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Sachsenring: 900.000 Euro Defizit – Rettung in Sicht

Von Günther Wiesinger
Sachsenring: Ende des finanziellen Dilemmas?

Sachsenring: Ende des finanziellen Dilemmas?

Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Der Sachsenring-GP 2017 hat einen Verlust von 0,9 Mio Euro erwirtschaftet. Jetzt muss Promoter SRM mit Finanzspritzen gerettet werden.

Jahrelang sprach Wolfgang Streubel im Zusammenhang mit dem Sachsenring-GP-Geschäft von einer schwarzen Null. Doch bald wurde offenkundig, dass seine Sachsenring Rennstrecken-Management GmbH (SRM) mit Verbindlichkeiten von 1,2 Millionen Euro in der Kreide stand.

Die hohen Kosten auf der einzigen nicht-permanenten Motorrad-GP-Strecke liessen sich vom ADAC Sachsen nur einspielen, als die Dorna (bis 2011) eine verbilligte Gebühr von 1,7 Millionen verlangte.

Als der Betrag für 2012 auf 3 Millionen angehoben wurde, stieg der ADAC SAchsen als Promoter aus. Die SRM sprang bereitwillig ein.

Und machte auch weiter, als die Gebühr für 2017 und die vier Jahre danach auf 4 Millionen Euro erhöht wurde.

Wegen dieser Verteuerung mussten die Eintrittspreise für 2017 um 30 Prozent erhöht werden, die Zuschauer blieben daheim. An drei Tagen kamen 47.610 Zuschauer weniger als im Vorjahr. Die SRM machte die Terminverschiebung vom 16. auf den 2. Juli verantwortlich, die in der ersten Dezember-Woche von der Dorna diktiert wurde.

Jahrelang wurde das Defizit dann durch die Werbekampagne «So geht Sächsisch» mit Zuschüssen des Freistaats Sachsen abgedeckt, aber nach der Bezahlung von mehr als 2 Millionen deckte die Opposition diese illegalen Zuschüsse auf. Sie waren nicht mit dem EU-Recht vereinbar. So geriet die SRM immer tiefer ins finanzelle Schlamassel, daran konnte auch eine Verdoppelung der Kapitaldecke durch die Sparkasse Chemnitz im August 2016 nichts ändern.

Dorna, FIM und ADAC suchten für 2018 bereits nach Ausweichmöglichkeiten für den Fall, dass es der SRM nicht mehr gelingen würde, den GP von Deutschland 2018 finanziell zu schultern. Franco Uncini inspizierte deshalb als FIM Safety Officer am 21. August den Nürburgring.

Dann wurde in Sachsen der Ernst der Lage erkannt. Plötzlich ging alles recht schnell. SRM-Geschäftsführer Wolfgang Streubel liess vor einer Woche beim Misano-GP durchblicken, es bahne sich in Sachsen eine Lösung der Finanzprobleme an. Gleichzeitig musste er widerstrebend dem Umbau und der Entschärfung der Kurve 11 zustimmen. Sie muss außen um einen halben Meter erhöht werden. Das gesamte Kiesbett muss ebenfalls höher gelegt werden. Das war die unmissverständliche Forderung von Uncini beim Meeting in Misano.

Ein Minus von 900.000 Euro – aus Steuergeld

Inzwischen ist klar, wie die Finanzierungslücke um den GP von Deutschland geschlossen werden soll. Und der Verlust von 2017 wurde endlich genauer definiert: Der Grand Prix wurde mit einem erklecklichen Minus von ca. 900.000 Euro abgeschlossen.

Diese eklatante Fehlbetrag ist allein schon deshalb schmerzlich, weil es sich bei den SRM-Gesellschaftern um Kommunen der angrenzenden Gemeinden wie Oberlungwitz, Hohenstein-Ernstthal und Gersdorf sowie um den Landkreis handelt, die mit Steuergeld am Leben erhalten werden.

Bis zum Bekanntwerden der Schuldenhöhe und des Rettungsplanes hatten die Beteiligten wie Lars Kluge (CDU), Oberbürgermeister von Hohenstein-Ernstthal, und Landrat Christoph Scheurer (CDU) immer wieder konkrete Aussagen zur Zukunft der SRM verweigert.

Jetzt wurde Klartext geredet. Die Sparkasse Chemnitz soll mit 400.000 Euro in die Bresche springen. Das Verkehrssicherheitszentrum am Sachsenring (VSZ) soll weitere 500.000 Euro zur finanziellen Genesung der SRM beisteuern. Zu den Gesellschaftern des VSZ gehört neben dem ADAC Sachsen auch der Landkreis mit einem Anteil von 16 Prozent.

Die Verträge seien zwar noch nicht unterschrieben, aber grundsätzlich unter Dach und Fach, berichtet die «Freie Presse».

«Damit sind wir aus dem Schneider», jubelt SRM-Aufsichtsratschef und Landtagsabgeordneter Jan Hippold (CDU). Ruben Zeltner, Geschäftsführer des VSZ: «Das ist ein Zeichen dafür, dass unsere Region zusammensteht.»

Für welchen Geschäftszweck die Sparkasse Chemnitz und das VSZ diese 900.000 Euro abliefern und was als Gegenwert erwartet wird, ist bisher nicht durchgesickert.

Davor hatte sich Sachsens Finanz-Staatssekretär Jens Spahn (CDU) mit Bürgermeistern der Region und dem Bundestagsabgeordnetem Marco Wanderwitz (CDU) im Vereinshaus in Oberlungwitz zu einem brisanten Meeting getroffen.

Es ging um die sogenannte Team- und Fahrersteuer, die die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM) jährlich an den Fiskus abliefern muss.

Wolfgang Streubel (Kommunale Wählergemeinschaft) sprach Jens Spahn auf das Thema an. Seit 2014 wartet die SRM auf einen entsprechenden Steuerbescheid aus dem Bundeszentralamt für Steuern, betont Streubel. «Wir wissen nicht, was auf uns zukommt», beklagte er sich bei Spahn.

Die SRM hat seit 2014 jährlich rund 150.000 Euro für die zu entrichtende Team- und Fahrersteuer zurückgelegt. Es könne aber durchaus sein, dass das Bundeszentralamt doppelt so viel an Steuern verlangt wie die SRM an Rücklage gebildet hat, befürchtet Wolfgang Streubel. HOT-Bürgermeister Lars Kluge: «Wir wünschen uns eine Ausnahmeregelung.»

Höhere Mathematik und eine Milchmädchenrechnung

Die wackere SRM-Pressesprecherin erklärte kürzlich in einem Interview, man habe nach der Terminverschiebung im Dezember Ticket-Einnahmen in der Höhe von 170.000 Euro rückvergüten müssen, das entspräche 35.000 Zuschauern an drei Tagen.

Das dürfte höhere Mathematik sein. Die muss man nicht verstehen.

Denn Einnahmen von 170.000 Euro könnte man auch 1000 Tribünen-Tickets in der Höhe von je 170 Euro gleichsetzen. Das käme dann einem wesentlich realistischeren Minus von 1000 Zuschauern gleich.

Wenn 170.000 Euro einem Ticket-Verkauf an 35.000 Fans entsprächen, kostete ein Ticket im Schnitt 4.80 Euro. Eine Milchmädchenrechnung.

Solche Schnäppchen waren aber auf der SRM-Website bisher noch nie zu finden...

Da die Ticketpreise für 2018 nicht reduziert werden können, werden also die 2017 abgängigen 47.610 Zuschauer kaum auf einen Schlag zurückkommen.

Und der kostspielige Umbau der Kurve 11 muss auch finanziert werden.

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