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Mahindra-Chef Choonia: «Suter als idealer Partner»

Von Günther Wiesinger
Mahindra-Rennchef Mufaddal Choonia

Mahindra-Rennchef Mufaddal Choonia

Mahindra will in der Moto3-WM mit Vazquez und Oliveira unter die Top-Ten. Rennchef Choonia verrät interessante Details.

Für Mahindra Racing beginnt die dritte Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft. In den ersten zwei Jahren wurde bei Partner Engines Engineering viel Lehrgeld bezahlt. Weder die 125-ccm-Zweitakter in der Saison 2011 (Fahrer: Danny Webb und Marcel Schrötter) noch die 250-ccm-Viertakter, die für 2012 bei Oral Engineering gebaut wurden, erwiesen sich als konkurrenzfähig.

In Brünn 2012 wurde eine Partnerschaft mit dem Schweizer Unternehmen Suter Racing Technology verkündet. Die neuen Moto3-Maschinen waren die Überraschung der ersten IRTA-Tests in Valencia: Efren Vazquez und Miguel Oliveira hielten in den Top-Ten mit, obwohl vom Start des Projekts bis zum ersten Prüfstandtest nur vier Monate verstrichen sind.

Der Mahindra-Konzern beschäftigt in mehr als 100 Ländern weltweit rund 155.000 Mitarbeiter und wird von Managing Director Anand Mahindra befehligt, der 2011 den Valencia-GP besucht hat. Mahindra wollte 2012 den schwedischen Autohersteller Saab kaufen und setzt im Jahr rund 15,9 Milliarden US-Dollar um.

SPEEDWEEK.de traf einen gut gelaunten und sichtbar erleichterten Mufaddal Choonia zum Exklusiv-Interview. Der Inder ist Chief Executive Officer (CEO) von Mahindra Racing.

Die ersten beiden WM-Jahre haben sich für Mahindra schwierig gestaltet. Wann ist Ihnen 2012 bewusst geworden, dass Sie einen neuen Technik-Partner brauchen?

Wir haben 2010 die italienische Firma Engines Engineering von Alberto Strazzari gekauft. Deshalb waren wir gebunden, als es um die Entwicklung der ersten Moto3-Maschine ging. Als Strazzari seine Firma wieder zurückkaufte, konnten wir nach einer anderen Engineering-Company Ausschau halten. Ich musste nicht lange suchen, denn Andy Leuthe, der Marketing-Mann von Suter, hat mich richtig verfolgt... Wenig später sind wir mit Eskil Suter ins Gespräch gekommen. Ich habe gleich gesehen, dass er denselben Erfolgshunger und dasselbe Verlangen hat wie ich. Seine Firma war Konstrukteurs-Weltmeister in der Moto2. Da brauchte ich keinen weiteren Performance-Nachweis mehr.

Wir waren uns rasch einig. Wir wollen mit Suter als Partner zu den führenden Herstellern der Moto3-WM vorstossen.

Mahindra hat in Indien viel Know-how. Aber es fehlt uns am spezifischen Wissen für die Rennsport-Technologie. Suter ist ein idealer Partner für uns. Zwischen uns hat es sofort gefunkt.

Es hat vom ersten Tag an geheissen, Mahindra wolle sich an Suter Racing Technology finanziell beteiligen. Ist da etwas Wahres dran?

Die Mahindra Group gibt keine Statements zu etwaigen Plänen oder Spekulationen ab. Ich kann nur sagen: Momentan werden keine Gespräche in diese Richtung geführt.

Die ersten Tests mit der neuen Moto3-Mahindra sind sehr vielversprechend verlaufen. Überrascht?

Die Zusammenarbeit mit Suter war von Anfang an fabelhaft. Sein Know-how ist exzellent. Punkto «project execution» kann ihm niemand etwas vormachen. Es hat bisher eigentlich immer nur ermutigende Nachrichten gegeben. Bei allen Problemen wurde eine Lösung gefunden. Klar, es gab Tage, da mussten wir kleine Rückschläge hinnehmen. Aber wir sind nie gegen eine Wand gelaufen. Das ist wichtig. Für uns ist das eine aufregende Phase.

