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Philipp Öttl: «Fahre erst seit 2015 richtig Motorrad»

Von Sharleena Wirsing
Im zweiten Teil des Interviews mit SPEEDWEEK.com erklärt der deutsche Moto3-Pilot Philipp Öttl aus dem Team Schedl GP Racing, warum ihm 2015 ein persönlicher Durchbruch gelang.

2014 hatte Philipp Öttl eine desaströse Saison erlebt, nachdem die Hoffnungen nach einer starken Rookie-Saison 2013 mit vier Top-10 Platzierungen (Sechster in Aragón) hoch waren. Er schaffte es nur fünf Mal in die Punkte, sein bestes Resultat war ein zwölfter Platz auf dem Sachsenring. Gesamtrang 24 war äußerst enttäuschend. Doch 2015 kämpfte sich Öttl Stück für Stück zurück und verbuchte bei gemischten Bedingungen in Indianapolis seinen ersten Podestplatz. 2016 konnte der KTM-Pilot aus dem Team Schedl GP Racing in Austin, Österreich und Aragón beweisen, dass er in der Spitzengruppe mithalten kann.

Dies entging auch anderen Teams nicht. Für die Saison 2017 erhielt Öttl auch Angebote der Teams Ongetta Rivacold (Sieg in Katar mit Antonelli) und Leopard (Sieg mit Joan Mir in Österreich). Öttl entschied sich jedoch, bei KTM und im Team seines Vaters Peter Öttl zu bleiben.

Vor dem Österreich-GP lastete trotzdem großer Druck auf Öttl, der nach seiner Handgelenksverletzung nicht an die starken Resultate zu Saisonbeginn anknüpfen konnte. Doch der Bayer hielt dem Druck stand und glänzte mit Platz 4.

Du hast für 2017 auch Angebote von Teams wie Ongetta, wo derzeit Niccolò Antonelli fährt, und Leopard erhalten. Diese Teams konnten 2016 bereits siegen. Motiviert dich das zusätzlich?

Sicher, es ist gut zu sehen, dass auch andere Team interessiert sind. Es waren aber beides Honda-Teams. Ich fühle mich in meinem Team wohl, es ist um mich herum aufgebaut. Etwas Besseres kann man nicht haben.

Worin bestehen die Vorteile eines Teams, das für dich aufgebaut wurde?

Die fangen schon damit an, dass sie dich nach einer Saison wie 2014 zum Beispiel nicht rausschmeißen. [lacht] Livio Loi haben sie damals rausgeschmissen. Es gibt auch andere Beispiele, das ist normalerweise so. Mein Vater kann in unserem Team aber das machen, was er für richtig hält. Er muss dafür nicht um Erlaubnis bitten. Und ich weiß, dass es Hand und Fuß hat, wenn mein Vater etwas macht. Das ist für alle Seiten der ideale Zustand. Als das Team meinem Vater noch nicht gehörte, lief es auch gut, aber jetzt ist es nochmal eine Stufe besser. Wenn er etwas sagt, kann ich mich darauf verlassen, dass es auch gemacht wird. Auch das Vertrauen ist zum eigenen Vater größer als zu einem normalen Teamchef. Wir sind alle total zufrieden, das Team funktioniert. Natürlich gibt es mal ganz normale kleinere Probleme, aber insgesamt passt alles perfekt.

Wenn du auf deinen WM-Einstieg und dann die schwierige Saison 2014 zurückblickst. Wie hast du dich als Fahrer und Person weiterentwickeln können?

Ich würde sagen, dass ich 2015 angefangen habe, richtig Motorrad zu fahren. So würde ich das beschreiben. Ich fahre seit 2015 ganz anders als ich je zuvor gefahren bin. So fühlt es sich für mich an. Das betrifft das vor allem Verständnis, denn 2013 und 2014 habe ich so viel gelernt, was ich erst zusammenfügen musste. Ich habe meine Fahrtechnik angepasst. Sie ist nun technisch ausgereifter, auch im mentalen Bereich haben wir viel gemacht. Eigentlich fahre ich erst seit 2015 Motorrad, denn erst seitdem verstehe ich, warum ich schnell oder langsam bin. Davor war es so, dass es am einen Wochenende gut lief, am nächsten nicht, aber ich wusste nicht wirklich, woran das lag. Ab und an wusste ich nicht, warum ich schnell bin. Doch das ist das Wichtigste. Ich muss wissen: ‹Okay, ich bin schnell, weil das, das und das passt. Und: Ich bin nicht schnell, weil das nicht passt.›

Dein mentales Training trug Früchte. Während der Trainings visualisierst du die Runde nochmals, wenn du in der Box sitzt. Was hat es damit auf sich?

Das hilft mir, mich wieder darauf zu konzentrieren, damit ich schnell wieder drin bin. Es gibt viele Kleinigkeiten, die ich anwende. Das sind keine riesigen Sachen, aber sie helfen mir unwahrscheinlich. Das bringt Einiges, wenn man ruhiger wird und entspannter ist. Ich fahre in Gedanken die ganze Strecke ab. Das hat auch Sinn. Ich soll ja danach auch schneller sein. Ich habe das einfach mal ausprobiert, das gefällt mir gut. Im Fernsehen sieht das vielleicht ab und zu ein bisschen lustig aus, aber es bringt mir etwas.

Deine Herangehensweise an die Rennwochenenden hat sich auch verändert? Bist du immer noch so früh an der Strecke wie in den vergangenen Jahren?

Ja, ich gehe nun vielleicht etwas entspannter heran, aber auch strukturierter. Ich bin schon noch recht früh an der Strecke. Wir fliegen meistens Dienstag los, dann sind wir bei Europarennen schon am Mittwoch an der Strecke. Dann habe ich genug Zeit, um mich an der Strecke vorzubereiten. Ab und zu kann es etwas langweilig werden, doch ich habe zum Beispiel meine Laufschuhe dabei und trainiere dann. An der Strecke gibt es genug zu tun. Mir gefällt es einfach. Ich schaue mir auch die Motorräder der Gegner an und tausche mich mit den Menschen an der Strecke aus.

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