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Peugeot-Team: Wie lange kann das noch gut gehen?

Von Günther Wiesinger
Das Peugeot-Team in Jerez: Links Thien, in der Mitte Peugeot-Manager Enrico Pellegrino, rechts MC-Racing-Geschäftsführer Meinhardt Rudolph

Das Peugeot-Team in Jerez: Links Thien, in der Mitte Peugeot-Manager Enrico Pellegrino, rechts MC-Racing-Geschäftsführer Meinhardt Rudolph

Kaum ist das Racing Team Germany in die Insolvenz geschlittert, zeigt auch das Nachfolge-Team Peugeot SP Racing Auflösungserscheinungen.

Das ehemalige Racing Team Germany tritt jetzt in der Moto3-Weltmeisterschaft unter der Bezeichnung Peugeot MC Saxoprint an, aber das Elend setzt sich fort.

Bei den vier ersten Rennen ging das offizielle Peugeot-Werksteam dreimal mit beiden Piloten leer aus.

In Jerez landeten John McPhee und Alexis Masbou im Qualifying auf den Rängen 25 und 30. Zur Erinnerung: Masbou gewann 2015 auf der Honda NSF250RW noch den Katar-GP, McPhee stand zweimal auf dem besten Startplatz und schaffte in Indy den zweiten GP-Rang.

An den Fahrern liegt es also nicht, obwohl sie in Jerez beide im Rennen stürzten.

«Freitagmittag hat bei uns alles noch funktioniert, auch das Schalten», schildert Thien. «Den ganzen Samstag hat es dann wieder überall gehakt. Weder das Motorrad noch die Fahrer sind momentan dort, wo sie hingehören. Fahrer und Motorrad gehören ja zusammen... Und wenn dir das Bike nicht genug Vertrauen gibt, kannst du auch auf diesem Ding nicht das Leben riskieren.»

Thien weiter: «Wir haben den Fahrern in Jerez gesagt: Die Motorleistung ist nicht dort, wo sie sein sollte. Wir können nur mit erhöhtem Kurvenspeed im Windschatten dran bleiben. Wir haben versucht, das Motorrad so abzustimmen, dass unsere Piloten wirklich schnell durch die Kurven fahren konnten. Das ging im Rennen für ein paar Runden gut. Bei Masbou hätte es vielleicht noch für ein paar Punkte gereicht... Aber sein Motorrad lief auf der Geraden so schlecht, dass er einfach immer mehr Risiko eingehen musste. Deshalb hat er das Vorderrad verloren. Ähnlich ist es John McPhee ergangen, zwei Runden früher.»

Altlasten und neue Probleme

Inzwischen liegt ein dunkler Schatten über dem neuen Rennstall, der jetzt in der WM-Tabelle mit McPhee (neun Punkte für Platz 7 im feuchten Rennen in Las Termas) auf dem 18. WM-Rang liegt. Masbou ist noch punktelos; 26 andere Fahrer haben bereits gepunktet in diesem Jahr.

Als neuer Geschäftsführer der im Winter gegründeten SP Racing GmbH aus Sachsen agiert zwar mit Meinhardt Rudolph eine neue Figur. Der ehemalige Busfahrer besitzt im richtigen Leben einen Taxi- und Personenbeförderungsbetrieb. Als zweiter neuer Gesellschafter tritt Pierre Dostmann (Pierre Dostmann Gebäudereinigung, Limbach-Oberfrohna) in Erscheinung.

Aber vier der sechs aktuellen Gesellschafter (Bernd Keller, Frank Beierlein, Dr. Uwe Fischer, Dirk Heidolf) waren auch Teilhaber der in Insolvenz befindlichen Racing Team Germany GmbH, die in der Bilanz 2013 bereits Verbindlichkeiten in der Höhe von 750.000 Euro auswies und für die letzten beiden Jahre keine Bilanz erstellt hat.

Im GP-Paddock ist von allen Seiten zu hören, Meinhardt Rudolph und Pierre Dostmann seien nicht gerade mit übertriebenem Fachwissen beschlagen, was internationalen Motorsport betrifft. Sie wirken eher wie Strohmänner oder stille Teilhaber der bisherigen Gesellschafter, die sich jetzt mit Insolvenzverwalter Dittmann rumschlagen müssen und in diesem Jahr noch in keinem GP-Paddock zu sehen waren.

Terrell Thien ist als neuer Teammanager mit unzähligen Ärgernissen und Altlasten konfrontiert. Er beklagt sich über den fehlenden Einblick in die finanzielle Situation des neuen Teams, die offenbar auch nicht gerade rosig ist.

Peugeot hat zwar die Materialkosten in der Höhe von 350.000 Euro an Mahindra Racing für die Motorräder bezahlt, aber das Saxoprint-Team muss die operativen Kosten, die Hospitality, die Reifen, die Fahrergagen, Reisespesen, den Rennbetrieb und so weiter bezahlen. Wir sprechen da von mehr als 700.000 Euro.

Und da ist schon wieder von deutlichen finanziellen Engpässen die Rede.

«Das Team fährt noch vor der Saisonmitte gegen die Wand», wird bei Mahindra befürchtet.

Terrell Thien wird schon seit dem Katar-GP nachgesagt, er überlege, ob er den Krempel hinschmeissen soll.

Doch Thien hält vorläufig wacker durch. «In Jerez gab es eine ganze Menge Krisensitzungen», erzählte er. «Es begann mit Mahindra. Die haben uns Updates versprochen, die aber nur das Werksteam von Aspar bekommen hat, was schon einmal komplett gegen alle Vorschriften ist. Wenn du Updates bringst, müssen sie allen Teams gleichzeitig zur Verfügung stehen. Wenn du zum Beispiel den Auspuff frei gibst, darf jeder machen, was er will. Du kannst aber nicht den Auspuff reglementieren und sagen, du darfst nur den von Mahindra benützen. Es hat aber in Jerez nur eines von fünf Teams ein Upgrade erhalten. Darüber war ich sauer. Denn das wurde anders angekündigt.»

Die absehbare Zukunft für das Peugeot-Team stellt sich trostlos dar. «Denn laut Reglement darf Mahindra seit dem Katar-GP keinerlei Motor-Updates mehr machen. Die Entwicklung ist in der Moto3-WM für alle Werke eingefroren», weiss Thien. «Das liesse sich nur machen, wenn KTM und Honda das erlauben würden. Aber damit ist nicht zu rechnen.»

Diese Sichtweise ist durchaus realistisch. Denn obwohl eigentlich alle Mahindra gleichwertig sein müssten, hat nur das Aspar-Werksteam mit «Pecco» Bagnaia bisher zwei Podestplätze (3. in Katar, 3. in Jerez) erreicht). Er liegt mit 34 Zählern in der WM an fünfter Stelle und verpasste den Sieg in Jerez nur um 3,4 sec. Also wird ihm die Konkurrenz keine Motor-Frisur zubilligen.

Übrigens: Der zweitbeste Mahindra-Pilot liegt in der WM an 20. Position – Bagnaias Teamgefährte Jorge Martin hat bisher acht Punkte ergattert.

Thien weiter: «Wir könnten im Laufe der Saison bestenfalls eine neue Airbox oder ein neues Getriebe erhalten. Mahindra stürzt sich jetzt ganz auf die Aspar-Truppe und natürlich auf Bagnaia, der schon zweimal auf dem Podium war. Wir bekommen zu hören: 'Seht her, einer kann' s, ihr andern könnt es alle nicht, das ist euer Problem.'»

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