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Peter Öttl: «Die Stewards fallen auf Gesten rein»

Von Günther Wiesinger
Der deutsche Husqvarna-Moto3-Teamchef Peter Öttl sagt, er leide seit Jahren unter den Fehlentscheidungen der FIM-Stewards. «Wir geben 1,5 Mio im Jahr aus, sie beeinflussen die Weltmeisterschaft», wettert der Bayer.

Nach dem Jerez-GP trafen wir keinen MotoGP-Fahrer, der sich nach den Bestrafungen von Morbidelli, Quartararo und Bagnaia nicht lauthals über die Willkür und das Gutdünken bei der Rechtsprechung des «FIM MotoGP Steward Panels» ärgerte.

Fabio Quartararo darf sich heute noch doppelt ärgern über die Disqualifikation nach dem Moto2-Sieg in Motegi 2018, als er wegen 0,05 bar zu wenig Luft im Hinterreifen aus der Wertung flog, weil sein Speed-Up-Team damals auf einen Protest gegen dieses fragwürdige Urteil verzichtet hatte.

In der MotoGP hingegen lassen sich die Teams, Werke und Fahrer seit bald zwei Jahren nicht bieten, dass Strafen wegen zu geringen Luftdrucks ausgesprochen werden, weil den Sensoren nicht getraut wird und die Fahrer die Korrektheit des Luftdruck nicht beeinflussen können, im Gegensatz zu den «track limits» zum Beispiel.

In den zwei kleinen GP-Klassen kam es in den letzten Jahren zu einer Inflation von Penaltys, vor allem wegen zu langsamer Fahrweise auf der Ideallinie oder wegen Überschreitens der Fahrbahnbegrenzungen (track limits).

Auch der sonst recht zurückhaltende Peter Öttl, Besitzer des Liqui Moly Husqvarna Moto3 Factory Teams mit den Piloten Ayumu Sasaki und und Colin Veijer, riss jetzt der Geduldsfaden.

«Nachdem es jahrelang nur die Moto3 betroffen hat, ist jetzt auch die MotoGP Klasse dran. Aber Moto3 hat ja kein Gehör gefunden», empört sich der fünffache GP-Sieger Peter Öttl. «Die Stewards haben uns mit ihren Entscheidungen schon einige GP-Wochenenden zerstört. Sie sind sich ihrer Verantwortung nicht bewusst und ahnen nicht, was sie mit ihren Fehlentscheidungen anrichten. Jahrelang mussten wir und unsere Fahrer antreten und uns von ihnen belehren lassen. Eigentlich sollten wir Teammanager die Stewards antreten lassen und ihnen sagen, welche Fehlentscheidungen sie in den letzten Jahren getroffen haben, womit sie die Rennergebnisse beeinflusst haben. Aber sie lassen keine andere Meinung gelten.»

Beim Le-Mans-GP soll es am Freitag beim Meeting der Safety Commission, zu der alle MotoGP-Fahrer eingeladen sind, zu einem Showdown mit den umstrittenen «FIM MotoGP Stewards Panel» mit Freddie Spencer, Andres Somolinos und Tamara Matko kommen.

Peter Öttl fällt es nicht schwer, einige Beispiele zu nennen. Zweimal war sein Titelanwärter Sasaki betroffen. «Beim diesjährigen Rennen in Argentinien. Dort hat Sasaki eine leichte Berührung mit Almansa gehabt, der dadurch einen Platz verloren hat. Das war eine ganze normale Rennsituation. Sasaki hat dann einen Vorsprung rausgefahren, musste aber dann einen Platz zurückgeben, was aus Sicht des Teams überhaupt nicht gerechtfertigt war. Ayumu musste nachher erneut aufholen, dabei ist er auf der nassen Fahrbahn zu Sturz gekommen. Das war die Auslöser für unsere ganze Argentinien-Misere.»

Öttl hat gehört, wie Fabio Quartararo in Jerez nach seiner Bestrafung auf diesen Zwischenfalls mit Sasaki und Almansa zu sprechen kam. Öttl: «Fabio hat diese leichte Berührung zwischen Sasaki und Almansa erwähnt. Er sagte dann: ‘Nakagami hat mich in Argentinien kurz nach dem Start gerammt, ich habe dadurch 15 Plätze verloren, aber es gab für Nakagami keine Strafe. Gar nix.’»

