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Sachsenring-GP: Die Zukunft bleibt ungewiss

Von Günther Wiesinger
Sachsenring: Findet hier auch 2019 ein WM-Lauf statt?

Sachsenring: Findet hier auch 2019 ein WM-Lauf statt?

Der ADAC hat den Fünf-Jahres-Vertrag mit der SRM Gmbh gekündigt, deshalb sind Schauplatz und Promoter des deutschen Motorrad-GP 2019 weiter offen.

Vor rund zwei Monaten hat die ADAC-Zentrale in München den Fünf-Jahres-Vertrag mit der Sachsenring Rennstrecken Management GmbH für 2019 gekündigt – nach zwei Jahren.

Der Grand Prix 2018 ist von dieser Kündigung zwar nicht betroffen, aber der Vorverkauf liegt auf dem Niveau von 2017, als das zweitschlechteste Besucherergebnis seit 1998 erzielt wurde.

Die SRM verbuchte 2017 dank einer dilettantischen Ticketpreisgestaltung, unterirdischen Marketings und betriebswirtschaftlicher Ahnungslosigkeit einen Verlust von fast 1 Million Euro. Daraufhin nahm SRM-Chef Wolfgang Streubel seinen Hut.

Die spanische Firma Dorna Sports hat einen Vertrag mit dem ADAC e.V. bis inklusive 2021. Der Name des Schauplatzes und des GP-Promoters wird in diesem Vertrag nicht erwähnt. Und ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk lässt die Dorna bisher über seine Pläne mit dem GP von Deutschland im Ungewissen.

«Wir kommen zum Sachsenring-GP und haben keine Ahnung, wie es mit dem deutschen WM-Lauf 2019 weitergeht», stellte ein Dorna-Funktionär in Assen betroffen fest.

Ein Abwechseln im Jahres-Rhythmus zwischen Nürburgring und Sachsenring steht zur Diskussion. Aber bisher haben die Nürburgring-Betreiber zu den von der FIM und Safety-Officer Franco Uncini geforderten Umbauplänen keinen Segen gegeben.

Bei der Dorna wird gehofft, dass der ADAC nächste Woche Lösungsvorschläge auf den Tisch legt. Und beim Sachsenring-GP soll auch geklärt werden, in welcher Form der Freistaat Sachsen und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zum Weiterbestehen des deutschen Grand Prix beitragen wollen und können.

Bisher hat Kretschmer durch unbedachte Bemerkungen (und offenbar durch die SRM höchst einseitig informiert) nur Öl ins Feuer gegossen.

Theoretisch könnte der ADAC den Grand Prix auch selbst veranstalten. Aber es stellt sich die Frage, ob der ADAC Sachsen, der die Grand Prix von 1998 bis 2011 veranstaltet hat, wieder an Bord geholt werden soll.

Dann könnte zumindest der umstrittene teure Logistikpartner Pro Sachsenring mit Jürgen Fritzsche eingespart werden, weil der ADAC Sachsen über eine funktionierende Logistik verfügt, wie sich zuletzt bei der ADAC Sachsen Classic gezeigt hat.

Es würde sich wohl empfehlen, alle Kräfte in Sachsen zu bündeln.

Klar ist: Es muss ein rigoroses Kostensenkungsprogramm in Gang gebracht werden. Es muss eine bessere Lösung mit den Privattribünenbetreibern Besico, Unger und Hänel gefunden werden, die mit dem Grand Prix Geschäfte machen, die Gebühren für die Dorna aber dem Promoter überlassen. Und die temporären Tribünen dürfen nur im Einklang mit dem Ticket-Vorverkauf errichtet werden.

Fakt ist: Kein GP-Veranstalter kann sich dauerhaft Millionenverluste leisten, wie sie die SRM GmbH durch fortwährende Schildbürgerstreiche seit 2012 angehäuft hat.

Einige besonnene GP-Befürworter wünschen sich längst einen runden Tisch, an dem von den Beteiligten alle Überlegungen und Ideen präsentiert werden sollten – unter Beiseitelassung aller persönlichen Befindlichkeiten.

Kann es zu einer Kooperation oder einem Joint Venture zwischen ADAC Sachsen und der SRM kommen?

Dr. Lutz Oeser, Event Manager des ADAC Sachsen, meinte bei der Dutch-TT in Assen: «Grundsätzlich sollte jede Konstellation denkbar sein, die dazu beiträgt, den Motorrad-GP von Deutschland auf dem Sachsenring zu halten.»

Der ADAC Sachsen hat den Grand Prix von 1998 bis 2011 veranstaltet und sich dann zurückgezogen, als die Dorna die GP-Gebühr von 1,7 Millionen US-Dollar auf 3 Millionen Euro erhöhte. Es wurde für 2012 ein mutmasslicher Verlust von 650.000 Euro ausgerechnet.

Die SRM sprang bedenkenlos ein. Ohne Marktforschung, ohne langes Rechnen, ohne Erfagrung als Rennveranstalter, einfach aus lauter Angst, den Grand Prix an den Westen oder an den Lausitzring zu verlieren. Die SRM schaute sogar noch begeistert zu, als die Dorna-Gebühr für 2017 von 3 auf 4 Millionen Euro erhöht wurde.

Die Dorna steht jetzt auf dem Standpunkt: Wenn bei teilweise 200.000 Besuchern an drei Tagen kein «break even» erreicht werden kann, hat der Veranstalter seine Hausaufgaben nicht gemacht.

In der Formel 1 steht für 2019 kein deutscher Grand Prix auf dem provisorischen Kalender. Im «worst case» muss sich der ADAC aus seinen Verpflichtungen bei der Dorna herauskaufen und den Motorrad Grand Prix auf unbestimmte Zeit ad acta legen, wenn sich kein zahlungskräftiger Partner für die Ausrichtung des Events findet.

Die Stricke zwischen dem ADAC und der SRM GmbH sind zerrissen, weil der gescheiterte GP-Veranstalter im Mai eine Bankgarantie von ca. 3,8 Millionen Euro nicht pünktlich liefern konnte. Um die Liquidät der Sachsenring Rennstrecken Management GmbH muss man sich langsam sorgen machen.

Im ersten Ärger war von der SRM im Mai zu hören, man werde jetzt direkt mit der Dorna verhandeln. Das war leider ein Wunschtraum, denn Vertragspartner der Dorna ist bekanntlich der ADAC e.V.

Aus Sachsen ist zu hören, der im Herbst 2017 abgetretene SRM-Geschäftsführer Wolfgang Streubel könnte im schlimmsten Fall nachträglich wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung zur Verantwortung gezogen werden.

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