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Claudio Domenicali: «Jorge war ein gutes Investment»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo und Gigi Dall'Igna nach dem Sieg in Mugello

Jorge Lorenzo und Gigi Dall'Igna nach dem Sieg in Mugello

Ducati-CEO Claudio Domenicali hatte Jorge Lorenzo vor dessen Sieg beim Mugello-GP abgeschrieben. Das Timing habe bei manchen Dingen nicht gepasst, blickte er auf 2018 zurück – das Investment habe sich aber gelohnt.

Der erfolgreiche Ducati-CEO Claudio Domenicali hat seinen MotoGP-Managern Dall’Igna, Ciabatti und Tardozzi wahrlich im vergangengen Mai keinen Gefallen getan, als er Jorge Lorenzo zehn Tage vor dessen Triumph in Mugello abgeschrieben hat. Es sei traurig, dass sich Jorge mit der Desmosedici nie habe anfreunden können, gab Domenicali am 24. Mai gegenüber den Medien zum besten.

«Es ist schade, dass Jorge Lorenzo mit der Desmosedici nicht ordentlich zurechtkommt», stellte Domenicali damals trocken fest.

Eine Jobgarantie sieht anders aus.

Und dann legte er nach: «Ducati steht jetzt voll hinter Andrea Dovizioso.»

Nach dem Lorenzo-Sieg in Mugello versuchte er eine rhetorische Kehrtwendung. «Jetzt kann auch Jorge um den Titel fighten», frohlockte er plötzlich.

Ganz verwunderlich war die Kritik des Ducati-Chefs nicht. Denn Lorenzo lag im zweiten Ducati-Jahr vor Mugello mit 16 Punkten nur auf dem tristen 14. WM-Rang. Er hatte 2018 in den ersten fünf Rennen einen 15., einen elften und einen sechsten WM-Rang sichergestellt.

Danilo Petrucci hatte ihn schon in der WM 2017 übertrumpft und lag jetzt nach Platz 2 in Le Mans auch vor dem Heim-GP vor dem hochbezahlten Spanier.

Als Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti nach dem Mugello-Sieg zu Lorenzos Manager Albert Valera sagte, man müsse jetzt über einen neuen Vertrag reden, entgegnet der Spanier nur: «Jetzt ist es zu spät.»

Die Verhandlungen mit Repsol-Honda standen bereits vor dem Abschluss.

Kein Wunder: Der perfekt vernetzte Pramac-Ducati-Teambesitzer Paolo Campinoti hatte bereits beim Le-Mans-GP erzählt, Petrucci werde statt Lorenzo ins Werksteam transferiert.

Heute würde Jorge Lorenzo mit Dovizioso ein vielversprechendes Ducati-Duo abgeben, auch Sponsor Philip Morris bevorzugt solche Superstars – und kann sie auch bezahlen.

Hat sich das teure Engagement von Lorenzo für Ducati gelohnt?

«Das Investment war sehr groß», räumt Domenicali ein. «Aber wir haben davon auch stark profitiert. Jorge hat uns auf einige Fehler am Motorad aufmerksam gemacht, die wir beseitigen mussten. Er hat einen wichtigen Anteil an unseren Fortschritten in den letzten zwei Jahren. Er ist nicht nur ein ausgezeichnet Fahrer, sondern er hat uns auch geholfen, einiges am Motorrad besser zu verstehen. Andrea Dovizioso hat uns ähnlichen Input gegeben. Aber wenn du zwei Fahrer mit ähnlicher Stärke hast, und bei Jorges Ankunft haben wir ja sogar sehr hohe Erwartungen gehabt, und wenn beide identische Aussagen treffen, dann verschwinden alle Zweifel. Es war für uns bald kristallklar, was wir zu tun hatten. In dieser Hinsicht war die Verpflichtung von Jorge sehr positiv. Jorge war ein sehr gutes Investment. Wir sind happy damit.»

Haben Ducati und Domenicali durch den unrühmlichen Abgang von Lorenzo eine Lektion für die Zukunft gelernt? «Oh, ja, das Leben dreht sich ums Lernen. Wir sind sehr offen und würden gerne denken, es gibt niemanden, der vor Fehlern gefeit ist. Wir haben als Team durch Jorge eine Menge auf der technischen Seite gelernt, aber auch im menschlichen Bereich. Im Leben ist es so: Die Menschen treffen sich, und wir haben mit Jorge ein fantastisches persönliches Verhältnis gehabt. Aber vom Timing her haben sich manche Dinge nicht so entwickelt wie erwartet. Das war weder seine Schuld noch unsere Schuld. Das lässt sich nicht ändern. Heute können wir zusammenfassen: Wir haben 2018 ein sehr positives gemeinsames Jahr mit Jorge erlebt. Wir haben Rennen gewonnen, wir haben das Motorrad deutlich verbessert, wir können jetzt sehr positiv in die Zukunft blicken. So sehen unsere Gedanken aus. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit. Wir haben viel Gutes und viel Schlechtes gemacht, daraus lernen wir. Daraus ziehen wir die Konsequenzen. Jetzt freuen wir uns sehr auf die Saison 2019.»

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