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Tom Lüthi: «Noch drei Moto2-Jahre? Warum nicht?»

Von Günther Wiesinger
Der Schweizer Tom Lüthi (30) liebäugelt seit Jahren mit der MotoGP-WM. Aber es hat nie geklappt. Jetzt betont er: «Ich kann mir auch noch drei weitere Moto2-Jahre vorstellen.»

Tom Lüthi beschwerte sich in diesem Jahr im Juni nach seiner Trainingsbestzeit in Assen, dass die MotoGP-WM seit Jahren vom Jugendwahn befallen sei und er aus Altergründen nie berücksichtigt werde – im Gegensatz zu Miller, Rabat, Rins, Lowes, Zarco, Folger und Co.

Der Kalex-Pilot ärgert sich, weil er als Moto2-WM-Dritter nach Aragón kam, aber als einziger aus den Top-5 mit seinen 30 Jahren keinen MotoGP-Platz für 2017 gefunden hat. Und der Nebenjob als MotoGP-Testfahrer bei KTM dürfte ihm auch noch durch die Lappen gehen.

Lüthi wurde seit seinem 125-ccm-Titelgewinn im Jahr 2005 immer wieder mit MotoGP-Teams in Zusammenhang gebracht, mit Honda, mit Ilmor, mit BMW, mit Suzuki für 2012, mit Tech3-Yamaha, mit Aspar-Honda für 2015, mit KTM für 2016.

Aber es hat nie geklappt. Der Eidgenosse wurde am 6. September 30 Jahre alt und absolviert jetzt seine achte Saison in der Mittelgewichtsklasse.

Von 2007 bis 2009 nahm Tom mit einer Werks-Aprilia RSA an der 250er-WM teil, dann wechselte er in die Moto2-WM, wo er sieben Jahren sieben GP-Siege herausgefahren hat. Zwei im Jahr 2016 – in Doha und Silverstone.

Lüthi ist jetzt WM-Vierter hinter Zarco, Rins und Lowes, zum dritten WM-Rang fehlen ihm acht Punkte.

Tom, ich habe im Juni in Assen zur dir gesagt: Gewinn' drei Rennen hintereinander, dann hast du schneller ein paar gute MotoGP-Angebote auf dem Tisch, als du schauen kannst. Ausserdem steigen jetzt mit Zarco und Lowes zwei Fahrer auf, die auch schon 26 Jahre alt sind.

Ja, das ist richtig. Aber ich weiss nicht, ob die Teamchefs in der MotoGP-Klasse nicht weiter so denken, dass es unbedingt ein junger Fahrer sein muss. Sie glauben immer noch, dass ein idealer Kandidat 20 Jahre alt sein soll und nicht älter sein darf.
Aber ich habe mir seit Assen nicht mehr viele Gedanken über dieses Thema gemacht.

Du bist inzwischen der älteste und längst dienende Fahrer in der Moto2-Klasse. Kannst du dir vorstellen, noch einmal drei Jahren in dieser Kategorie zu fahren, in der du es nächstes Jahr mit Teenagern wie dem jetzt 16-jährigen Quartararo zu tun bekommst?

Ja, klar, ich kann Rennen gewinnen. Und wenn das kein ausreichender Grund ist, um genug Motivation zu haben, dann weiß ich auch nicht... Ich kann mir das sehr gut vorstellen.
Wir sind für nächstes Jahr sehr gut aufgestellt. Oder besser gesagt: Wir sind immer noch dabei, uns aufzustellen. Ich glaube schon, dass in der Moto2 für mich noch einiges drinnen liegt.

Du hast vor einem Jahr gesagt, die Infrastruktur in deinem Schweizer Team muss besser und professioneller werden. Aber du hast wieder nicht um den Titel kämpfen können. Was fehlt noch, um ein echtes Top-Team zu werden, das jedes Rennen gewinnen kann?

Da sind wir nicht weit weg. Das ist ein gutes Team. Wir sind gut aufgestellt, deshalb habe ich mich auch entschieden, hier zu bleiben.
Die Zusammenarbeit mit Crew-Chief Gilles Bigot, der für 2016 neu zu mir kam, klappt sehr gut. Das ist positiv. Aber Gilles und ich, wir können noch weiter wachsen.
Ich glaube, dass es für nächstes Jahr sehr gut aussieht.

Du hast in dieser Saison den Auftakt in Katar gewonnen. Damals warst du überzeugt, dass die nötige Konstanz vorhanden ist, um im Titelkampf ein Wörtchen mitzureden. Aber dann hast du erst beim zwölften Grand Prix wieder gewonnen. Die Beständigkeit fehlte wieder, woran liegt das? Du hast das in der Moto2 seit 2010 nie hingekriegt.

Da schaffe ich dran. Den Grund kann ich dir auch nicht sagen. Ich probiere immer, meine Konstanz zu verbessern, klar.
Ein Zarco ist zum Beispiel jetzt auch wieder ziemlich weg von den Top-Ergebnissen. Er war seit vier Rennen nicht auf dem Podest. Deshalb hat Rins stark aufgeholt. Vorher war Zarco fast schon Weltmeister... Und am Saisonstart 2016 lief es bei ihm auch nicht gleich nach Wunsch.
Es ist einfach die Moto2-Klasse. Es liegt alles eng beisammen. Es ist schwierig.

Johann Zarco war war von 2012 bis 2014 bei Teams wie JiR, Iodaracing und Caterham in der WM Zehnter, Neunter und Sechster. Dann kam er zu Ajo und wurde auf Anhieb Weltmeister. Im zweiten Jahr ist er ebenfalls WM-Leader, er hat 2016 schon fünf Rennen gewonnen. Du hättest 2017 bei Ajo auf der Werks-KTM fahren können – und hast abgelehnt.

Ich weiß nicht, ob der Erfolg von Zarco am Aki liegt... Ich werde jedenfalls beim Garage Plus Interwetten-Team bleiben, das ist entschieden. Wie gut Aki Ajo ist, ich kann es nicht beurteilen.

Aber du bist schon ins Grübeln gekommen, als das Angebot von Ajo gekommen ist? Ist sein Rennstall einfach noch eine Nummer professioneller? Er hat gerade wieder souverän die Moto3-WM gewonnen.

Ich kann auch in meinem Team Rennen gewinnen. Aber die Transferdiskussionen sind jetzt passé. Ich mag gar nicht mehr drüber reden. Das Angebot von Ajo hat mich sehr zum Nachdenken gebracht... Es hat mich lange beschäftigt. Aber es ist jetzt vorbei!
Es war ein sehr gutes Angebot, ich wäre gern zu Aki gegangen.
Aber schließlich ist es Teambesitzer Olivier Métraux gewesen, der den Ausschlag gegeben hat. Ich wollte mit die Zukunft mit ihm nicht verbauen. Unser Moto2-Projekt könnte gemeinsam mit Olivier Métraux Zukunft haben.
Er könnte mir eines Tages auch helfen, den Schritt rauf in die MotoGP zu machen. Das war schlussendlich der Grund, warum ich hier geblieben bin. Dass ich Gilles Bigot weiter an meiner Seite habe, war mir auch sehr wichtig.

Olivier Métraux ist in der Schweiz in der Autoindustrie ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Ging es auch um eine Aufgabe oder einen Job nach deiner Rennfahrerkarrriere?

Nein, darüber haben wir noch nicht gesprochen. Es geht mir darum, meine Ziele im Sport erreichen zu können. Ich will noch einige Jahre in der Weltmeisterschaft fahren. Wie gesagt: Ich kann Rennen gewinnen. Deshalb müssen wir noch nicht über einen Job im Alter reden.

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