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Sandro Cortese: «Bradl als Teamkollege wäre cool»

Von Günther Wiesinger
Das Dynavolt Intact-GP-Team könnte 2016 mit einem «Dream Team» mit den zwei deutschen Ex-Weltmeistern Cortese und Bradl antreten.

Sandro Cortese bestreitet 2015 die dritte Saison im Dynavolt Intact GP-Team von Stefan Keckeisen (Keckeisen Akkumulatoren), Wolfgang Kuhn (Kuhn Bau AG) und Technikdirektor Jürgen Lingg, es wurde extra für den Moto3-Weltmeister von 2012 gegründet und für den siebenfachen GP-Sieger massgeschneidert.

Cortese schaffte 2014 in Brünn mit Platz 3 seinen ersten Podestplatz, er schloss die WM-Saison im Vorjahr als Neunter ab. Jetzt reist der 25-jährige Berkheimer als WM-Fünfzehnter nach Indianapolis. Und er weiss, dass er 2016 einen starken Teamkollegen kriegen soll.

Wenn Stefan Bradl keinen Platz in einem konkurrenzfähigen MotoGP-Team mehr findet, könnte der Zahlinger beim Intact-Team unterschreiben.

Teambesitzer Stefan Keckeisen ist stolz auf seinen Rennstall, der längst einen guten Ruf geniesst, technisch grossartig aufgestellt ist und finanziell nicht zuletzt dank Dynavolt, Liqui Moly, Intact und Kuhn Bau auf gesunden Beinen steht. «Wir wollen im Allgäu das erfolgreiche Abt Racing Team des Motorradsports werden», hat er sich vorgenommen.

Nach dem Vorbild von Marc VDS Racing (Rabat, Alex Márquez) und Technomag (Lüthi, Aegerter) will die Intact-Mannschaft künftig zwei Topfahrer unter Vertrag haben – und somit den nächsten Schritt zur Weltspitze machen. Cortese ist für 2016 fix. Die Frage des Teamkollegen ist noch offen.

Sandro, das Intact-Team überlegt seit mehr als einem Jahr die Aufstockung auf zwei Fahrer. Jetzt ist das Thema sehr konkret geworden. Dein alter Kumpel Stefan Bradl ist im Gespräch. Hättest du lieber einen Fahrer, den du sicher im Griff hast?

Was mich persönlich weiterbringt, ist ein starker Teamkollege. Es bringt mir nichts, wenn wir irgendjemand holen, nur damit wir zwei Fahrer und damit zwei Teamplätze haben. Wir brauchen einen Fahrer, der mindestens gleich schnell ist ?wie ich, wenn nicht sogar schneller.
Ob es jetzt der Stefan ist oder wer auch immer: Der Grundspeed ist dann von beiden sehr hoch, egal wer dann neben mir ist. Man pusht sich gegenseitig.
Natürlich will man nicht, dass der Teamkollege vor einem rumfährt. Zwei schnelle Fahrer, das bringt im Endeffekt das Team weiter, aber gleichzeitig auch beide Fahrer.

Es gab auch andere Kandidaten wie Sam Lowes. Auch Folger, Schrötter und Öttl waren ein Thema. Hast du da als Fahrer ein Mitspracherecht? Wirst du überhaupt gefragt?

Ich bin bei diesem Thema sehr wenig involviert. Ich habe mich da auch bewusst zurückgehalten. Denn meine Hauptaufgabe ist es, Rennfahrer zu sein. Es ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden, wer 2016 mein Teamkollege wird. Ich denke, ich kriege am Schluss sicher mit, wer in der engeren Auswahl ist oder wer wirklich Interesse zeigt.
Aber ich bin da eher sehr zurückhaltend. Ich habe auch gesagt, dass ich in die Anfangsgespräche nicht involviert sein will. Ich will mich nicht damit befassen.

Wäre dir zum Beispiel ein Stefan Bradl lieber als Jonas Folger, der anscheinend sowie aus dem Rennen ist?

(Er seufzt). Letztendlich spielt es keine Rolle, ob der Jonas oder der Stefan neben mir ist. Man muss als Teamkollege immer schauen, dass man den Teampartner besiegt. Ob es der Stefan oder der Jonas ist, spielt keine Rolle.
Ich komme auch mit Jonas sehr gut aus. Aber ich habe mit ihm weniger Kontakt als mit Stefan, den ich seit der 125-ccm-IDM 2004 kenne. Wir kennen uns echt gut – und sehr lange.
Mit Stefan, das wäre auf jeden Fall eine coole Sache. Zwei deutsche Fahrer in einem Team, das wäre ein Highlight für alle.

Es wären zwei Ex-Weltmeister, die an der Wiederherstellung ihres Rufs arbeiten müssen: Du bist WM-Fünfzehnter, Bradl WM-Neunzehnter.

So ist es, ja. (Er lacht). Wir haben ein gemeinsames Ziel.
Aber Stefan soll zuerst einmal schauen, dass er die Chance, die er jetzt bei Aprilia bekommen hat, noch gescheit nützt.

Stefan Bradl fährt jetzt die vierte MotoGP-Saison. Wie schwierig wird es für ihn sein, wieder zum Moto2-Fahrstil zurückzufinden? Was würdest du ihm 2016 in der Moto2-WM zutrauen?

Ich kann das echt sehr schwer einschätzen, denn ich weiss ja nicht... Ich bin noch nie MotoGP gefahren. Deshalb kann ich nicht sagen, er müsse dies oder jenes in der Moto2 anders machen.
Der Stefan hat von Haus aus einen hohen Speed. Er wird sicherlich vorne dabei sein. Vielleicht wird er einen oder zwei Tests brauchen. Oder vielleicht nur einen Tag... Vielleicht setzt er sich drauf und ist auf Anhieb schnell.
Natürlich ist das Level in der Moto2 sehr hoch. Das hat jeder gesehen. Die Leistungsdichte wird von Jahr zu Jahr noch grösser. Es kommen von der Moto3 immer junge Fahrer nach, während in die MotoGP nur sehr wenige hochgehen.

Manchmal kommen von oben Fahrer runter.

Ja, das passiert auch...

2016 könnten Zarco, Rabat und Lowes in der Moto2 fehlen. Dann werden die starken Sieganwärter weniger? Die Favoriten sind 2016 Rins, Lüthi, Aegerter, Folger, Siméon, Morbidelli und so weiter

Ja, Rins ist sehr stark. Morbidelli. Stefan Bradl...

Es fallen aber wohl einige Topfahrer von 2015 weg?

Natürlich sind die aktuellen Top-3 extrem schnell, also Zarco, Rabat und Lowes. Die sind dann voraussichtlich weg. Aber es gibt jedes Jahr Überraschungen – wie Zarco 2015. Vielleicht steigert sich Alex Márquez oder ein anderer Junger. Es kommen immer Fahrer zum Vorschein, mit denen man nicht rechnet.

Wenn Jonas Folger zu Marc VDS wechselt, kommt er in ein Spitzenteam. Dann werden seine Leistungen konstanter?

Ja, Jonas darf man nicht vergessen. Aber ich kenne seine Pläne für die nächste Saison nicht.

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