Trunkenpolz (Pierer): «Nicht falsch – aber überzogen»
Hubert Trunkenpolz ist Vorstandsmitglied der Pierer Mobility Group
Jahrelang hat die Pierer Mobility Gruppe die MotoGP-Bühne mit seinen verschiedenen Rennsportklassen genutzt, um die Konzernmarken KTM, Husqvarna und GASGAS zu promoten. Für 2025 wird es einschneidende Veränderungen geben, Husqvarna zieht sich zum Ende des Jahres aus dem Straßenrennsport zurück und wird entsprechend nicht mehr in der Moto3- und Moto2-WM dabei sein.
«KTM – Ready To Race als Markenkern – wird zurück zu den Wurzeln gehen. ’Spitz und scharf’, dafür wird KTM stehen», sagte Pierer-Mobility-Vorstand Hubert Trunkenpolz im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Deswegen werden sich die Motorsportaktivitäten vermehrt in Richtung der Marke KTM verlagern. Das ist der Grund, weshalb wir mit GASGAS aus der MotoGP rausgehen und mit vier KTM fahren werden. GASGAS ist dafür gedacht, die Jugend anzusprechen und das ist auch die Marke, die leistbarer sein soll als KTM und Husqvarna. Wo es um die Jugend geht, werden sie die Marke GASGAS im Sport sehen – wie in der Moto3. Husqvarna wird prominent in allen Offroadsportarten vertreten sein.»
«Wir haben es mit der Ausnutzung der Plattformstrategie übertrieben», begründet der Österreicher den Richtungswechsel. «Wir haben damals gesagt, dass wir gewisse Motoren- und Chassis-Plattformen haben und glaubten, wenn die Autoindustrie das so super macht, dann können wir das auch. Grundsätzlich war das nicht falsch, aber wir haben es überzogen. Die Marken haben sich wegen der sehr vielen Gleichteile automatisch bei den Produkten einander angenähert. Dass wir mit GASGAS MotoGP gemacht haben, hat einen einfache Grund: GASGAS war als Marke in der Motorradindustrie unbekannt. Wenn ich eine Marke bekanntmachen will, wenn es nur um das Thema Markenbekanntheit geht, dann muss ich schauen, welche Motorsportarten es gibt, die für die größte Markenbekanntheit sorgen. Das sind im Offroad Supercross und MXGP und auf der Straße ist es mit Abstand MotoGP. Das war eine rein kommerzielle Überlegung: Wie steigere ich den Bekanntheitsgrad der Marke GASGAS, dabei ging es nicht um deren Positionierung. Das hat perfekt funktioniert, denn jeder kennt sie jetzt. Von Amerika bis Europa weiß jeder, was GASGAS ist, dass das eine Motorradmarke ist. Damit ist die Mission erfüllt.»
Mit Husqvarna verhielt es sich anders, wie Trunkenpolz erklärte: «Wir haben sehr viele Anfragen von Teams und wollten sagen, dass wir Material zur Verfügung stellen können. Dabei sind wir der Versuchung erlegen mit Husqvarna einen Schritt zu machen, der sich im Nachhinein als nicht ideal herausgestellt hat, nämlich in den Straßenrennsport einzusteigen. Diese Dinge korrigieren wir jetzt – man darf ja gescheiter werden im Leben.»
«Damals dachten wir, alles wäre möglich und machten immer mehr», reflektierte der Spitzenmanager. «Wir sind so selbstkritisch, dass wir sagen, dass wir der Versuchung erlegen sind. Motorräder bauen können viele, aber sie brauchen eine Marke, die für etwas steht. So unterscheiden sie sich vom Mitbewerber. KTM steht für etwas – Ready To Race. Wir werden unsere Marke nachschärfen, um Produkt und Marke wieder kompatibel zu machen. GASGAS steht für andere Attribute, Husqvarna ebenso – uns wird es nicht langweilig im Konzern.»