Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Stefan Bradl: Wie er die Kritiker mundtot machte

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl (6) kämpfte gegern Dovi und besiegte Aleix Espargaró (41)

Stefan Bradl (6) kämpfte gegern Dovi und besiegte Aleix Espargaró (41)

Stefan Bradl verblüffte die Gegner in Portugal (Platz 7) mit einem selbstbewussten Auftritt inmitten der Weltklasse. Ohne Sturz im Warm-up wäre er vielleicht noch aggressiver gewesen, meint er.

Stefan Bradl erreichte beim MotoGP-Finale in Portimão mit Platz 7 sein bestes Saisonergebnis. Im Qualifying schaffte er als grandioser Sechster seinen besten Startplatz seit Sepang 2014, als er auf der LCR-Honda hinter Marc Márquez, Dani Pedrosa und Jorge Lorenzo die viertbeste Zeit fuhr. Und den letzten siebten Platz bei einem MotoGP-Rennen erreichte Stefan Bradl 2016 auf der Werks-Aprilia in Las Termas/Argentinien.

Jetzt ruht sich der Honda-Testfahrer ein paar Tage aus, zwölf Grand Prix und drei Tests galt es in den 15 Wochen seit dem Brünn-GP (9. August) zu absolvieren. Niemand ist in dieser Phase mehr auf der Rennmaschine gesessen als der Bayer, der am 29. November 31 Jahre alt wird und im Dezember noch einmal in Jerez testen wird. «Eine lange Winterpause wird es also nicht geben», weiß der siebenfache GP-Sieger, der üblicherweise auch im Januar für HRC in Jerez testet.

Stefan Bradl hat sich durch die letzten Auftritte viel Anerkennung und Respekt verdient, bei den Gegnern genauso wie bei den gegnerischen Teams. «Ich unterhalte mich fast jeden Tag im Paddock einmal mit Stefan», erklärte Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal. «Er gefällt mir. Aber wenn du mich vor einem Jahr gefragt hättest, ob ich ihm so eine Leistung noch zutraue – meine Antwort wäre ‚nein‘ gewesen. Hut ab!»

Bradl legte sich am Sonntag in Portugal unerschrocken mit Fahrern wie Pol Espargaró, Rins, Quartararo, Dovizioso, Zarco, Crutchlow und Aleix Espargaró an. Er lag nach der ersten Runde an siebter Position, nach Runde 2 war er Sechster, in den Runden 3 und 4 donnerte er sogar als Fünfter hinter Oliveira, Morbidelli, Miller und Crutchlow über den Zielstrich.

«Mein Start war sehr gut, ich habe eine oder zwei Positionen wettgemacht», blickt er zurück. «Ich war zwar auch aggressiv, aber die Kollegen waren wie immer besonders angriffslustig. Mein Sturz im Warm-up war da sicher nicht förderlich. Er war vielleicht ein Mitgrund, warum ich keinen Fehler machen wollte. Jedenfalls war es besser, im Warm-up zu stürzen als im Rennen. Danach habe ich meine Position verteidigt, ich habe in der Gruppe mit Cal gekämpft. Ich wollte nicht zu viel Überholmanöver starten, weil du dadurch auf dieser Piste meistens Zeit verlierst. Das wusste ich. Ich konnte locker mit dieser Gruppe mitfahren und wollte einfach abwarten, wie sich das Rennen entwickelt. Aber es kam dann zu Kämpfen, dadurch sind die Verfolger etwas näher gekommen. So ist die Gruppe immer größer geworden. Ich konnte einige Fahrer überholen. Das klappte besser als bei den Rennen vorher, ich habe am Sonntag insgesamt mehr Selbstvertrauen gehabt. Ich konnte an Dovi dranbleiben, ich habe in der letzten Runde einen netten Fight gegen Aleix gehabt, den ich für mich entscheiden konnte. Meine Performance war nicht so schlecht. Wenn ich mehr Rennen auf diesem Level zeigen kann, werde ich beim Überholen noch stärker werden.»

Stefan Bradl hat sich für 2021 wieder mit HRC geeinigt. Er darf laut Reglement maximal drei Wildcard-Einsätze pro Saison bestreiten. Und er wird sich natürlich als Ersatzfahrer für Marc Márquez, Pol Espargaró (beide Repsol), Alex Márquez und Takaaki Nakagami (beide LCR) bereithalten.

«Ich hoffe, dass sich die Situation mit dem Coronavirus bald bessert und wir im Februar in Sepang/Malaysia testen können», sagt Bradl. «Dazu hoffe ich natürlich auf Wildcard-Rennen, die ja 2020 wegen Covid verboten waren. Ich bin froh, dass ich bei HRC bleibe. Hier sehe ich meine Zukunft.»

Ergebnisse MotoGP Portimao/P, 22.11.

1. Miguel Oliveira, KTM, 25 Runden in 41:48,163 min
2. Jack Miller, Ducati, +3,193 sec
3. Franco Morbidelli, Yamaha, +3,298
4. Pol Espargaró, KTM, +12,626
5. Takaaki Nakagami, Honda, +13,318
6. Andrea Dovizioso, Ducati, +15,578
7. Stefan Bradl, Honda, +15,738
8. Aleix Espargaró, Aprilia, +16,034
9. Alex Márquez, Honda, +18,325
10. Johann Zarco, Ducati, +18,596
11. Maverick Viñales, Yamaha, +18,685
12. Valentino Rossi, Yamaha, +18,946
13. Cal Crutchlow, Honda, +19,159
14. Fabio Quartararo, Yamaha, +24,376
15. Alex Rins, Suzuki, +27,776
16. Danilo Petrucci, Ducati, +34,266
17. Mika Kallio, KTM, +48,410
18. Tito Rabat, Ducati, +48,411
– Lorenzo Savadori, Aprilia
– Joan Mir, Suzuki
– Brad Binder, KTM
– Pecco Bagnaia, Ducati

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

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