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Fausto Gresini (Aprilia): «Mit Stefan sehr zufrieden»

Von Günther Wiesinger
Teambesitzer Fausto Gresini

Teambesitzer Fausto Gresini

Aprilia-Racing-Teambesitzer Fausto Gresini lobte nach dem Australien-GP den Elftplatzierten Stefan Bradl, er sprach über die Fahrerwahl 2017 und die vielen Stürze von Sam Lowes.

In Abwesenheit von Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano war der zweifache 125-ccm-Weltmeister Fausto Gresini der höchstrangige Vertreter des Aprila Racing Teams Gresini beim Australien-GP auf Phillip Island.

Der italienische Teambesitzer Gresini, der seinen MotoGP-Rennstall für vier Jahre mit einem Joint Venture an Aprilia gebunden hat und in der Moto3 (Bastianini, Di Giannantonio) und Moto2 (Sam Lowes) weitere eigene Teams betreibt, konnte sich immerhin über den achten Startplatz von Stefan Bradl freuen und dann im Rennen über die Ränge 11 und 12 von Bradl und Bautista.

Fausto, hast du nach dem starken Qualifying von Stefan Bradl im Rennen mehr erwartet als Platz 11?

Nein, ich bin glücklich mit diesem Resultat. Klar, Stefan hat ein wirklich gutes Qualifying gezeigt. Aber auf dieser Piste hatten wir keine Informationen für die trockene Fahrbahn. Wir waren mit der neuen RS-GP-16 hier nicht beim Test im Februar dabei. Das war ein großer Nachteil für Aprilia, denn am Freitag und Samstag haben wir bei Stefan auch nur drei Runden mit Slicks fahren können. Wir haben hier nicht viel Zeit gehabt, um ein Trocken-Set-up auszutüfteln, auch für die Reifentests hatten wir nur im Warm-up Zeit.
Wir haben hier in Australien wieder gesehen, dass sich unser Motorrad verbessert hat. Dieser Trend hat sich schon seit Misano abgezeichnet. Das ist ein positiver Punkt. Aprilia hat sicher die Fähigkeit, das Motorrad noch schlagkräftiger zu machen, die Entwicklung wird für 2017 nicht stillstehen.
Wir haben jetzt den ersten Schritt gemacht, möglichst nahe zu den anderen Top-Teams aufzuschließen.
Jetzt ist es nötig, den nächsten Schritt zu machen.

Aprilia war mit Stefan Bradl am Samstag im Australien-Qualifying erstmals vor beiden Werks-Ducati.

Das ist das ist wichtiger Punkt. Das ist ein vielversprechendes Ergebnis gewesen. Ich bin sehr glücklich mit den Leistungen von Stefan. Er hat sich an diesem komplizierten Wochenende sehr gut aus der Affäre gezogen.

Jetzt kommt der Malaysia-GP. Dort hat die 2015-Aprilia schon recht gut funktioniert, Bradl ist im Rennen auf Platz 10 gelandet.

Ja, Sepang ist eine völlig andere Piste als Phillip Island. Zum Glück haben wir in Sepang in diesem Jahr schon getestet, aber es war noch das 2016-Motorrad, immerhin hatten wir schon Michelin-Reifen.

Alvaró Bautista war in den letzten Grand Prix sehr stark, in Aragón ist er im Rennen auf Platz 7 gelandet. Doch in Phillip Island hatte er viel Mühe.

Ja, er hat kein gutes Feeling für das Bike gefunden. Am Samstag hatte Alvaró einen schweren Sturz. Ich denke, er hat kein gutes Set-up gehabt, dadurch fehlte ihm das Vertrauen. Es war ein schwieriges Weekend für ihn.

Im Aprilia-Team gibt es viele Mitarbeiter, die mit der Fahrerwahl für 2017 nicht einverstanden sind, es gehen deshalb einige Techniker weg. Viele Teammitglieder hätten am liebsten mit Bautista und Bradl weitergemacht, die das Motorrad entwickelt und nach vorne gebracht haben.

Das ist eine Angelegenheit, für die Aprilia zuständig ist. Die Fahrerverpflichtung liegt in der Verantwortung von Aprilia. Ich habe als Teambesitzer die Connection zu Aprilia, aber bei der Fahrerwahl habe ich kein Mitspracherecht.

Wenn du entscheiden hättest müssen: Hättest du auch Aleix Espargaró und Sam Lowes statt Bautista und Bradl engagiert?

(Er sucht nach Worten und verzieht das Gesicht). Für mich ist das ein delikates Thema... Am Ende des Tages bin ich Partner von Aprilia, wir müssen gemeinsam vorgehen. Aber... So ist es halt im Leben.

Sam Lowes ist in diesem Jahr in deinem Moto2-Team oft gestürzt. Er hat bei den letzten acht Rennen sechs Nuller fabriziert – wegen sechs Rennstürzen. Aber eigentlich braucht man große Erfolge und viel Selbstvertrauen, wenn man von der Moto2 in die MotoGP aufsteigt. Bradl, Márquez und Pol Espargaró sind als Weltmeister aufgestiegen.

Sam hat in der letzten Zeit viele, viele Stürze fabriziert – in kurzen Abständen. Natürlich ist das nicht die beste Situation. Er hat Talent, auch wenn er momentan nichts gewinnt. Er muss seinen Approach für die MotoGP ändern, in der MotoGP wird er ein sehr kompliziertes Motorrad vorfinden. Er muss seine Mentalität auf jeden Fall stark ändern.

Sam Lowes ist zu aggressiv, nicht wahr?

Ja.

Wie lässt sich das ändern? Er ist 26 Jahre alt, seine Ergebnisse und seine Herangehensweise haben sich in drei Jahren in der Moto2 nicht verbessert. Er wird sich jetzt nicht mehr über Nacht verwandeln.

Es hängt von ihm ab. Dieser Fahrer ist stark, er ist talentiert. Aber er muss seine Einstellung ändern; das ist eine Notwendigkeit. Das ist eine wichtige Grundlage, wenn er Erfolg haben will.

Welche Ziele hat das Aprilia Racing Team Gresini 2017?

Die Basis des Motorrads wird weiter verbessert. Das ist sicher. Wie weit wir uns verbessern, kann ich noch nicht abschätzen. Aprilia bemüht sich sehr um die Verbessrung des Motors, es wird auch in vielen anderen Bereichen gearbeitet, beim Chassis, bei der Elektronik. Wir haben bei der Entwicklung die richtige Richtung eingeschlagen.
Welche Resultate wir erzielen können, hängt von den Fahrern ab, von den Reifen, von der Situation. Es ist schwierig, jetzt Prognosen zu machen.

Aber es muss das Ziel sein, bei jedem Rennen in die Top-Ten zu fahren?

Ich glaube, ja. Das ist unser Ziel.

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