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Hexenkessel Mugello: Fans träumen vom Rossi-Triumph

Von Günther Wiesinger
Mehr als 100.000 Zuschauer haben sich im Autodromo del Mugello versammelt. 80 Prozent von ihnen kommen wegen Rossi.

Seit Jahren fragen wir uns, was in der MotoGP-WM passieren wird, wenn Valentino Rossi irgendwann seinen Sturzhelm an den Nagel hängt.

Die «Rossimania» steuert diesmal auf ihren Höhepunkt zu. Denn nach dem Motocross-Unfall stellte sich die gesamte italienische Nation die Frage, ob der Vizeweltmeister von 2014, 2015 und 2016 diesmal beim Italien-GP überhaupt an den Start gehen kann.

Und dann brauste Rossi gestern im FP3 zur Bestzeit, im FP4 führte er ebenfalls bis zum Sturz, am Schluss war er Zweiter hinter Zarco.

Die Rossi-Fans blühen auf. Zwar ist Movistar-Yamaha-Teamkollege Maverick Viñales eine große Bedrohung, aber Marc Márquez hat mit der Honda in Mugello seine liebe Not, er fährt nur als Sechster los, auch Jorge Lorenzo auf der Ducati kam nur auf den siebten Startplatz.

Die Vorzeichen für eine prächtige Rossi-Vorstellung in Mugello stehen also gut. Aber ob er erstmals seit 2008 hier den Heim-GP gewinnen kann – das wissen die Götter.

Sieben Mal hintereinander haben die Spanier zuletzt hier in der Toskana im MotoGP-Rennen triumphiert. 2009 gewann Casey Stoner auf der Ducati, da jubelten wenigstens die Ducatisti.

Die Verkaufsstaus nahmen Sonntag früh vor der Autobahnausfahrt in Barberino unvorstellbare Ausmaße an, obwohl mehr als die Hälfte der Fans bereits gestern anreiste und entweder in Motorhomes, im Privatauto oder in irgendeinem staubigen Kornfeld nächtigte.

Die Tifosi sind in Mugello ein bisschen gespalten. Einerseits die Übermacht der Rossi-Fans, nur jeder zehnte Besucher trägt keine Nummer 46 auf dem T-Shirt, auf der Mütze oder keinen gelben Schal mit der Startnummer des neunfachen Weltmneister.

Anderseits erleben wir die Ducati-Anhänger, die sich auch Jorge Lorenzo   begeistern.lassen, aber in Wirklichkeit auf einen Triumph von Andrea Dovizioso hoffen, der hier schon vor zwei Jahren mit der roten Göttin als Favorit ins Rennen ging.

Aber dann jubelte «Dovi» den Ducati-Fans in der «Correntaio» in der ersten Warm-up-Runde freundlich zu, in der nächsten Kurve purzelte er unkonzentriert von seiner Desmosedici, damit war sein Rennen quasi schon am Vormittag gelaufen. Er schied dann im Rennen mit einem defekten Zahnkranz aus. Ein bitteres Ende.

Haudegen Dovizioso ist auch diesmal ein Favorit für das MotoGP-Rennen, er fährt von Platz 3 los, viele Fans würden ihm diesen Erfolg gönnen. Aber «Dovi» hat schon viele ausgezeichnete Chancen verjuxt, er hat erst zwei seiner 166 MotoGP-Rennen gewonnen – in fast zwei Jahren.

Die Hitze der letzten Tage ist übrigens verflogen, morgens um 8 Uhr lag eine starke Bewölkung über dem Autodromo del Mugello, es ist deutlich kühler, aber das kann sich bis zum Rennstart um 14 Uhr noch ändern.

Fix ist nur eines: Valentino Rossi hat zum vorletzten Mal die Chance, den Mugello-GP zu gewinnen.

Aber er ist nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Und er hat seit Barcelona 2016 nicht mehr gewonnen, seit fast einem Jahr.

Die etwas kühlere Temperaturen werden ihm vermutlich entgegenkommen.

Nach dem Crash in Le Mans ist der 38-jährige Italiener auf den dritten WM-Rang zurückgefallen. Eine schwierige Situation. Ein zweiter Nuller wäre wohl das Ende der WM-Träume.

Aber kampflos wird sich Rossi nicht geschlagen geben. Das Fieber bei seinen Fans steigt. Mugello wird ein Hexenkessel sein.

Und womöglich wird ein französischer Rookie allen MotoGP-Stars ins Handwerk pfuschen. Nicht nur Cal Crutchlow, Bestzeithalter am Freitag, traut Johann Zarco auf der privaten Tech3-Yamaha einen Überraschungssieg zu.

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