Ich bin sehr stolz auf unser Team. Ich bin überzeugt, dass wir ein erfolgreiches Jahr erleben werden. Es wird für Mahindra Racing ein sehr gutes Jahr werden. Das lässt sich nach den ersten drei Testtagen bereits abschätzen. Ich kann jetzt schon behaupten, wir haben einen der besten Motoren und eines der besten Fahrwerke. Wir marschieren in eine sehr gute Richtung.

Welche Ziele haben Sie für die Moto3-WM 2013?

Hm, ich möchte jetzt noch keine konkreten Zahlen nennen. Wir sind erst drei Tage gefahren.

Aber wir werden definitiv versuchen, am Jahresende beide Fahrer in der WM-Endabrechnung unter den ersten zehn zu haben. Da bin ich zuversichtlich. Der Start war sehr gut. Und wir werden uns noch weiterentwickeln.

Deshalb betreibt Mahindra Racing mit Andrea Locatelli und Michele Rinaldi auch wieder ein Team in der italienischen Moto3-Meisterschaft?

Ja, das liegt uns sehr am Herzen. Unsere beiden jungen Nachwuchsfahrer werden dasselbe Material erhalten wie unsere GP-Piloten. Denn unser Plan beinhaltet für sie auch Wildcard-Einsätze, zum Beispiel in Mugello und Misano, wenn das klappt und sie akzeptiert werden.

Sie hatten eineinhalb Jahre lang mit Marcel Schrötter einen deutschen Fahrer. Aber im Juli 2012 ist er abgesprungen. Jetzt ist er arbeitslos. Hat er sie enttäuscht?

Das ist die wichtigste Lektion, die ich 2012 gelernt habe. Vertrauen ist in diesem Sport sehr fragil. Manche Leute wollen gleich von Bord gehen und ein anderes Schiff entern, wenn die Erfolge auf sich warten lassen. Aber ich habe dafür Verständnis, wenn ich mich in die Situation des Fahrers versetzt. Die Karrieren von Rennfahrern sind kurz. Mahindra hat 2012 nicht zu den besten Teams gezählt. Marcel hat sich so entschieden. Er dachte, eine Trennung sei das Beste für ihn.

Jetzt haben wir Efren und Miguel. Ein vielversprechendes und grossartiges Fahrerduo.

Bisher haben wir noch nicht gehört, wie die Mahindra-Motorräder heissen. Gibt es schon eine Typenbezeichnung?

Ja, sie existiert. Unser Motorrad heisst MGP3O.

M steht für Mahindra, GP für Grand Prix, 3 für Moto3, und der Buchstabe O ist Bestandteil des Mahindra-Konzepts. Bei uns enden alle Produktnamen mit dem Buchstaben O. Es gibt bei uns Fahrzeuge mit zwei, drei, vier, sechs, acht und 16 Rädern mit Namen wie Scorpio, Centauro, Pantero oder Quadro.

Mahindra baut 140.000 Kleinkrafträder und Roller im Jahr. Da gehören wir nicht zu den Grossen in Indien. Aber unser Konzern stellt auch Kleinflugzeuge und Luxusyachten her. Ausserdem sind wir volumenmässig der grösste Traktorhersteller der Welt. Zum Konzern gehören auch Versicherungen und Reisebüros mit Timesharing-Konzepten.

Beim Valencia-Test standen die Teamchefs der Konkurrenz vor der Mahindra-Box Schlange. Sie haben viel Anerkennung geerntet. Wie viele Mahindra werden 2014 in der Startaufstellung stehen?

So viele wie möglich. Sechs sollten es auf jeden Fall sein. Aber wir suchen Teams mit bewährten Technikern und starken Fahrern.

Ich muss gestehen: Es wird mich mit Nationalstolz erfüllen, wenn erstmals europäische Teams mit indischen Rennmaschinen an den Start gehen.

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