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Lin Jarvis: «Viñales bringt frischen Wind ins Team»

Von Günther Wiesinger
Maverick Viñales und Lin Jarvis

Maverick Viñales und Lin Jarvis

Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis bezeichnet sein Aufgebot mit Rossi und Viñales als «Superteam», er ist vom jungen Spanier begeistert. Jorge Lorenzo wird nicht sehr lange nachgetrauert.

2017 ist die 18. Saison von Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Factory Racing an der Spitze des Yamaha-Werksteams in der Königsklasse. Der Engländer war seit Beginn dieser Konstellation in leitender Funktion dabei, zuerst in Amsterdam jetzt in Gerno di Lesmo/Italien.

Seit 1999 steht das Team unter der Leitung der Muttergesellschaft Yamaha Motor in Japan, vorher war die Teamführung für die «premier class» jeweils an die Rennställe von Agostini, Roberts, Rainey und so weiter ausgelagert worden.

Lin Jarvis lockte nach 2003 den aufstrebenden Valentino Rossi zu Yamaha, er engagierte 2008 Lorenzo als Rohdiamanten, jetzt dürfte ihm mit der Verpflichtung von Maverick Viñales ein weiterer erfolgreicher Schachzug gelungen sein.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Lin Jarvis im Rahmen der Teampräsentation im Telefónica-Hauptquartier in Madrid ausführlich unterhalten.

Lin, das Yamaha-Werksteam von Yamaha besteht seit 1999 in dieser Konstellation unter Führung aus Japan. Du warst seit Anfang an dabei und hast ereignisreiche Jahre hinter dir. Wie sieht dein Ausblick auf 2017 aus? Warum wird diese Saison wieder so interessant?

Ja, es ist Tatsache, wir haben das Werksteam 1999 gestartet, ich habe bisher viele Jahre überlebt. Wie viele Jahre sind es? 16 oder 17? (Er lacht).
Ich bin jedenfalls persönlich immer noch sehr aufgeregt und nehme sehr regen Anteil an dem, was wir tun, ich bin sehr leidenschaftlich, wenn es um dieses Team geht.
Ich denke, es spricht sehr viel dafür, dass die kommende Saison wieder sehr spannend wird. Die MotoGP-WM befindet sich momentan auf einem sehr hohen Niveau.
Sechs Hersteller sind dabei, erstmals seit dem Beginn dieser Viertakt-Ära 2002, das ist außergewöhnlich. Du erinnerst dich selber an die Jahre vor 2012, als wir Mühe hatten, das Startfeld zu füllen, wir hatten teilweise nur 17 Fixstarter.
Eine Weile wurde diese Rennserie überwiegend von Honda und Yamaha in Schwung gehalten, dann hat Ducati seinen Auftritt in diesem Spiel verstärkt, 2015 sind Suzuki und Aprilia zurückgekehrt.
Jetzt ist auch KTM dabei.
Was unsere eigene Perspektive für 2017 betrifft: Wir haben mit Valentino Rossi und Maverick Viñales ein Superteam, wirklich einmalig.
Wir haben die lebende Legende Valentino Rossi bei uns, ein Ausnahmekönner, seine Karriere ist überragend. Er war in den letzten drei Jahren dreimal Vizeweltmeister und zeigt auch in seinem Alter regelmässig, wie schnell er noch sein kann. Vale ist super attraktiv für alle, für den Sport, für die Fans, für Yamaha, für unser Team.
Und neben Rossi haben wir den vermutlich besten Fahrer aus der ganz jungen Garde, das beste, hungrigste, junge Talent.
Wir unterschätzen zwar unsere Gegner nicht. Wir wissen, dass Jorge schnell sein wird. Und uns ist klar, dass Marc Márquez als Weltmeister im Moment der Referenzpunkt für alle ist.
Es wird also nicht leicht sein in der Saison 2017. Aber wir könnten nicht stärker aufgestellt sein als mit den zwei Jungs, die wir als Fahrer haben. Das wird sehr spannend.
Jedes Team ist froh, wenn all diese Pressekonferenzen und Präsentationen vorbei sind, um mit den Tests und dann mit den Rennen beginnen zu können.

Als sich Lorenzo im Frühjahr 2016 zum Weggehen entschloss, war das zuerst ein ziemlicher Rückschlag für Yamaha. Aber aus heutiger Sicht könnte es sogar ein Vorteil gewesen sein, denn Yamaha hat sich einen jüngeren Fahrer geschnappt, der vielleicht genau so schnell ist? Langfristig ein Vorteil?

Ja, die Situation ist anders, würde ich sagen.
Klar, wenn du einen Fahrer verlierst, der neun Jahre bei dir im Team war und dir drei Weltmeisterschaften eingebracht hat und der immer noch unglaublich schnell ist, dann ist das etwas, was du erst mal verkraften musst. Du weißt dann genau, die Schuhe von Lorenzo sind für seinen Nachfolger sehr groß, zumal es ein junger, neuer Fahrer ist.
Aber das Eintreffen von Maverick erinnert mich ein bisschen an die Zeit, als Jorge 2008 zu uns kam. Jorge war dann sehr erfolgreich bei uns, er hat 44 MotoGP-Rennen für Yamaha gewonnen. Und bei Maverick geht die MotoGP-Karriere eigentlich auch gerade erst richtig los... Er ist erst 22 Jahre alt.
Und warum sollte er nicht ebenfalls auch einen Neun-Jahre-Lauf bei uns haben? Wenn er gut mit uns zusammenarbeitet, wenn wir beide Erfolg haben, dann ist das vorstellbar. Es ist nett, die Ankunft dieser nächsten Generation mitzuerleben. Er ist ein sehr netter Kerl.
Nicht sooo kompliziert, das ist mein Eindruck.

Nicht sooo kompliziert im Vergleich zu wem?

(Er lacht). Nur einfach so im Generellen... In den Jahren, die ich in diesem «Game» verbracht habe, bin ich auf viele unterschiedliche Charaktere gestoßen. Und Fahrer sind kompliziert, generell. Das müssen sie auch sein, sonst könnten sie diesen außergewöhnlichen Sport und diese nichtalltägliche Arbeit nicht ausüben.
Wie auch immer: Maverick bringt im Moment eine Brise frischen Wind ins Team. Er ist hochgradig motiviert. Wir könnten uns nichts Besseres wünschen.

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