Jorge Lorenzo: «Martin einer der explosivsten Fahrer»
Jorge Lorenzo übt sich als TV-Experte
Seit seinem MotoGP-Rücktritt am Ende der Saison 2019 genießt Jorge Lorenzo sein Leben in vollen Zügen und lässt seine Fans in den Sozialen Medien regelmäßig daran teilhaben. Auch wenn seine Karriere als aktiver Rennfahrer beendet ist, verfolgt der fünffache Weltmeister das Geschehen der Motorrad-WM weiter mit großem Interesse. In diesem Jahr verstärkt er das spanische Kommentatoren-Team des Streaming-Dienstes DAZN und gibt während der MotoGP-Wochenenden sein Expertenwissen an die TV-Zuschauer weiter.
Für Lorenzo ist es nicht der erste Kommentatoren-Job, schon beim Aragón-GP 2021 kommentierte er bei den italienischen Kollegen von Sky Sport die freien Trainings mit. Auch in seinem YouTube-Kanal «99 Seconds» veröffentlicht der 34-jährige Mallorquiner immer wieder Analysen zur MotoGP-Welt.
«Es ist sehr schwer, einen Favoriten ausfindig zu machen», antwortete der 68-fache GP-Sieger auf die Frage, wer sein diesjähriger WM-Favorit sei. «Suzuki hat inzwischen ein sehr schnelles Motorrad. Das war noch bisher noch nie der Fall, da sie einen Reihenmotor verbaut haben.» Zur Erinnerung, neben Suzuki nutzt lediglich Yamaha den Reihenmotor, alle anderen Fabrikate (Honda, Ducati, KTM, Aprilia) setzen hingegen auf ein V4-Motorenkonzept.
Lorenzo ergänzte: «Suzuki hat einen großen Schritt in Sachen Motorleistung gemacht. Das sollte die anderen Hersteller beunruhigen, da die Suzuki in den Kurven am wendigsten ist. Wenn man viel Leistung und eine gute Kurven-Performance hat, wird es für die anderen schwierig.»
2021 wurden vier der letzten sechs Rennen durch Pecco Bagnaia auf Ducati gewonnen. «Ducati war am Ende der Saison das beste Bike», bestätigte Lorenzo diese Tatsache. «Jedoch schaut es so aus, als hätten sie mit dem 2022er-Modell einige Probleme. Natürlich hat jedes Fabrikat seine Stärken und Schwächen, weshalb schwierig zu sagen ist, welches Motorrad momentan das beste ist.»
Lorenzo, der während seiner Karriere auf verschiedenen Fabrikaten unterwegs war, (Yamaha (2008-2016), Ducati (2017, 2018), Honda (2019) beeindruckt besonders die diesjährige Leistungsdichte. «Es ist erstaunlich, vor ein paar Jahren war die MotoGP-Klasse noch die Kategorie mit den größten Abständen. Jetzt beträgt der Abstand zwischen dem Ersten und dem Letzten nur noch 1,5 sec pro Runde. Jeder Hersteller kann inzwischen Rennen oder sogar die Meisterschaft gewinnen.»
Aus Fahrersicht sieht der MotoGP-Weltmeister von 2010, 2012 und 2015 vor allem drei Favoriten. «Marc wird einen guten Job machen. Die Honda wurde komplett überarbeitet. Er hat mir zwar gesagt, dass sie für seinen Fahrstil noch nicht optimal ist, aber er wird sie schon bald auf seine Bedürfnisse angepasst haben.»
Zu den zwei WM-Rivalen Bagnaia (Ducati) und Fabio Quartararo (Yamaha) meint Lorenzo: «Am Ende der letzten Saison schien Fabio schwächer zu sein als Pecco, deshalb scheint Bagnaia eher ein Favorit zu sein.»
Als Geheimtipp nennt Lorenzo den Pramac-Ducati-Piloten Jorge Martin: «Er ist einer der explosivsten Fahrer, die ich je gesehen habe. Ich habe nur Zweifel, ob er fokussiert bleiben kann. Wenn er das schafft, wird er aufgrund seines Talents und seines Speeds für die anderen sehr gefährlich sein. Er könnte die Weltmeisterschaft gewinnen.»