Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Pit Beirer: «Wir schauen nicht nach links und rechts»

Von Günther Wiesinger
Red Bull-KTM liegt mit Brad Binder auf dem vierten Platz der Fahrer WM, KTM jubelt über Rang 3 in der Marken-WM. Dabei hat KTM die Motorentwicklung aus Kostengründen freiwillig seit März eingefroren.

Die Red Bull KTM-Mannschaft hat im ersten Saisondrittel alle Erwartungen übertroffen, denn selbst der visionäre KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer hatte vor dem späten Saisonstart im Juli nur regelmäßige «einstellige Ergebnisse» gefordert. KTM hat die Trennung von Johann Zarco ausgezeichnet verkraftet und braucht sich mit der Vierer-Mannschaft (Pol Espargaró, Binder, Oliveira und Lecuona) selbst hinter den Star-Aufgeboten von Yamaha und Ducati nicht mehr zu verstecken.

«Außerdem bin ich extrem glücklich mit unserer Fahrerwahl für die nächste Saison», hält KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer fest. 2021 kommt Neuzugang Danilo Petrucci zu Red-Bull-Tech3, von dort wechselt Oliveira ins Factory Team. Das heißt: Drei von vier KTM-Piloten werden in der kommenden Saison MotoGP-Rennsieger sein.
KTM präsentierte sich mit der neuen RC16 auf allen drei bisherigen Strecken stark, daran sollte sich auch bei den zwei Misano-Events (13. und 20.9.) nichts ändern.

Jetzt sind die Fans der Österreicher gespannt, ob die Orangen aus der aktuellen Schwächephase von Yamaha (Drehzahl nach drei Motorschäden gesenkt, dazu Bremsprobleme) und von Honda (Marc Márquez verletzt, 2020-Bike bisher nicht konkurrenzfähig, Reisefreiheit der japanischen Ingenieure eingeschränkt, also geringere Entwicklungsgeschwindigkeit) weiter Kapital schlagen können.

«Wir schauen eigentlich gar nicht so stark nach links und rechts», betonte Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben ein extrem intensives Entwicklungsprogramm abgespult, das jetzt Früchte trägt. Wir hatten ja einen Rückstand und mussten in einigen Bereichen technisch aufholen. Ein wichtiger Schritt ist 2019 passiert, als wir es geschafft haben, langsam die Entwicklungsteile zurückzuhalten und bringen nicht mehr die ganzen neuen Teile sofort an die Rennstrecke. Wir haben stattdessen versucht, im Hintergrund das neue Rennmotorrad für 2020 in Ruhe vorzubereiten. Wir haben es den Fahrern dann im November zum ersten Mal in die Hand gegeben. Das ist der Rhythmus, den du brauchst. Jetzt hat sich einfach bezahlt gemacht, dass wir mit einem sehr fertigen und erprobten Motorrad in die Saison gestartet sind.»

«Im März und Aprilia kam der Corona-Lockdown. In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass unsere Motorentwicklung im Grunde seit dem Katar-GP-Termin eingefroren ist. Wir haben in diesem Jahr unsere ‚concession‘-Vorteile für die Motorenentwicklung nicht genutzt, obwohl wir wie Aprilia eine Fristerstreckung bis Ende Juni bekommen haben. Trotzdem funktioniert das Paket sehr gut», freut sich der 250-ccm-Vizeweltmeister von 1999.

KTM hat sich im Hersteller-Bündnis MSMA aus Loyalität zu den Industriekollegen von Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati im März bereit erklärt, die Triebwerksentwicklung ab Katar einzufrieren.

Doch Aprilia forderte eine Gnadenfrist bis Ende Juni, weil sich der neue RS-GP20-Motor bei den Wintertests als nicht zuverlässig erwiesen hatte.

