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Jürgen Lingg (Intact): «Folger ist die beste Option»

Von Günther Wiesinger
Intact-Teamchef Jürgen Lingg traut Neuverpflichtung Jonas Folger für 2016 den Moto2-WM-Titel zu. Er sieht bei ihm Ähnlichkeiten zu Stefan Bradl.

Das Dynavolt Intact GP-Team überlegte schon in der Saison 2014, ob für 2015 ein zweiter Moto2-Fahrer für 2015 engagiert werden sollte. Doch es wurde nicht genug Geld aufgetrieben, es blieb beim Ein-Mann-Team mit Sandro Cortese.

Für die kommende Saison wurde frühzeitig überlegt, wie sich die Mannschaft von Stefan Keckeisen, Wolfgang Kuhn (Kuhn Bau AG) und Technikchef Jürgen Lingg verstärken könnte. Fahrer wie Lowes, Siméon, Salom, Lüthi, Bradl, Folger, Schrötter und Öttl standen zur Diskussion. Beim Brünn-GP wurde dann eine Einigung mit Jonas Folger erzielt, den Jürgen Lingg im Juli noch als fixen Kandidat bei Marc VDS (statt Rabat) gesehen hatte.

Jürgen Lingg, Intact-Teammanager und Technik-Direktor, sprach mit SPEEDWEEK.com über die Verpflichtung von Jonas Folger und dessen Chancen 2016.

Jürgen, ihr habt zwar immer gesagt, der zweite Fahrer muss kein Deutscher sein. Aber mit Jonas Folger habt ihr jetzt einen Volltreffer gelandet. Er hat 2015 schon zwei Rennen gewonnen, er kann noch WM-Vierter werden.

Tom Lüthi hätte mir auch echt gut gefallen. Ich habe im Sommer einmal mit ihm gesprochen. Im Juli und August war Stefan Bradl für uns erste Wahl. Aber er hat uns immer gesagt, dass er in der MotoGP-Klasse bleiben wird, wenn er ein vielversprechendes Angebot bekommt. Das hat sich dann bei Aprilia in Brünn bereits abgezeichnet.
Als sich in Brünn doch noch die Möglichkeit mit Jonas ergeben hat, habe ich zu Teambesitzer Stefan Keckeisen gesagt: «Jetzt müssen wir Gas geben und den Sack mit Jonas sofort zumachen.»
Jonas war vorher eigentlich einige Zeit lang nimmer im Gespräch, die haben sich nimmer gerührt. Deshalb war ich überzeugt, er fahre fix bei Marc VDS. Als ich in Brünn mitgekriegt habe, dass zwischen Jonas und Marc VDS noch gar nix geklärt ist und Stefan weiter in der MotoGP-WM bleiben wird, haben wir uns sofort mit dem Jonas zusammengesetzt.
Wir sind jedenfalls jetzt happy. Für uns ist Jonas definitiv die beste Option.

Bei Jonas Folger wird bemängelt, dass er schon ins ehr guten Teams wie Ajo und Martinez war, aber noch nie über eine komplette Saison konstante Leistungen brachte. Er hat oft stark schwankend Leistungen. Woran kann das liegen? Arbeitet er zu viel auf eine schnelle Trainingsrunde hin? Hast du das schon analysiert?

Der Jonas war schon in guten Teams, richtig. Ich sehe es so, dass er 2011 bei Ajo einfach noch zu jung war. Da hat er mit 17 Jahren noch gar nicht verstanden, worum es geht.
Bei Aspar Martinez hatte er 2012 und 2013 sicher ein gutes Team. Aber es hat sich damals schon abgezeichnet, dass die Werks-KTM ein bisschen konkurrenzfähiger waren als die Kalex-KTM.
Was Jonas jetzt in der Moto2 passiert, das sieht man bei ganz vielen Fahrern.
Diese Konstanz reinzubringen, das ist unsere grosse Herausforderung für die nächste Saison. Ich hoffe, wenn wir mehr Daten haben und noch zielstrebiger schaffen können, dass die Konstanz reinkommt.
Ich denke, das ist die Kombination zwischen Fahrer und Team. Das heisst aber nicht, dass der Fahrer schlecht ist oder das Team schlecht ist. Sondern es kommt auf die Art und die Qualität der Zusammenarbeit an.
In der Moto2 ist es echt schwer, eine Konstanz reinzubringen. Das schaffen nur die absoluten Top-Teams wie Marc VDS und das Ajo-Team. Dann hat es sich. Das muss jetzt auch unser Ziel sein.

Das Ajo-Team kam 2015 neu in die WM und wurde mit Zarco gleich im ersten Jahr Weltmeister. Was haben die besser gemacht?

Johann Zarcos Crew-Chief Massimo Brancini war ewig schon bei Aprilia. Der könnte heute genau so gut beim Aprilia-Werksteam von Stefan Bradl in der Box sein. Der ist wirklich gut.
Natürlich ist auch Zarco gereift. Er hat aus seinen Fehlern gelernt. Das muss beim Jonas und beim Sandro auch noch passieren.

Von welchen Fehlern sprichst du?

Ich denke, Zarco war oft übermotiviert, wenn ich mich an seine Aktionen erinnere, zum Beispiel mit Nico Terol. Er hat es oft übertrieben. Inzwischen hat er mehr Ruhe reingebracht, dadurch hat sich seine Konzentration verbessert. Das muss uns auch gelingen.
Es gibt mit Marc VDS und Ajo nur zwei Moto2-Teams, die regelmässig vorne sind. Wir gehören da bisher leider noch nicht dazu. Das wollen wir für nächstes Jahr anstreben. Mit der Konstellation, die ich geplant habe, sollten wir gute Möglichkeiten haben.

Welche realistischen Ziele kann sich das Intact-Team für 2016 setzen? Kann Jonas Folger um den Titel fahren?

Wenn wir das Team so formen können, dass sich Jonas bei uns wohlfühlt und wenn wir die nötige Konstanz hinkriegen, die wir uns vornehmen, dann denke ich schon, dass er die Möglichkeiten dazu hat. Natürlich wird das schwer. Aber ich sehe bei Jonas wirklich viel Potenzial.
Ich habe auch das Gefühl, dass er jetzt ein bisschen gereift ist. Es geht nur um die besagte Konstanz. Da müssen wir auch als Team noch dran schaffen.
Wenn alles passt, dann gewinnt er halt das Rennen, das wissen wir. Das war auch bei Stefan Bradl oft so.
Ich sehe bei Jonas fahrerisch jetzt viele Sachen, die ich während meiner Zeit im Kiefer-Team auch bei Stefan Bradl gesehen habe.

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