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Jos Schurgers: Seltenes Bridgestone-Motorrad bewegt

Von Thorsten Horn
Jos Schurgers mit seiner Bridgestone-125-Replica

Jos Schurgers mit seiner Bridgestone-125-Replica

Bei der «closed doors»-Veranstaltung auf dem Sachsenring steuerte der ehemalige 125-cccm-GP-Sieger Jos Schurgers (73) seine Bridgestone 125 aus dem Jahr 1973.

Die Chance, endlich wieder einmal auf einer Rennstrecke zu fahren, ließ sich am Anfang dieser Woche auch Jos Schurgers nicht entgehen. Der ehemalige 125-ccm-Grand-Prix-Sieger hatte sich von den Niederlanden zum Sachsenring aufgemacht, um bei den Test- und Einstellfahrten für klassische Rennmaschinen ein paar Runden zu drehen. Im Gepäck hatte er selbstverständlich seine Bridgestone.

Wie der heute 73-jährige Niederländer hat auch die 125-ccm-Bridgestone einen Grand-Prix-Sieg im Lastenheft stehen – und diesen feierte das Duo gemeinsam. Der 1. Juli 1973 in Spa-Francorchamps war der Ort des Geschehens. Es war die Übergangszeit, in der in der Achtelliterklasse noch mit Yamaha, aber auch mit weniger bedeutungsvollen Marken Siege einfahren konnte. Ab 1975 dominierte dann Morbidelli, später Minarelli und Garelli mit den Zweitakt-Zweizylindern die Achtelliterklasse. 1987 wurden sie durch das neue Reglement mit den 125-ccm-Einzylinder-Maschinen abgelöst.

1973 gewann der Schwede Kent Andersson fünf der zwölf Saisonrennen auf der Werks-Yamaha 125, der Ire Tommy Robb und der Brite Chas Mortimer je eines. Des Weiteren trugen sich der Italiener Otello Buscherini mit einer Malanca zweimal, Börje Jansson, ebenfalls aus Schweden, mit einer Maico einmal und ebenso Eugenio Lazzanrini ein (einziges) Mal mit einer Piovaticci in die Siegerlisten ein. Und einmal gewann Jos Schurgers mit einer Bridgestone.

Der japanische Reifenhersteller versuchte sich ab 1960 auch als Motorradbauer. Zunächst fertigte man 50-ccm-Mopeds mit Zweitaktmotoren sowie modernen Rahmen. Später erweiterte man das Sortiment mit 175-, 250- und 350-ccm-Motorrädern, doch schon 1970 stellte man die Motorradproduktion wieder ein.

Jos Schurgers war vom 175-ccm-Bridgestone-Drehschieber-Motor so angetan, dass er diesen zusammen mit dem deutschen Ingenieur Jörg Möller auf 125 ccm reduzierte und ein geschichtsträchtiges Unikat schuf. «Ich bin bis 1971 zusammen mit Jan de Vries im Kreidler-Team gefahren, war aber eigentlich ein bisschen zu groß für diese 50er. Dann wollte mich van Veen, der die Kreidler-Rennabteilung übernommen hatte, nicht mehr und ich musste mir was Neues suchen. Ich bin danach auf den 175-ccm-Drehschieber-Motor der Bridgestone gekommen und glaubte, dass dieser eine gute Basis sei», blickt Jos Schurgers zurück.

Und weiter: «1972 hatten wir noch einige technische Probleme. 1973 lief es deutlich besser. Ich war immer ziemlich weit vorn dabei, stand vier Mal auf dem Podest und konnte in Spa-Francorchamps schließlich gewinnen. Normal wäre ich WM-Zweiter geworden, doch wegen einem banalen technischen Defekt und einem körperlichen Infekt war ich am Ende nur WM-Dritter.»

Wenngleich das Motorrad nicht viel mit einer Bridgestone gemein hatte, nannte Jos Schurgers das Bike Bridgestone. Zweimal hat er das Werk in Japan angeschrieben und um etwas Unterstützung gebeten. Er hat allerdings nie eine Antwort bekommen.

Für 1974 verkaufte er das Motorrad an seinen Landsmann Henk van Kessel, der es als Basis für seine Condor verwendete. Jos Schurgers trat mit einer Kopie nur noch sporadisch an und wegen seiner Heirat sowie einer Firmengründung schließlich vom aktiven Rennsport zurück.

In den 1980er-Jahren bot sich Jos Schurgers die Gelegenheit, seine Bridgestone wieder zurückzukaufen, doch der erste Einsatz erfolgte erst 1998 bei der Centennial Classic in Assen. Danach wurde er ins Yamaha-Classic-Team von Ferry Brouwer integriert, sodass die Bridgestone wieder geschont werden konnte. Heutzutage kommt Jos mit zwei wieder selbst gebauten Bridgestone-Replicas zu den Classic-Veranstaltungen. Das Original-Motorrad steht zu Hause.

Die «closed doors»-Classic-Veranstaltung auf dem Sachsenring war auch für Jos Schurgers die erste Möglichkeit, 2020 zu fahren. «Bei uns geht wegen Corona noch gar nichts, da war es mir die weite Anreise wert. Außerdem komme ich immer gern nach Sachsen, mache immer noch ein bisschen Urlaub und habe viele Freunde hier. Als nächstes werde ich zur Moto Trophy von Manfred John in Oschersleben wieder nach Deutschland kommen. Ich hoffe, dass wir diese Jahr noch ein paar Veranstaltungen zusammenbekommen.»

An den Sachsenring hat Jos gute und eine weniger gute Erinnerungen. So fuhr er 1970 als Zweiter und ein Jahr später als Dritter mit seiner Kreidler jeweils auf das 50-ccm-Podest. Mit der Bridgestone wurde er hier 1972 Fünfter, dann war die erste Sachsenring-WM-Ära vorbei. «Ich bin immer gern auf dem alten Sachsenring gefahren und war auch recht erfolgreich. Der Kurs erinnerte mit den Bergauf- und Bergabpassagen und der Stadt- und der Walddurchfahrt ein wenig an Spa-Francorchamps. Auch die schnelle und flüssige Streckenführung habe ich gemocht», erkennt er Parallelen.

Das Original-Motorrad bewegte Schurgers in all den Jahren nur noch einmal. Das war anlässlich der ADAC Sachsenring Classic 2017, im Jahr des 90-Jahr-Jubiläums der deutschen Kultrennstrecke. «Nach dem schnellen Bergabstück bin ich in der Sachsenkurve gestürzt. Zum Glück ist das Motorrad auf der Strecke weiter gerutscht. So hat nur die Verkleidung etwas abbekommen», schildert Jos Schurgers die etwas heikle Situation für das Heil der Bridgestone.

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