.»

Moto2: «Ein bitteres Rennen
»
Nach dem Moto2-Rennen von Jerez sprach Forward von einem «bitteren Rennen». Naja, mit einer etwas positiveren Sichtweise könnte man auch von einer geschlossenen Mannschaftsleistung sprechen. 14. Simone Corsi. 15. Alex De Angelis. 16. Mattia Pasini. 21. Ricky Cardús.

Drei dieser Fahrer haben schon GP-Siege errungen: Corsi 5, De Angelis 4, Pasini 10. Seit sie bei Forward sind, gehen sie unter. Vielleicht wäre Kalex oder Suter eine bessere Fahrzeugwahl gewesen als Speed-up, eine Kreuzung zwischen Aprilia und FTR.

Mattia Pasini ist anderer Ansicht, wenn man dem famosen Press Release Glauben schenken darf. Nachdem er 44,8 Sekunden hinter dem Sieger (aber immerhin noch bei Tageslicht) als 16. im Ziel eingetroffen war, posaunte er: «Wir haben das Potenzial für Siege.» Fragt sich nur: In welcher Sportart?

Alex De Angelis erklärte gemäss Pressemitteilung, er habe nach dem Warm-Up nicht mit so einem so durchschlagenden Erfolg (Platz 15, Rückstand 35,8 Sekunden) gerechnet. Corsi war von seiner Darbietung weniger hingerissen. Er beklagte sich über mangelnden Hinterradgrip und Mangel an Gefühl für das Motorrad – wie Cardús.

Obwohl die Leistungen von Jerez kaum mehr zu überbieten sind, hat Forward Racing in der Woche nach dem beispiellosen Durchbruch beim Spanien-GP einen Zwei-Tages-Test in Estoril/Portugal eingeschoben.
 
Das heisst: Die Gegner werden sich am 19. Mai in Le Mans warm anziehen müssen. Aber vielleicht nur wegen des dort meist recht kühlen Wetters.

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