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Danilo Petrucci: Was alles für einen KTM-Deal spricht

Von Günther Wiesinger
Danilo Petrucci beim Motocross-Training mit Red Bull-KTM-Star Tony Cairoli

Danilo Petrucci beim Motocross-Training mit Red Bull-KTM-Star Tony Cairoli

Red Bull-KTM sucht einen Pol-Espargaró-Ersatz für das MotoGP-Werksteam. Die Liste der ernsthaften Kandidaten ist kurz – Danilo Petrucci wäre eine logische Wahl.

Der Abgang zu Repsol-Honda von Teamleader Pol Espargaró zum Jahresende trifft Red Bull KTM Factory Racing zum ungünstigsten Zeitpunkt. Denn zwei der vier aktuellen KTM-MotoGP-Fahrer sind Rookies – Brad Binder im Werksteam und Iker Lecuona bei Red Bull Tech3-KTM. Dort ist der Portugiese Miguel Oliveira die Nummer 1, er hat bisher nur ein Jahr MotoGP-Erfahrung.

KTM braucht also für die Jahre 2021 und 2022 einen würdigen Ersatz für den WM-Elften Pol Espargaró, wenn man die ehrgeizigen Ziele erreichen will. «Ich will die WM in der kommenden Saison unter den ersten 5 oder 6 beenden», lautete die Zielsetzung von Pol Espargaró vor der Corona-Zwangspause.

Die Anzahl der verfügbaren Kandidaten mit dem nötigen Kaliber ist überschaubar: Nur die drei Ducati-Asse Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci und Pecco Bagnaia könnten KTM aus der Patsche helfen; alle drei haben hat noch keinen neuen Vertrag unterschrieben.

Inzwischen zeichnet sich aber klar ab, dass Dovizioso wieder bei Ducati andocken wird, denn mit 34 Jahren hat er keine Zeit, sich mit einem noch nicht ausgereiften RC16-Motorrad abzumühen, das aber trotz der starken Konkurrenz von Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati in drei Jahren immerhin 21 Top-Ten-Ergebnisse erreicht hat und im Trockenen bisher einen sechsten Rang als bestes GP-Ergebnis vorzuweisen hat.

Pecco Bagnaia hingegen, vielversprechender Moto2-Weltmeister 2018, blieb im Vorjahr bei Pramac-Ducati als WM-15. hinter den Erwartungen, obwohl er in Australien mit Platz 4 aufhorchen ließ.  Deshalb hat sich der WM-Sechste Danilo Petrucci inzwischen als seriösester Anwärter für die Pol-Espargaró-Nachfolge herauskristallisiert.

Alberto Vergani, langjähriger Manager von Marco Melandri und jetzt mit dem Management und der Zukunft von Petrucci beschäftigt, fühlt sich in einer Zuschauerrolle. «Ich warte, was jetzt alles passiert», erklärte er gegenüber SPEEDWEEK.com.

Er hat die bisher für 2021 nicht voll besetzten Werksteams von Aprilia und KTM über die Verfügbarkeit von Petrucci informiert – und wartet auf Antworten.

Red Bull-KTM hat nicht mit dem Abgang von Pol Espargaró gerechnet, der jetzt seine vierte Saison bei den Oberösterreichern absolviert.

KTM hatte die Absicht, die beiden MotoGP-Teams für die Saison 2021 mit den aktuellen Piloten zu besetzen. Für den Fall, dass Espargaró oder Oliveira wieder Erwarten abtrünnig werden, stand Jorge Martin im Red Bull-Ajo-Moto2-Team als Ersatz bereit. Er war schon im Herbst als MotoGP-Ersatz für Johann Zarco im Gespräch, wollte aber zuerst um den Moto2-WM-Titel kämpfen. Und jetzt steht der schnelle Spanier vor einer Einigung mit Pramac-Ducati!

«Wir treten in der MotoGP-WM nicht mit dem Olympischen Gedanken an, wir wollen nicht nur dabei sein, sondern eines Tages gewinnen», betont der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer regelmäßig. Deshalb hat er den Dorna-Deal für die MotoGP-WM um fünf Jahre bis Ende 2026 verlängert und sich aus der Moto2-WM als Chassis-Lieferant zurückgezogen. Pierer: «Wir sparen dadurch bis zu 15 Techniker ein, die uns in der MotoGP-WM jetzt wertvolle Dienste leisten.»

Pierer erwähnte mehrmals, er wolle keinen teuren Superstar wie Marc Márquez oder Jorge Lorenzo einkaufen, sondern diese Summen lieber in die Motorradentwicklung investieren.

Deshalb spricht jetzt einiges für Petrucci, der 2015 zu Ducati wechselte, dort bei Pramac ab 2015 die WM-Ränge 10, 14, 8 und 8 erreichte und sich im Werksteam 2019 als Gesamtsechster recht wacker schlug. Trotzdem zählt er nicht zu den Topverdienern wie Márquez, Dovizioso, Rossi, Viñales und so weiter.

«Nach dem Sieg in Mugello lag Danilo in der WM an dritter Position. Vielleicht hat er sich nachher zu viel Druck gemacht und ist deshalb in der zweiten Saisonhälfte zurückgefallen», meint Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti.

Petrucci beendete die Saison 2019 als Gesamtsechster. Seine Fähigkeiten und sein Talent sind unumstritten – im Regen wie im Trockenen.

Ex-Polizist Petrucci und Vergani hoffen jetzt auf ein Angebot und eine Einigung mit Red Bull-KTM. «Danilo würde perfekt zu KTM und Red Bull passen», ist Vergani überzeugt. «Er ist ein emsiger Arbeiter, ein seriöser und netter Mensch, er ist ein Teamplayer. Er hat einen MotoGP-Sieg errungen und acht weitere Podestplätze. Er hat in Assen gegen Rossi gekämpft und gegen Márquez in Mugello und Misano. Pit Beirer weiß, dass wir verfügbar sind. Jetzt warten wir ab. KTM wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit für uns – aber das gilt auch im umgekehrten Sinn.»

Denn Danilo Petrucci wird nach dieser Saison sechs Jahre Ducati-Erfahrung haben. Er kann mit Sicherheit wertvolle Informationen nach Munderfing mitbringen.

Der 29-jährige Römer sagt, er fühle sich zu jung für die Superbike-WM, außerdem habe er in der MotoGP-WM noch eine Aufgabe zu erledigen.

«Wir haben keinen Zeitdruck», versicherte Alberto Vergani gegenüber SPEEDWEEK.com. «Denn wir haben auf jeden Fall ein interessantes Angebot von Ducati für die Superbike-WM und uns für dieses Projekt Bedenkzeit bis August erbeten.»

Er hat sich vor wenigen Tagen mit Tony Cairoli zum gemeinsamen Cross-Training getroffen. Der neunfache Motocross-Weltmeister ist eine Red Bull-KTM-Ikone.

«Ich wäre stolz, wenn ich Teil dieser Familie werden könnte», ließ sich Danilo Petrucci entlocken.

Danilo verliert nach dieser Saison seinen Platz im Werksteam an den vier Jahre jüngeren Jack Miller – und hat deshalb noch eine Rechnung offen. Offenbar hat Gigi Dall’Igna schon nach einem Jahr das Vertrauen in die Fähigkeiten des Mugello-GP-Siegers von 2019 verloren.

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