Jonas Folger (GASGAS): Ohne Druck beim Mugello-GP

Von Günther Wiesinger
Jonas Folger hat als Ersatzfahrer für Pol Espargaró bisher alle Erwartungen übertroffen. KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer lobt den Deutschen und sagt: «Unser MotoGP-Projekt macht momentan viel Freude.»

Jonas Folger hat auf Wunsch von KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer drei Tage nach dem Portimão-GP zugesagt, GASGAS-Werkspilot Pol Espargaró bei den drei Grand Prix in Texas, Jerez und Le Mans zu vertreten. Da Testfahrer Folger im Winter im Gegensatz zu Edeltester Dani Pedrosa keine «time attacks» absolviert hat und außerdem seit September 2017 (in Aragón) kein MotoGP-Rennen mehr bestritten hat, dämpfte Pit Beirer die Erwartungshaltung.

«Jonas muss nur gesund bleiben und das Gefährt heil ins Ziel bringen», lautete die Devise. «Wir wollen nur, dass sich Jonas unter Wettkampfbedingungen besser an das Motorrad gewöhnt und dadurch ein besserer Testfahrer wird.»

Der 29-jährige Bayer nützte in Austin die Gunst der Stunde und steuerte die GASGAS des Tech3-Teams auf Platz 12, in Le Mans traf der fünffache GP-Sieger auf Platz 13 ein.

Danach hielt er seine Zeitarbeit im GASGAS Factory Racing Tech3 Team eigentlich für beendet. Jonas half am Sonntag in Le Mans späten Nachmittag brav beim Ausräumen der Tech3-Box, und sein Crew-Chief Paul Trevathan erklärte dankbar: «Du bist jederzeit wieder willkommen.» Folger erwiderte schmunzelnd: «I am ready.»

Seither hat Jonas Folger für Red Bull-KTM wieder in Valencia getestet, gemeinsam mit Dani Pedrosa.

Und seit Montag steht fest, dass Pol Espargaró (Rückenwirbel gebrochen, Lungenquetschung, Kieferbruch) das für Mugello erhoffte Comeback zumindest bis zum Sachsenring-GP am 18. Juni verschieben muss, obwohl er sich bei einem Fahrtest im MotorLand Aragón recht gut fühlte.

Deshalb wird Jonas Folger zum vierten Mal für das GASGAS-Team um WM-Punkte fighten. Kurios: Er liegt in der Fahrer-WM direkt hinter Marc Márquez an 20. Position!

«Jonas hat extrem gute Arbeit geleistet, denn man konnte ihn weder mit anderen Ersatz- oder Testfahrern wie Lecuona, Bradl oder Dani Pedrosa vergleichen, denn er war viel länger weg aus dem Renngeschehen und hat viel weniger MotoGP-Erfahrung», gibt Pit Beirer zu bedenken. «Außerdem musste er ausgerechnet auf der ganz brutalen Strecke in Amerika mit den 20 Kurven beim GASGAS-Team einsteigen. Jonas hat nach wie vor meinen ganzen Respekt, dass er so mutig war, das zu tun. Er hat respektable Leistungen abgeliefert und sogar in Texas erste Punkte kassiert, was sowieso ein Wahnsinn war. Natürlich werden die Kritiker gleich erwidern, es gab ja viele Stürze. Aber Jonas gehörte wie in Le Mans zu jenen Fahrern, die die Zielflagge gesehen haben. Wenn du Punkte bekommen willst, musst du durchs Ziel fahren…»

«Jonas hat besonders auf den Rennstrecken, die er besser kennt, zum Beispiel Jerez und Le Mans, seine Aufgabe tadellos erledigt und die Rückstände verkürzt. Was für uns der größte Gewinn ist: Jonas lebt jetzt wieder in seiner Rolle als Rennfahrer und geniesst diese Phase offensichtlich. Wir werden im Abschluss auf jeden Fall wie geplant einen viel besseren Testfahrer haben, denn jetzt hat er ‘track time’, jetzt hat er neue Reifen und konnte einige Schwachstellen ausmerzen. Er konnte zum Beispiel den Speed in den schnellen Kurven verbessern. Da hat auch der Montag-Test in Jerez etwas dazu beigetragen. Wir werden Jonas weiterhin nicht unter Druck setzen, weil er nicht jener von unseren MotoGP-Rennfahrern ist, der ein Ergebnis liefern muss. Aber seine Steigerung und zusätzliche Erfahrung wird unser Testprogramm in Zukunft um Meilen nach vorne bringen.»

Der Druck wird auch in Mugello, wo Jonas Folger 2014 in der Moto2 einen dritten Platz (hinter Rabat und Salom) erkämpft hat, nicht anwachsen. Denn GASGAS-Teamkollege Augusto Fernández will zeigen, das sein grandioser vierter Platz in Le Mans kein Zufallstreffer war.

