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Wenig Nachwuchsförderung: Offener Brief an den DMSB

Von Matthias Dubach
Marcel Schrötter, zweifacher IDM-125-Meister: Sein Startplatz in der Moto2-WM 2013 sicherten private Sponsoren

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Die fast 1000 Mitglieder der Facebook-Gruppe «Unser MotoGP-Nachwuchs» wollen nicht weiter zusehen, dass Erfolge deutscher Fahrer von Einzelinitiativen abhängig sind und wünschen mehr Unterstützung durch den DMSB.

Mit den WM-Titeln von Stefan Bradl 2011 und Sandro Cortese 2012 sowie Siegen von Jonas Folger in den letzten drei Jahren erlebte der deutsche Motorradsport im Grand-Prix-Bereich einen Höhenflug. Dazu kamen aus deutschsprachiger Sicht noch Podestplätze der Schweizer Tom Lüthi und Dominique Aegerter hinzu.

«Aber was ist in ein paar Jahren?», stellt auf Facebook die Gruppe «Unser MotoGP-Nachwuchs # Support & Community» eine brisante Frage in den Raum. «Wir wollen nicht wieder achtzehn Jahre auf den nächsten Weltmeister warten. Hinter den Kulissen sieht es gar nicht rosig aus. Etliche Talente mussten schon aus finanziellen Gründen das Handtuch werfen. Unser Ziel ist es nun, auf unsere Nachwuchsfahrer aus allen drei deutschsprachigen Ländern aufmerksam zu machen und im günstigsten Fall den einen oder anderen Sponsor auf sie aufmerksam zu machen.»

Die Gruppe umfasst mittlerweile die beachtliche Zahl von 915 Mitgliedern, die sich alle eine bessere Unterstützung der Talente im deutschsprachigen Raum wünschen. In Italien gibt es etwa seit Jahrzehnten das Team Italia, in dem der Landesverband FMI die grössten Talente in die Moto3-WM, in die Superstock-600-EM oder in die nationalen Meisterschaften schickt.

Nun wandte sich die Interessensgemeinschaft mit einem offenen Brief an den DMSB, den SPEEDWEEK.com hier präsentiert:

«Sehr geehrte Damen und Herren, vielleicht erinnern Sie sich, ich hatte Sie schon einmal angeschrieben, als es darum ging, den Moto2-WM-Piloten Marcel Schrötter vor der Arbeitslosigkeit und dem eventuellen Karriereende zu bewahren. Leider erfolglos. Erwartungsgemäß erhielt ich Ihre Antwort, dass eine Hilfe Ihrerseits nicht möglich wäre. Das sieht in anderen Ländern, z. B. in Italien oder in den Niederlanden ganz anders aus.
Woran mag das liegen? Macht es Ihnen Spaß – sofern Sie überhaupt den Motorradrennsport verfolgen – z. B. bei den drei MotoGP-Rennen eines Wochenendes insgesamt neun spanische Podestbesucher zu bewundern?
Wäre es nicht in Ihrem Interesse, dass dort auch das eine oder andere Mal ein Einheimischer anwesend ist? Im Fall Marcel Schrötter tauchte dann ein privater Investor auf, der seine weitere Laufbahn gerettet hat und nun auch mitgeholfen hat, dass Luca Grünwald endlich seine längst überfällige Chance bekommt, als Stammfahrer die WM bestreiten zu können.
Das ist auch der Grund, dass ich Sie erneut mit meiner Schreiberei nerven muss. Es ist zum grossen Teil Privatinitiativen zu verdanken, dass wir noch mehrere gute Fahrer in internationalen Rennserien haben. Wenn wir in unserer Nachwuchsgruppe oder auf anderen Seiten bzw. Gruppen auf Facebook zu Spenden aufrufen, werden die betroffenen Fahrer des Öfteren der Bettelei bezichtigt. Es ist also eine absolut unhaltbare Situation für unsere Nachwuchsfahrer. Zweifelsohne bringen viele von ihnen ein Riesentalent mit und das darf nicht einfach weggeworfen werden!
Warum nehmen Sie das billigend in Kauf? Eines unserer Talente wurde bei einem Nachwuchsrennen im Rahmen der MotoGP am Sachsenring von einem renommierten spanischen Team angesprochen und ihm wurde angeboten, über die Spanische Meisterschaft (CEV) für die Moto3-WM aufgebaut zu werden. Weil das allerdings nicht zum Nulltarif möglich ist, der Pilot aber ohne Sponsoren dasteht, wird jetzt anstatt für die CEV für den Seriensport geplant!
Und da kommen mir die Unterstützungsgelder des Motorradweltverbands FIM wieder in den Sinn. Hier warten wir immer noch auf eine Stellungnahme. Was ist mit den Fördermitteln, die für den Nachwuchs gedacht waren und seit 1992 geflossen sind, passiert? Sollte man nicht im Interesse des nationalen Motorradsports anfangen, da zu fördern, wo es am nötigsten ist?
Das Konzept mit der Honda Trophy im Rahmen der IDM ist sicher eine sehr gute Idee, allerdings wird es vielen interessierten Fahrern fast unmöglich sein, das benötigte Budget zusammenzubekommen. Es wäre wünschenswert, Möglichkeiten zu schaffen, um die Gesamtsituation unseres Nachwuchses zukunftsfähiger und nachhaltiger zu gestalten.
Mit freundlichen Grüßen.»

Eine Antwort des DMSB blieb bisher aus.

Bei den im Brief angesprochenen Unterstützungsgeldern geht es um Beträge, welche der DMSB vom Weltverband FIM erhält. 1992 wurden im Vertrag zwischen der FIM und GP-Promoter Dorna festgelegt, dass jeder Landesverband 125.000 US-Dollar erhält, auf dessen Hoheitsgebiet ein Motorrad-GP stattfindet. Die Beträge flossen und fliessen über die FIM an die Föderationen, also auch an den DMSB. In einer grossen Recherche von SPEEDWEEK.com im Frühjahr liessen sich aber kein einziger Teamchef, kein Pilot und keine Eltern von Talenten finden, die jemals etwas von einer Verwendung dieser Gelder im Nachwuchsbereich gehört hätten. Immerhin hat sich in 22 Jahren eine erkleckliche Summe von 2,75 Millionen US-Dollar zusammen geläppert.

Die angesprochene DMSB-Honda-Trophy wird 2014 erstmals im Rahmen der IDM Superbike ausgetragen und ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der DMSB und IDM-Promoter MotorEvents haben zehn Honda NSF250R geordert, der Mietpreis für Fahrer zwischen 14 und 24 Jahren beträgt 8.330 Euro pro Saison. Die Trophy-Teilnehmer werden gemeinsam mit der IDM Moto3 starten (alle Fahrer von Production-Moto3-Honda sind trophy-teilnahmeberechtigt), für die Reifen müssen pro Saison 3.200 Euro aufgewendet werden.

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