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Jorge Lorenzos überraschendes Spiel mit dem Glück

Kolumne von Manuel Pecino
Glückspilz: Jorge Lorenzo

Glückspilz: Jorge Lorenzo

Yamaha-Star Jorge Lorenzo verzichtet bei seinen MotoGP-Einsätzen auf den Einsatz eines Airbags – und spielt damit ein gefährliches Spiel. Bis jetzt hatte der Spanier viel Glück – zuletzt im dritten Training von Japan.

Zwischen den MotogP-Wochenenden in Japan und Australien veröffentlichte die GP-Kommission eine Regel, die Zwecks Erhöhung der Sicherheit den Einsatz eines Airbags vorschreibt. Diese neue Vorgabe scheint Jorge Lorenzo auf den Leib geschneidert worden zu sein.

Denn während einer Pressekonferenz in Japan erklärte der Yamaha-Star auf die Frage, ob sein Airbag im Rennanzug ausschlaggebend dafür war, dass er bei seinem furchterregenden Crash unverletzt blieb: «Ja, er funktionierte gut.» Allerdings war er dabei nicht ganz aufrichtig, denn Lorenzo war gar nicht mit Airbag unterwegs, als er am Samstagmorgen im dritten Training kurz nach 10:30 Uhr zum dritten Mal die Box verliess.

Nach Dani Pedrosas Crash, der sich am Vortag ereignet hatte, wurden die MotoGP-Stars von Reifenhersteller Michelin gewarnt, die Reifen am Morgen extra-lange aufzuwärmen. Denn trotz des Sonnenscheins hatte sich die Piste noch nicht aufgewärmt und es ist allgemein bekannt, dass die Vorderreifen der Franzosen eine ganze Weile brauchen, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

Lorenzo missachtete diese Warnungen und bezahlte gleich einen hohen Preis dafür. Auf seiner ersten fliegenden Runde wurde er in der zweiten Kurve von einem Highsider abgeworfen, der früher doch recht oft vorkam, heute aber dank der Elektronik zum Glück immer seltener zu beobachten ist. Durch den Schlenker seines Bikes wurde Lorenzo in die Luft geschleudert. Der fünffache Weltmeister schlug mit dem Hinterkopf auf und rutschte von der Piste. Den heftigen Aufprall fing Lorenzo mit Rücken, Kopf und Fussgelenken auf.

Lorenzo hatte Glück – auch weil er entgegen der ersten Vermutung unverletzt blieb. Im Dokkyo Krankenhaus von Utsonomiya stellte sich heraus, dass der befürchtete Fussknöchel-Bruch nicht erfolgt war. Lorenzo nahm der Sturz zwar mit, seine Knochen blieben aber heil. Er kehrte zur Rennstrecke zurück und sicherte sich mit einem mutigen Auftritt im Qualifying einen Startplatz in der zweiten Reihe.

Lorenzo hatte einmal mehr Glück – auch, weil seine Entscheidung, ohne Airbag zu fahren, jeden Crash zum Glücksspiel macht. Für die wenigen, die überhaupt davon wissen – und in seinem eigenen Team sind das nicht viele – ist jeder Sturz des Mallorquiners ein Grund, den Atem anzuhalten.

So war es beispielsweise auch im vergangenen Jahr in Misano. Mitten im Titelkampf ging Lorenzo im Rennen mit einem fürchterlichen Sturz zu Boden. Ohne den Airbag hätte man eigentlich einen Bruch des Schlüsselbeins erwarten dürfen – womit der Titel auch nicht an Lorenzo gegangen wäre. Doch Lorenzo hatte Glück – und beim Rennwochenende in Japan war ihm Fortuna auch hold.

Lorenzo und seine Vertrauten sollten sich noch einmal genau überlegen, ob diese Entscheidung, ohne ein erwiesenermassen effektives Schutzsystems auszurücken, richtig ist. Sie brauchen sich nur den Sturz von Dani Pedrosa in Japan anzusehen. Der Spanier kam dank des Airbags in seinem Alpinestars-Kombi mit einem gebrochenen Schlüsselbein davon. Wir halten nochmals fest: Lorenzo hatte in Japan einfach nur Glück.

Und wer sich jetzt fragt, warum Lorenzo sich weigert, ein System einzusetzen, das ihm klare Vorteile bringt: Der Yamaha-Star findet, die Nachteile überwiegen. Vor allem das Gewicht und die Bürde, das System mit sich herumzuschleppen empfindet er als so störend.

Es ist Lorenzos gutes Recht, diese Entscheidung zu treffen, denn sie betrifft ja seine eigene Sicherheit. Es gibt keinen, der besser beurteilen kann, was gut für ihn ist, als Jorge selbst. Auch wenn die Tatsache, dass er an der Pressekonferenz in Motegi nicht die ganze Wahrheit enthüllt hat, erahnen lässt, dass er sich da gar nicht so sicher ist.

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