«Wir haben uns bei der ‚engine specification‘ an unseren Stand vom März gehalten, obwohl das Homologations-Fenster nachher noch einmal bis Ende Juni aufgegangen ist», sagt Beirer. «Das hat uns aber nicht dazu bewegt, die Motoren wieder auseinander zu reißen, denn die Renntriebwerke für die vier MotoGP-Fahrer waren für den Saisonstart in Doha bereits rennbereit und fertig. Wir mussten wegen Corona die Kosten im Auge behalten und Vernunft walten lassen. Wir wollten nicht einerseits mit den Mitbewerbern über Möglichkeiten zur Kostensenkung reden und gleichzeitig ein Dutzend fertiger Rennmotoren wieder öffnen, um neue Teile einzubauen. Wir haben das Budget geschont und sind im Juli mit den Motoren gestartet, die für Katar im März vorgesehen waren.»

«Heute wissen wir, wir wären auch für Katar gut vorbereitet gewesen. Wir hatten erfreuliche Testergebnisse und Prüfstandergebnisse. Das war alles recht und schön», so Beirer. «Aber die endgültige Wahrheit kommt erst an einem GP-Wochenende ans Tageslicht. Deshalb waren wir vor dem Saisonstart angespannt. Umso glücklich sind wir jetzt nach den drei zwei Siegen von Brad und Miguel und dem Podestplatz von Pol, dass es bereits so gut geklappt hat.»

Übrigens: Durch die drei Podestplätze hat KTM 2020 bereits sieben Konzessionspunkte errungen, deshalb gegen für 2021 die «cvoncession team»-proivilegien (zwei Motoren mehr, beliebig viele private Testtage mit dem Stammfahrern, Motorenentwicklung ab dem ersten Grand Prix nicht eingefroren) verloren. Die vier Stammfahrer dürfen ab sofort nicht mehr an privaten Tests teilnehmen.

Aber sie wären wegen des dicht gedrängten Kalenders ohnedies schwierig zu bewerkstelligen.

Wegen Corona bleiben die Motoren übrigens bis Ende 2021 auf dem Stand von März 2020 homologiert.

MotoGP-Ergebnisse Steiermark-GP:

1. Miguel Oliveira, KTM, 12 Runden, 16:56,015
2. Jack Miller, Ducati, +0,316
3. Pol Espargaro, KTM, + 0,540
4. Joan Mir, Suzuki, + 0,641
5. Andrea Dovizioso, Ducati, + 1,414
6. Alex Rins, Suzuki, + 1,450
7. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,864
8. Brad Binder, KTM, + 4,150
9. Valentino Rossi, Yamaha, + 4,517
10. Iker Lecuona, KTM, + 5,068
11. Danilo Petrucci, Ducati, + 5,918
12. Aleix Espargaró, KTM, + 6,411
13. Fabio Quartararo, Yamaha, + 7,406
14. Johann Zarco, Ducati, 7,454
15. Franco Morbidelli, Yamaha, + 10,191
16. Alex Márquez, Honda, + 10,524
17. Cal Crutchlow, Honda, + 11,447
18. Stefan Bradl, Honda, + 11,943
19. Bradley Smith, Aprilia, + 12,732
20.
Michele Pirro, Ducati, + 14,349
21. Tito Rabat, Ducati, + 14,458

WM-Stand nach 5 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 70 Punkte. 2. Dovizioso 67. 3. Miller 56. 4. Binder 49. 5. Vinales 48. 6. Nakagami 46. 7. Rossi 45. 8. Mir 44. 9. Oliveira 43. 10. Pol Espargaró 35. 11. Morbidelli 32. 12. Zarco 30. 13. Rins 29. 14. Petrucci 25. 15. Alex Márquez 15. 16. Aleix Espargaró 15. 17. Lecuona 13. 18. Bagnaia 9. 19. Smith 8. 20. Rabat 7. 21. Crutchlow 7. 22. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM nach 5 von 14 Rennen:

1. Yamaha 88. 2. Ducati 87. 3. KTM 82. 4. Suzuki 57. 5. Honda 46. 6. Aprilia 20.

Der restliche GP-Kalender 2020:

13. September: Misano

20.September: Misano
27. September: Catalunya-Barcelona
11.Oktober: Le Mans
18. Oktober: Aragón
25. Oktober: Aragón

08. November: Valencia
15. November: Valencia
22. November: Portimão

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 23.12., 17:10, Motorvision TV
    IMSA Sportscar Championship
  • Mo. 23.12., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Di. 24.12., 06:00, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312054515 | 5