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Gescheiterte MotoGP-Projekte: Ilmor, Motoczycs & Co.

Von Günther Wiesinger
In der schnelllebigen Rennsport-Welt kommen und gehen immer wieder Werke und Bastler. Bleibt der Erfolg aus, sind sie meist schnell vergessen. Ein Rückblick auf die Flops seit dem Beginn der MotoGP-Viertakt-Ära 2002.

Fünf Hersteller sind mit Ducati, KTM, Aprilia, Yamaha und Honda aktuell in der MotoGP-Weltmeisterschaft vertreten, nachdem sich Suzuki Ende 2022 zurückgezogen hat. Von jenen namhaften Herstellern, die zu Beginn der MotoGP-Klasse dabei waren, fehlt außerdem Kawasaki. Aber wer erinnert sich noch, welche MotoGP-Projekte seit Beginn der 990-ccm-Ära im Jahr 2002 kamen und gingen?

Bei diesen Projekten müssen wir drei Kategorien unterscheiden.
1.) Jene, die wirklich mitwirkten, zumindest vorübergehend.
2.) Jene, die immerhin ein fahrbares Motorrad zustande brachten.
3.) Jene, die nur von der Königsklasse fantasierten.

Zur ersten Kategorie gehörten Aprilia, WCM (Motor von R1-Yamaha abgeleitet, aber mit Vierventilkopf und Kasettengetriebe), Modenas, Proton, Ilmor, KTM, Kawasaki, Suzuki und Hayate, das 2009 aus dem Kawasaki-Team hervorging. Ilmor tanzte mit Garry McCoy und Andrew Pitt nur drei Rennen lang (zwei im Herbst 2006, dann Katar 2007), dann war das Geld aufgebraucht.

Zu zweiten Kategorie zählen Motoczycs, Oral-BMW, Petronas Engineering und Inmotec. In Portland/Oregon liess der amerikanische Motorrad-Enthusiast Michael Czycs einen C1-Prototyp für die MotoGP-WM mit 990 ccm bauen. Das Motorrad drehte zwar 2006 beim Laguna-Seca-GP ein paar Showrunden, kam aber sonst nie zum Einsatz. Die Hubraumreduktion auf 800 ccm für 2007 kam für das US-Projekt zum falschen Zeitpunkt.

Die Firma Motoczycs Motorcycles hat sich inzwischen bei den Elektro-Motorrädern einen Namen gemacht und mit der E1 pc auf der Insel Man mehrmals den «TT zero event» gewonnen. Die Dreizylinder-Oral-BMW kam über ein paar Testfahrten nie hinaus, ähnlich war es bei der Petronas-Dreizylinder von Sauber und bei der spanischen Inmotec.

Zur dritten Kategorie zählen wir Mecachrome, Norton, Blata, MZ, Gilera und Drysdale. In Neuseeland gab es bei Drysdale konkrete Pläne für ein V8-Projekt für die 990-ccm-Klasse, es wurde aber nie in die Tat umgesetzt. Der brustschwache tschechische Pocket-Bike-Fabrikant Blata wollte einen 990-ccm-Sechszylinder bauen und das Motorrad gemeinsam mit dem WCM-Team (vormals Red Bull Yamaha mit McCoy und Laconi) einsetzen. Vom 990-ccm-V6-Motor gab es aber nichts als eine Attrappe.

Das war später bei MZ nicht anders, wo der damalige Firmenchef Petr Karel Korous die Fahrer José-Luis Cardoso und Ralf Waldmann verpflichtete und bei der Motorradaustellung in Chemnitz große Sprüche klopfte, ehe das Projekt mit viel verbrannter Erde und unbezahlten Rechnungen in der Versenkung verschwand.

Der französische Renault-Formel-1-Motorenlieferant Mecachrome wollte für den chinesischen Motorradhersteller Zonghsen einen V4-Motor bauen. Der Schweizer Heini Mader suchte Kunden für die Franzosen. Norton-Eigentümer Stuart Garner plante für 2012 einen neuen 1000-ccm-V4-Motor. Bei Gilera gab es vorübergehend die Idee, den 990-ccm-Petronas-Dreizylinder zu kaufen und in der Königsklasse zu fahren. Aber im Piaggio-Konzern wollte man dieses Feld Aprilia überlassen.

Norton überlegte eine Kooperation mit den spanischen Inmotec-Eigentümern; eine CAD-Zeichnung bestand bereits. Aber die Inmotec-Manager hatten ihr eigenes Projekt nie zur Rennreife gebracht; auch bei Norton fehlte das nötige Entwicklungsbudget.

Aus heutiger Sicht muss man berücksichtigen, dass 2002 nur vier Werke mitmachten, nämlich Honda, Yamaha, Suzuki und Aprilia. Doch Honda war mit dem Fünfzylinder-Bike RC211V haushoch überlegen. 

Und die Werke lieferten damals ganz im Gegensatz zur heutigen Situation (mit Prima Pramac Racing als erstes Independent Team an der Spitze der Team-WM) keine konkurrenzfähigen Bikes an die Kundenteams aus, mit Ausnahme von Honda an Gresini Racing. LCR kam erst 2006 in die MotoGP-WM. 

Deshalb trauten sich einige Bastlerfirmen mit Schmalspurbudgets zu, in die WM einzusteigen. Sie hätten rasch kooperationswillige Kundenteams gefunden. 

Doch heute wagen sich nicht einmal Kawasaki und BMW in die «premier class». MV Agusta hat den 2015 angekündigten Einstieg nie wahr gemacht. Durch die schrittweise Übernahme der Aktienmehrheit durch die KTM AG könnte die Nobelmarke nach 2026 aber vielleicht doch wieder in der «premier class» zu sehen sein.

Die zwei MotoGP-Slots, die seit dem Suzuki-Rückzug frei sind, will die Dorna allerdings nur an einen neuen Hersteller mit einer eigenständigen MotoGP-Entwicklung vergeben. Und die meisten Satellitenteams arbeiten seit vielen Jahren fest mit ihren Herstellern zusammen. Die Suche nach einem Kundenteam gestaltet sich schwierig.

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