MotoGP-Legende Luigi Taveri: Ein Schweizer Pionier
Mit 30 GP-Siegen und insgesamt 89 Podestplätzen ist Luigi Taveri bis heute der erfolgreichste Solo-Motorrad-Rennfahrer der Schweiz. Er erzielte WM-Punkte in fünf GP-Klassen und trat sogar als Beifahrer von Hans Haldermann im Seitenwagen in Erscheinung. 1962, 64 und 66 gewann er die Motorrad-Weltmeisterschaft in der 125-ccm-Klasse auf Honda. Er fuhr von 1954 bis 1966 in der Weltmeisterschaft.
Luigi Taveri verstarb 2018 im Alter von 88 Jahren, seine Frau Tilde und Tochter Blanca sind aber nach wie vor vom Motorsport infiziert. Am Donnerstag wurde die «MotoGP Legends Hall of Fame» durch den Namen Luigi Taveri erweitert. Dort steht er nun neben Legenden wie Mick Doohan, Kenny Roberts, Mike Hailwood oder Anton Mang.
«Es ist wirklich eine große Ehre für uns, dass Luigi nun neben all diesen berühmten Fahrern steht. Ich weiß, dass er sehr stolz darauf sein würde», freute sich Tochter Blanca. «Er würde sicherlich nach den passenden Worten suchen, die zum Ausdruck bringen würden, wie geehrt er sich fühlt.»
«Luigi war jemand, der einen sehr großen Willen hatte. 1966 war sein letztes Jahr und Honda hatte entschieden, nicht in Japan zu fahren, weil es nicht die Honda-Rennstrecke war. Monza war das Rennen vor dem Japan-GP. Luigi wusste, dass er gewinnen müsste, um zum dritten Mal Weltmeister zu sein. Am Abend war er sehr krank, er wurde sogar ins Krankenhaus gebracht, weil er mehr als 40 Grad Fieber hatte», berichtete sie. «Nur, weil er so einen starken Willen hatte, konnte er am nächsten Tag in Monza fahren. Zunächst gewann er das 125er-Rennen, anschließend lief es im 50-ccm-Rennen nicht so gut, wodurch er die Chance auf den Doppel-WM-Titel verpasste. Das ist eine prägende Geschichte meines Vaters.»
Die Tochter des erfolgreichen Motorrad-Piloten fügte leidenschaftlich hinzu: «Luigi war der Pionier für Motorradrennen in der Schweiz. Für uns war er immer ein Held. Er war für mich immer der beste Rennfahrer, ich könnte so viel über ihn erzählen. Er war ein Mensch, der niemals abgehoben ist und er war sehr zuverlässig. Er war einfach speziell, speziell für den Motorsport in unserem Land und er öffnete viele Türen für Fahrer, die nun kommen. Ich hoffe, es werden weitere Fahrer aus der Schweiz den Weg hier herfinden. Ich glaube, es ist wichtig, Motorradrennfahrer aus der Schweiz in der MotoGP-Klasse zu haben.»
«Die Atmosphäre damals war wirklich anders. Es waren viel kleinere Strecken und wir waren alle enger zusammen. Die Fahrer waren untereinander wie eine große Familie. Sogar neben dem Rennsport. Mike Hailwood, Bill Ivy, John Surtees... Wir haben Winterurlaub zusammen gemacht», erzählte die Schweizerin und stellte klar: «Wir verfolgen noch heute jedes Rennen, egal ob es um 5 Uhr morgens ist, wir stehen auf und schauen es im Fernsehen. Rennsport ist für uns alles.»
Carmelo Ezpeleta, CEO der Firma Dorna Sports S.L. war ebenfalls anwesend. Er betonte, wie Taveri seine Anfänge im Motorsport geprägt hatte. «Er war 1962 erstmals Weltmeister. Damals war ich 16 Jahre alt und ich fuhr mit meinem Vater zur Strecke nach Montjuic. Ich war auch 1964 und 1966 an der Rennstrecke. Die Situation war nicht mit der heutigen Zeit zu vergleichen, die Rennen und alles waren sehr unterschiedlich. Aber ohne diese Art von Rennen wäre es nicht möglich gewesen, zu dem Stand von heute zu gelangen», erklärte der 76-Jährige.
«Ich bin sicher, ohne Luigi wären die zwei Meister aus der Schweiz nicht hier», sagte er mit Blick auf Domi Aegerter und Tom Lüthi. «Er war ein Pionier und machte die Dinge sehr speziell. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Helm. Natürlich haben damals viele Fahrer die Nationalflagge auf dem Helm getragen, aber an seinen kann ich mich gut erinnern.»