Aleix Espargaró: Wer wird sein Aprilia-Teamkollege?
Aleix Espargaró blickt besorgt auf die MotoGP-Saison 2021
Seit Dienstag ist klar, dass Aprilia sich für die MotoGP-Saison 2021 endgültig nach einem neuen Werksfahrer umsehen muss, denn die Sperre von Andrea Iannone wurde durch das CAS-Urteil auf vier Jahre ausgedehnt.
Aleix Espargaró erklärt sich – wie sein Arbeitgeber – solidarisch mit dem 31-jährigen Italiener: «Ich bin bestürzt, vor allem auf einer persönlichen Ebene. Nur er weiß, ob er einen Fehler gemacht hat oder ob es eine Verunreinigung im Essen war, aber eine vierjährige Sperre ist lächerlich. Ein Jahr oder 18 Monate wären mehr als genug gewesen. Vier Jahre ist ein Missbrauch, aus meiner Sicht viel zu viel. Aber es ist so, wie es ist. Daran kann man nichts mehr ändern.»
«Wenn Andrea sagt, dass es kontaminiertes Essen war, dann vertraue ich ihm, warum sollte ich das nicht», bekräftigte der Spanier. «In der MotoGP gibt es auch nicht viel herauszuholen, wenn du Dopingmittel nimmst. Klar, er ist der Einzige, der wissen kann, was er getan hat. Alles, was ich sagen kann, ist: In jedem Fall ist die Strafe zu hart. Ich habe ihn am Dienstagvormittag angerufen, noch bevor es offiziell war, weil Massimo [Rivola] es mir mitgeteilt hatte. Ich habe zehn Minuten mit ihm geredet, er war sehr, sehr mitgenommen. Ich habe versucht ihn zu überreden, zu uns nach Valencia zu kommen, um dem Team ‚Hi‘ zu sagen. Wir hatten in Katar zwar mehr oder weniger einen Streit, aber am Ende sind wir Freunde. Ich glaube, ich bin da eine umgängliche Person, ich habe mit fast allen ein gutes Verhältnis. Andrea ist auf persönlicher Ebene ein wirklicher guter Kerl, es tut mir sehr leid für ihn, weil er so wahrscheinlich keine Rennen mehr fahren wird.»
Trotzdem weiß auch Aleix Espargaró, dass Aprilia nach vorne blicken muss. Zu diesem Zeitpunkt der Saison keine einfache Situation. Wen hätte der Werksfahrer 2021 gerne an seiner Seite? «Es ist für das Aprilia-Management alles andere als einfach im Moment, es ist eine sehr schwierige Entscheidung», schickte der 31-Jährige voraus. «Ich weiß, wie schwierig es ist, sich an ein Motorrad anzupassen, vor allem an die Aprilia. Daher wäre die beste Option gewesen, mit Iannone weiterzumachen, weil er das Bike kennt und mir so von Anfang an hätte helfen können. Aber weil wir jetzt [über die Sperre] Bescheid wissen, ist für mich jetzt Dovi die beste Option. Aber Dovi ist nicht mehr verfügbar. Auch Cal war eine gute Option, weil er viel Erfahrung hat und ein schneller Fahrer ist, aber jetzt sieht es danach aus, als stehe er vor der Vertragsunterzeichnung mit Yamaha. Es ist also wirklich nicht einfach», seufzte er.
«Zu diesem Zeitpunkt gibt es nicht mehr viele starke Fahrer mit Erfahrung in der MotoGP», fuhr Espargaró fort. «Ich glaube daher, dass es das Beste wäre, einen jungen Fahrer zu nehmen. Man sieht ja, wie schnell Mir oder Quartararo sind, nach nur einem oder eineinhalb Jahren. Meiner Meinung nach wäre es gut, einen jungen Teamkollegen zu haben.»
Vor allem in den italienischen Medien fallen in diesem Zusammenhang zwei aus der Moto2-WM bekannte Namen: Aragón-Sieger Marco Bezzecchi (22) aus dem Sky Racing Team VR46 und der ebenfalls 22-jährige Fabio Di Giannantonio, der immerhin schon einen Vertrag mit Gresini in der Tasche hat, wenn auch für die mittlere Klasse der Motorrad-WM.
Was hält Aleix von ihnen? «Sie sind sehr schnell, mir gefällt Bezzecchi sehr, auch Di Giannantonio ist sehr schnell. Bezzecchi kann immer noch Weltmeister werden und er hat kein MotoGP-Bike für nächstes Jahr. Sie sind auch Italiener, was gut ist für Aprilia», zählte der Routinier auf. Allerdings sieht er auch einen großen Nachteil: «Ich bin ein bisschen traurig, weil sie mir nicht von Anfang an helfen werden können. Im Hinblick auf die Entwicklung des Bikes werde ich also ein bisschen auf mich allein gestellt sein, was überhaupt nicht gut ist. Wenn am Ende ein junger Fahrer kommt, dann wird es für mich ein weiteres Jahr sehr schwierig. Aber was soll man machen, die Situation von Aprilia ist einfach sehr schwierig.»
Jorge Lorenzo nannte der ältere Espargaró dagegen nicht. «Es stimmt nicht, dass ich gegen Lorenzo bin», versicherte er auf Nachfrage. «Ich bin nur nicht sicher, ob er fit ist, körperlich und mental, um zu einem Projekt wie Aprilia zu stoßen. Wir sind nicht Yamaha. Das ist das Fragezeichen, das ich habe. Ich glaube aber nicht, dass Lorenzo heute eine Option für Aprilia ist.»
Dafür brachte sich ein anderer Fahrer mit MotoGP-Erfahrung selbst ins Gespräch: Tito Rabat ist nach dem unfreiwilligen Aus bei Avintia Esponsorama auf der Suche nach einem Platz für 2021.
In Valencia sagte der 31-Jährige aus Barcelona am Donnerstag dazu: «Mein Manager schaut sich nach den Möglichkeiten um, die wir für nächstes Jahr haben – vor allem eine konkrete, nämlich Aprilia. Für mich wäre es ein Traum, wenn ein MotoGP-Hersteller auf mich setzen würde, damit ich in dieser WM eine Chance bekomme. Aber viele Top-Fahrer möchten diesen Platz, es wird super schwierig. Ich glaube aber an meine Chance. Ich weiß, dass ich mit einem guten Bike und mit einem Team, das mich unterstützt, das Niveau habe, um dort zu sein, wo ich sein muss.»