«Bei uns formiert sich gerade eine starke MotoGP-Truppe», hält Pit Beirer fest. «Was mich Moment stolzer macht als irgendwelche Einzelergebnisse ist die Stimmung, die bei uns in den Boxen von KTM und GASGAS herrscht. Das Gesamtprojekt macht momentan sehr viel Freude, weil wir wichtige Stellen gut besetzt haben. Und auf positver Stimmung kann man eine starke Performance aufbauen.»

Ergebnisse MotoGP-Rennen Le Mans/F, 14. Mai

1. Marco Bezzecchi (I), Ducati, 27 Runden in 41:37,970 min
2. Jorge Martin (E), Ducati, +4,256 sec
3. Johann Zarco (F), Ducati, +4,795
4. Augusto Fernández (E), KTM, +6,281
5. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +6,726
6. Brad Binder (ZA), KTM, +13,638
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +15,023
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +15,826
9. Takaaki Nakagami (J), Honda, +16,370
10. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +17,828
11. Danilo Petrucci (I), Ducati, +29,735
12. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +36,125
13. Jonas Folger (D), KTM, +49,808
– Marc Márquez (E), Honda, 2 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 3 Runden zurück
– Alex Rins (E), Honda, 13 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 15 Runden zurück
– Luca Marini (I), Ducati, 22 Runden zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 22 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 23 Runden zurück
– Maverick Viñales (E), Aprilia, 23 Runden zurück

MotoGP-Ergebnis Sprint, Le Mans (13.05.):

1. Martin, Ducati, 13 Rdn in 19:59,037 min
2. Brad Binder, KTM, + 1,840 sec
3. Bagnaia, Ducati, + 2,632
4. Marini, Ducati, + 3,418
5. Marc Márquez, Honda, + 3,541
6. Zarco, Ducati, + 4,483
7. Bezzecchi, Ducati, + 5,224
8. Aleix Espargaró, Aprilia, + 6,359
9. Viñales, Aprilia, + 8,336
10. Nakagami, Honda, + 9,439
11. Rins, Honda, + 12,388
12. Di Giannantonio, Ducati, + 14,125
13. Morbidelli, Yamaha, + 15,121
14. Mir, Honda, + 15,383
15. Alex Márquez, Ducati, + 15,591
16. Petrucci, Ducati, + 19,415
17. Savadori, Aprilia, + 26,992
– Quartararo, Yamaha, 4 Runden zurück
– Folger, KTM, 5 Runden zurück
– Augusto Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Miller, KTM, 12 Runden zurück

WM-Stand nach 10 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 94 Punkte. 2. Bezzecchi 93. 3. Binder 81. 4. Martin 80. 5. Zarco 66. 6. Marini 54. 7. Viñales 49. 8. Miller 49. 9. Quartararo 49. 10. Rins 47. 11. Aleix Espargaró 42. 12. Alex Márquez 41. 13. Morbidelli 40. 14. Augusto Fernández 30. 15. Di Giannantonio 25. 16. Oliveira 21. 17. Nakagami 21. 18. Dani Pedrosa (E), KTM, 13. 19. Marc Márquez 12. 20. Folger 7. 21. Mir 5. 22. Petrucci 5. 23. Michele Pirro (I), Ducati, 5. 24. Savadori 4. 25. Raúl Fernández (E), Aprilia, 3. 26. Stefan Bradl (D), Honda 2.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 174 Punkte. 2. KTM 103. 3. Aprilia 80. 4. Honda 73. 5. Yamaha 58.

Team-WM:

1. Mooney VR46 Racing, 147 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 146. 3. Red Bull KTM Factory Racing 130. 4. Ducati Lenovo Team 104. 5. Aprilia Racing 91. 6. Monster Energy Yamaha 89. 7. LCR Honda 68. 8. Gresini Racing 66. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 37. 10. CryptoDATA RNF 28. 11. Repsol Honda 17.


Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Australien

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Melbourne, ein nahezu historischer Ausfall und ein starker Yuki Tsunoda.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do.. 28.03., 10:15, Hamburg 1
    car port
  • Do.. 28.03., 12:00, SPORT1+
    Motorsport: Monster Jam
  • Do.. 28.03., 14:45, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do.. 28.03., 15:15, Motorvision TV
    Extreme E: Electric Odyssey
  • Do.. 28.03., 16:05, Spiegel TV Wissen
    Gründerköpfe
  • Do.. 28.03., 16:15, Hamburg 1
    car port
  • Do.. 28.03., 16:15, ORF Sport+
    Formel 1 Motorhome
  • Do.. 28.03., 17:05, ORF Sport+
    Schätze aus dem ORF-Archiv
  • Do.. 28.03., 18:15, Motorvision TV
    New Zealand Jetsprint Championship
  • Do.. 28.03., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
» zum TV-Programm
6