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Enttäuschung des Jahres: MotoGP-Rookie Tito Rabat

Von Sharleena Wirsing
2016 absolvierte Tito Rabat, der Moto2-Weltmeister von 2014, seine erste Saison in der MotoGP-Klasse. Seine Leistungen waren jedoch sogar für einen Rookie enttäuschend.

«Das war die schwierigste Saison meiner Karriere», sagt Tito Rabat. WM-Rang 21 mit 29 Punkten, die der bereits 27-jährige Tito Rabat in 18 Rennen 2016 für das Marc VDS-Team sammelte, sind selbst für einen Rookie enttäuschend.

Rabat gilt als «Arbeiter», der bereits während seiner Moto2-Zeit mit großem Fleiß in Almeria und auf der Offroad-Strecke von Rufea seine Runden drehte. Auf die ersten MotoGP-Testfahrten 2016 in Sepang bereitete sich Rookie Rabat mit intensivem Training mit einer Honda CBR 1000 auf der Rennstrecke von Almeria vor. Rabat arbeitete neben der Strecke auch mit einem Schräglagen-Simulator. «Mir hilft diese Maschine dabei, die richtigen Linien zu finden», versicherte er damals.

Der Spanier trainiert intensiv, bereitet sich sorgfältig vor und analysiert sein Training sowie Fortschritte und Schwächen umsichtig. In der Königsklasse stieß Rabat 2016 trotzdem an seine Grenzen. Er konnte das letzte Quäntchen rohes, natürliches Talent, das ihm gegenüber den MotoGP-Stars wie Márquez, Rossi oder Lorenzo womöglich fehlt, bisher nicht durch seine intensive Arbeit ausgleichen, wie es ihm in der Moto2-Klasse gelungen war.

Der Wechsel von den 600-ccm-Moto2-Bikes auf die 1000-ccm-MotoGP-Raketen ist mit einigen Herausforderungen verbunden: das höhere Gewicht der Maschine, Karbon-Bremsen, viel mehr Power, die Michelin-Einheitsreifen und die umfangreiche Elektronik. Zudem verlangen die MotoGP-Bike eine präzisere Positionierung des Körpers, um das Potenzial dieser anspruchsvollen Maschinen auf jedem Streckenabschnitt ideal nutzen zu können, was meist eine umfanreiche Anpassung des Fahrstils bedeutet. Auch die Gegner sind in der Königsklasse von einem anderen Kaliber. Dort sind schließlich die talentiertesten Fahrer der Welt unterwegs.

Bereits nach dem ersten MotoGP-Test 2016 in Sepang zerschlugen sich Rabats hohe Erwartungen an seine Rookie-Saison. «Ja, es war wirklich ein Schock. Ich hatte zuvor fünf Jahre lang dasselbe Bike gefahren. Ich wusste, dass die MotoGP-Maschine anspruchsvoller sein wird, aber ich dachte, dass es am Ende auch nur ein Motorrad ist. Aber nein, es ist so viel mehr», erklärte Rabat. Als er versuchte, zu den anderen Honda-Piloten aus Satelliten-Teams aufzuschließen, musste Rabat einige Stürze verkraften. Das begann bereits mit den Abflügen beim Katar-Test.

Beim Grand Prix von Katar gab Rabat im Marc VDS-Team sein Debüt in der MotoGP-Klasse. Er erreichte im Qualifying Startplatz 19 vor Aprilia-Pilot Stefan Bradl. Im Rennen erzielte er mit Platz 15 seinen ersten Punkt, es kamen jedoch nur 15 Fahrer ins Ziel. Auf Sieger Jorge Lorenzo verlor er 54,9 sec.

Natürlich ist es keine einfache Situation für einen Rennfahrer, wenn er vom Weltmeister (2014) und WM-Dritten (2015), auf den alle Augen gerichtet sind, zu einem Fahrer im hinteren Drittel der MotoGP-WM-Tabelle wird.

Nachdem Rabat in der ersten Saisonhälfte 18 Punkte gesammelt hatte – mit Platz 9 und 50 sec Rückstand in Argentinien als bestes Ergebnis – kündigte er an: «Der erste Teil der Saison war positiv, denn er öffnete mir die Augen. Ich dachte wirklich viel über die Suche nach Lösungen nach. Im Sommer muss ich diese Lösungen nun umsetzen und in der zweiten Saisonhälfte einen Schritt nach vorne machen.»

Doch eine Steigerung war auch in der zweiten Saisonhälfte in seinen Platzierungen nicht abzulesen. In neun von 18 Rennen ging Rabat punktelos aus, in den restlichen Läufen erreichte er die Plätze: 15, 9, 13, 14, 11, 14, 10, 15 und 14. Rabat landete in der Gesamtwertung sogar hinter Ducati-Testfahrer Michele Pirro, der sieben Zähler mehr sammelte. Rabat räumte ein: «Das war das schwierigste Jahr meiner Karriere.»

Zu Rabats Verteidigung ist zu sagen: Die 2016er Honda RCV bereitete vielen Fahrern große Probleme. Dies zeigte sich auch an den Leistungen von Cal Crutchlow in der ersten Saisonhälfte und der bisher schlechtesten MotoGP-Saison für Dani Pedrosa. Zudem hatte Rabat mit Verletzungen zu kämpfen, in Mugello zog er sich einen Schlüsselbeinbruch zu. Sein Teamkollege Jack Miller glänzte im Regen von Assen mit einem Sieg, sammelte aber davon abgesehen auch nur 32 Punkte in den restlichen 17 Rennen.

Wenn man die Rückstände von Rabat auf die Spitze betrachtet, hat sich seit seinem Debüt in Katar mit 54,9 sec Rückstand nicht viel getan. Bei den Übersee-Rennen in Japan, Australien und Malaysia waren es 54,7 sec, 1:06 min und 54,8 sec. Beim Saisonfinale in Valencia lag er als 17. ganze 58,5 sec hinter Sieger Jorge Lorenzo.

Unterstützung erhält Rabat nun von Julián Simón, dem 125-ccm-Weltmeister von 2009, der ihm als Riding Coach unter die Arme greift. In den Wintermonaten werden sie zudem gemeinsam trainieren. «Im Grunde genommen wird er jede Woche zwei oder drei Tage mit mir in Almeria trainieren», erklärte Rabat.

Für die Saison 2017 ist Rabat zuversichtlich. «Ich habe mich in jeder Hinsicht verändert. Wie ich fahre, denke, trainiere, wie ich mich auf dem Bike positioniere und worauf ich mich beim Fahren konzentriere – das sind ganz viele Dinge. Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist aber Geduld zu haben. Ich habe einen Reifeprozess durchgemacht – sowohl als Fahrer als auch neben der Strecke. Zu Beginn des Jahres lief alles noch zu schnell ab, es war sehr schwierig. Nun hat sich alles eingespielt und ich habe mehr Zeit auf dem Motorrad, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.»

Fraglich bleibt, ob Rabats zweifellos vorbildliche Arbeitsmoral und seine analytische Herangehensweise ausreichen werden, um in der Königsklasse sein Level zu steigern. 2017 wird großer Druck auf Rabat lasten, denn das belgische Marc VDS-Team hatte bereits für seine Rookie-Saison eine kontinuierliche Steigerung als Ziel vorgegeben. Dies hat Rabat nicht erreicht. In der nächsten Saison müssen Rabats Worten über Veränderung und Fortschritt Taten folgen, sonst könnte sein MotoGP-Traum bald ausgeträumt sein.

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