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WM-Leader Dovizioso: «In Deutschland alles anders»

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso (4) übernahm in Assen die WM-Führung

Andrea Dovizioso (4) übernahm in Assen die WM-Führung

Nach 8 von 18 MotoGP-Rennen 2017 ist Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso zum ersten Mal WM-Leader in der Königsklasse. «Wenn Speed fehlt, muss ich die Ruhe bewahren», sagt der 31-Jährige.

Andrea Dovizioso ist ein liebenswerter Zeitgenosse. Er hat schon viele Höhen und Tiefen erlebt, er lässt sich durch nichts mehr erschüttern. Auch die erstmalige Übernahme der WM-Führung in der Königsklasse bringt ihn nicht aus dem Gleichgewicht.

Er analysierte den Assen-GP ausführlich aus seiner Sicht, er holte weit aus und wich keine Frage aus.

«Dovi» sagte nach dem Rennen, er habe im Regen nicht mehr alles riskiert und sich am Schluss auch aus dem Duell Crutchlow gegen Márquez um Platz 3 herausgehalten, weil es verrückte Ausmaße annahm. «Ich musste an die WM denken», meinte er. «Rossi und Petrucci konnten es sich leisten, mehr zu riskieren.»

Aber Rossi, der alte Fuchs, liegt jetzt in der WM dank der 25 Punkte nur noch 7 Punkte hinter Leader Dovizioso. War es ein Fehler, Rossi in Assen 14 Punkte vorzugeben?

«Ich denke, man muss ein Risiko eingehen, wenn du das Gefühl hast, das Risiko lohnt sich. Manchmal ist das Sturzrisiko in solchen Fällen zu groß, das war in Assen der Fall. Es wäre leichtsinnig gewesen, diese elf Punkte für den fünften Platz aufs Spiel zu setzen. Die Weltmeisterschaft ist offen. Die Spitzenfahrer gehen normalerweise keine übertrieben Risiken ein. Sie leisten sich keinen Blödsinn, sie holen das Maximum aus der Situation heraus. Das haben wir am Wochenende und auch in Mugello und Barcelona getan. Diese Methode hat sich bisher bewährt, wie der WM-Stand zeigt.»

Maverick Viñales stürzte in Assen in der zwölften Runde (auf Platz 5 hinter Zarco, Rossi, Márquez und Petrucci) beim Rausfahren aus der Schikane. Dovizioso kam deshalb knapp dahinter beinahe in Sturzgefahr: «Aber ich war auf meine Linie fokussiert, meine Augen waren nicht auf Maverick gerichtet, deshalb kann ich gar nicht sagen, wie sich dieser Sturz von Anfang an abgespielt hat. Ich habe blitzschnell reagiert, um ihm auszuweichen und kann von Glück reden, dass ich ihn nicht überfahren habe. Ich habe wirklich in Windeseile gebremst und die Linie geändert. Es war sooo knapp. Es wäre gefährlich gewesen, wenn ich mit ihm kollidierte wäre.»

Keine Bedenken wegen des Sachsenrings

Bisher gab «Dovi» immer zu bedenken, dass die Ducati in der Vergangenheit nicht überall konkurrenzfähig war. «Es ist unmöglich vorherzusagen, auf welcher Piste wir in diesem Jahr konkurrenzfähig sein werden und auf welchen nicht», wiederholte der Italiener. «Das wissen wir immer erst am Freitag... Nach der Dutch-TT können wir bilanzieren, dass wir zuletzt auf drei unterschiedlichen Pisten bei unterschiedlichen Verhältnisse vorne dabei waren. Das ist die Realität. Ob ich Bedenken wegen des Sachsenrings habe? Nein. Denn vielleicht schneiden wir auch dort besser ab als in den letzten Jahren. Aber jede Woche schreiben wir eine andere Story. In Deutschland wird alles anders sein als in Assen... Ja, der Sachsenring hat bisher nicht besonders gut zur Ducati gepasst, außerdem gibt es dort einen neuen Asphalt. Ich blicke positiv auf den deutschen Grand Prix. Denn es ist immer alles möglich. Ich werde entspannt nach Deutschland kommen.»

«Unser Motorrad hat am Sonntag in Assen im Rennen besser funktioniert als am Freitag im Trockenen», ergänzte Dovi. «Ich war happy mit unserem Set-up. In den langgezogenen Kurven haben wir das Setting verbessert. Aber es gab auch negative Aspekte. Wenn du gut bist, kannst du auch die negativen Seiten unter Kontrolle halten. Aber in Austin, Jerez und Le Mans gab es keine großen positiven Dinge... Es haben die negativen Aspekte überwogen. Wenn das der Fall ist, verlierst du heute im Rennen 15 Sekunden.»

Dovizioso erzählte nach seinem fünften Platz, er habe Viñales vor dessen Sturz eine Runde lang studiert und dadurch bessere Linien gefunden, so konnte er 4 Sekunden auf die Gruppe vor ihm wettmachen. «Der TT-Circuit hat mir noch nie wirklich gefallen, weil er genau das Gegenteil von dem ist, was zu meinem Fahrstil passt. In vielen Kurven gibt es viele unterschiedliche schnelle Linien. Als ich Maverick gesehen habe, fiel mir auf, dass er in einigen Kurven andere Linie bevorzugte. Ich habe diese Linien kopiert, es hat mir genützt. Manchmal können Kleinigkeiten von Bedeutung sein. Ich bin happy mit der Art, wie mir diese Steigerung im Rennen gelungen ist. Das war nicht so einfach... Wenn dir der Speed fehlt, musst du die Ruhe bewahren und nachdenken, wie du mehr Speed finden kannst. Das habe ich geschafft.»

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