Der zweite Vorfall mit Sasaki fand in Jerez 2022 in einem freien Training statt. «Damals hat Guevara zwischen den Kurven 1 und 2 das Gas zugedreht», berichtet Öttl. «Nepa und Sasaki waren hinter dem Spanier und mussten deshalb auch das Gas zudrehen. Nepa musste sogar die Strecke verlassen und fuhr dann wieder auf die Piste zurück. In der Kurve 2 ist dann Foggia angebraust gekommen. Er ist bekannt dafür, dass er in solchen Situationen immer wild gestikuliert. Und die Stewards fallen immer auf solche Gesten rein. Deshalb wurde Sasaki zweimal bestraft. Er musste vom Ende des Feldes starten und dazu einen Long-Lap-Penalty absolvieren. Sasaki ist in Jerez damals trotzdem Sechster geworden, was eine phänomenale Leistung war. Aber allein mit diesen zwei Entscheidungen in Spanien 2022 und Argentinien 2023 haben uns die Stewards zwei Wochenenden zerstört.»

«So ein Moto3-Team kostet mehr als 1,5 Millionen Euro im Jahr», gibt Teamchef Öttl zu bedenken. «Wir strengen uns Tag und Nacht an, um möglichst erfolgreich zu sein. Aber die Stewards sind sich einfach nicht bewusst, was sie mit ihren Fehlentscheidungen bewirken. Solche Urteile können Weltmeisterschaften beeinflussen. Und wie gesagt: Sie lassen nicht mit sich reden. Du kannst argumentieren, wie du willst, das interessiert die überhaupt nicht. Das ist einfach nicht in Ordnung. Wenn in der Moto3 so etwas passiert, kannst du dich aufregen, wie du willst, das interessiert keinen. Jetzt trifft es die MotoGP ähnlich. Ich kann nur entgegnen: Solche unhaltbaren Zustände haben wir in der Moto3 schon seit Jahren! Jetzt finden sie in der MotoGP einfach mehr Gehör.»

Öttl bemängelt auch die fragwürdige Verhältnismässigkeit in den Urteilen des FIM-Stewards. «Es gab Fälle wie bei Andrea Migno, der einen Gegner zu Sturz brachte und dann nur einen harmlosen '3 places grid'-Penalty bekam. Das war also sicher ein gröberes Vergehen als jenes von Sasaki in Jerez 2022. Absolut unverständlich. Es gab im Vorjahr kleine Strafen für arge Vergehen und große Strafen für Lappalien. Das kann keiner nachvollziehen.»

Moto3-Ergebnis, Jerez (30.04):

1. Ortolá, KTM, 19 Rdn in 33:57,506 min
2. Alonso, GASGAS, + 0,034 sec
3. Masia, Honda, + 0,215
4. Sasaki, Husqvarna, + 0,207 
5. Rueda, KTM, + 0,549
6. Holgado, KTM, + 0,640
7. Artigas, CFMOTO, + 0,738
8. Suzuki, Honda, + 1,991
9. Deniz Öncü, KTM, + 3,862
10. Moreira, KTM, + 4,397
11. Fenati, Honda, + 4,412
12. Odgen, Honda, + 4,722
13. Bertelle, Honda, + 10,012
14. Farioli, KTM, + 11,335
15. Nepa, KTM, + 11,613 
ferner:
22. Ana Carrasco, KTM, + 33,671

Moto3-WM-Stand (nach 4 von 20 Rennen)

1. Holgado 59. 2. Moreira 55. 3. Ortolá 50. 4. Masia 47. 5. Artigas 41. 6. Suzuki 35. 7. Alonso 30. 8. Rueda 30. 9. Sasaki 23. 10. D. Öncü 23. 11. Muñoz 20. 12. Nepa 20. 13. Toba 19. 14. Salvador 18. 15. Odgen 17. 16. Migno 16. 17. Yamanaka 14. 18. Fenati 8. 19. Kelso 7. 20. Bertelle 7. 21. Veijer 7. 22. Azman 5. 23. Aji 4. 24. Fariol1 2. 25. Rossi 2. 26. Whatley 1.

Konstrukteurs-WM:

1. KTM 95. 2. Honda 72. 3. CFMOTO 41. 4. GASGAS 35. 5. Husqvarna 26.

Team-WM:

1. Leopard Racing 82. 2. Angeluss MTA Team 70. 3. Red Bull KTM Tech3, 61. 4. MT Helmets-MSi 60. 5. Red Bull KTM Ajo 53. 6. CFMoto Racing PrüstelGP 48. 7. Gaviota GASGAS Aspar 44. 8. CIP Green Power 34. 9. LIQUI MOLY Husqvarna Intact GP 30. 10. SIC58 Squadra Corse 21. 11. BOE Motorsports 20. 12. Vision Track Racing Team 18. 13. Rivacold Snipers Team 15. 14. Honda Team Asia 4. 


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