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Teamchef Aki Ajo: Wie er Salom an die Spitze führt

Von Günther Wiesinger
Luis Salom (39) vor Folger, Rins und Viñales

Luis Salom (39) vor Folger, Rins und Viñales

Red-Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo hat aus Luis Salom einen Titelfavoriten geformt. Es bedurfte viel Überredungskunst.

Luis Salom schaffte zwar als Überraschungsmann in der Saison 2012 den zweiten Rang in der Moto3-Weltmeisterschaft, obwohl er im niederländischen RW Racing Team mit der Kalex-KTM weder die beste technische Betreuung genoss noch finanziell auf Rosen gebettet war.  Ausserdem eilte ihm der Ruf voraus, er stehe deshalb im Training immer zu weit hinten, weil er allein keine Spitzenzeiten fahren könne, erst im Rennen blühe er auf. Doch sein neuer Teamchef Aki Ajo hat Luis Salom alle Allüren ausgetrieben und dafür gesorgt, dass er aus dem Schatten des überragenden Maverick Viñales getreten ist. Pole-Position, Sieg und erstmalige WM-Führung in Katar – Luis Salom ist in der Moto3-WM der Mann der Stunde.

Der finnische Red-Bull-KTM-Teambesitzer Aki Ajo gilt als knallhart, als zielstrebig und erfolgsorientiert. Und er kann einen guten von einem schlechten Rennfahrer unterscheiden. Er hat seit 2008 die WM mit di Meglio gewonnen, 2010 mit Márquez, 2012 mit Cortese – jetzt versucht er es mit Luis Salom.

Nach dem Klassenwechsel von Weltmeister Sandro Cortese wäre Maverick Viñales der logische Nachfolger gewesen. Aber die Vertragssituation des spanischen Ausnahmekönners war Ajo im August zu undurchsichtig, zu verworren. Und er wollte keine 400.000 Euro Ablöse zahlen.

Als mich Aki Ajo 2012 am Sonntag beim Brünn-GP gegen 17 Uhr nach der Mobilnummer des Schweizers Marco Rodrigo fragte, musste ich kein Prophet mehr sein, um mir zusammenzureimen, wie sich Red Bull, KTM und Ajo für 2013 aufstellen würden. Rodrigo hat spanische Wurzeln und ist persönlicher Manager von Salom...

Aki Ajo wusste, dass sich in Salom einige fahrerische Defizite verbargen, deshalb nahm er sich den talentierten Spanier (er kommt aus dem Red Bull Rookies-Cup) bei den Testfahrten an die Brust, er wirkte beruhigend auf den Heisssporn ein.

Ajo: «Ich habe vom ersten Testtag an in Albacete sehr viel mit Luis gesprochen. Ich habe ihm klar gemacht, dass er seine Rundenzeiten bei den Tests, in den Trainings und im Qualifying künftig allein fahren muss, dass er also seine Konzentration verbessern muss. Er hat mir sehr aufmerksam zugehört. Ich habe ihm klargemacht, welche Methoden zum Erfolg führen.»


Die Ratschläge von Teamchef Aki Ajo

Aki Ajo, dessen Sohn Niklas (in Katar in den Top-Ten) selbst manchmal zu temperamentvoll agiert, liess sich auch bei den Wintertests nicht aus der Fassung bringen, als Viñales eine Bestzeit nach der anderen aus dem Ärmel schüttelte.

«Ich habe Luis gesagt: ‹Du hast sehr viel Talent. Du bist ein guter Rennfahrer. Aber wenn du Weltmeister werden willst, musst du dich verbessern, du musst konstanter werden, du musst zu jedem Zeitpunkt die Übersicht behalten. Und du darfst deinem Ärger erst nach dem Rennen freien Lauf lassen. Wenn im Rennen ein Zwischenfall passiert, der dich aufregt, darfst du dich nicht aus dem Konzept bringen lassen›», schildert Ajo. «Luis hat inzwischen alle Ratschläge beherzigt. Klar, er ist ein heissblütiger Spanier, in ihm fliesst mediteranes Blut. Aber er hat sich stetig verbessert, seit er bei uns ist. Er hat bei den Wintertests die Nerven bewahrt. Wenn wir hinten waren, habe ich gesagt: ‹Wir haben noch so und so viele Testtage, bleib ruhig.› Wir haben jede Runde, jede Minute gewissenhaft gearbeitet. Ich habe ihm eingeschärft: ‹Wir müssen nicht jeden Test dominieren, wir müssen einfach in der WM so oft wie möglich ins Ziel kommen. Dann können wir im Titelfight mitmischen.›»

Teamchef Aki Ajo versicherte, Luis Salom sei bisher alle Rundenzeiten ohne fremde Hilfe gefahren, er habe sich immens gesteigert und an Selbstvertrauen gewonnen. «Inzwischen gelingt es ihm, seine Gemütsregungen in den Trainings und im Rennen gut zu kontrollieren. Es spielt keine Rolle, wenn er nach dem Training mit der Faust an die Boxenmauer drischt, weil er sauer ist. Aber solange Luis auf dem Motorrad sitzt, muss er solche Gefühlsausbrüche unterdrücken», fordert Ajo.

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