Piero Taramasso zum kommenden Ende der Michelin-Ära

Hätte gerne in der MotoGP weitergemacht: Michelin-Sportchef Piero Taramasso
Am 6. März verkündeten MotoGP-Rechteinhaber Dorna Sports und Pirelli in einer gemeinsamen Erklärung den Einstieg des italienischen Reifenherstellers zum Beginn der Grand-Prix-Rennsaison 2027.
Der Beschluss sorgte im gesamten Fahrerlager doch für einige Verwunderung, denn im zehnten Jahr der Partnerschaft mit Michelin auf längst hohem Niveau waren Teams und Piloten von einer weiteren Verlängerung der Kooperation ausgegangen.
Doch es kam anders. Zwar sind bislang keine Verträge zu den finalen Modalitäten unterzeichnet, doch der Abzug von Michelin und der vollständige Einzug von Pirelli sind beschlossene Sache. Komplett deshalb, weil die Italiener bereits vor einem Jahr die Ausrüstung der WM-Klassen Moto3 und Moto2 (von Dunlop) übernommen hatten.
Im Rahmen des Argentinien-GP in Termas de Rio Hondo hatte SPEEDWEEK.com die Chance, Piero Taramasso auf die neue Situation anzusprechen. Damit äußerte sich Michelin erstmals offiziell zum Ende des Vertrags für die Klassen MotoGP und MotoE. Der Italiener Taramasso ohne Umschweife: «Wir reden von einem Konflikt der Strategien. Dorna verfolgt die Strategie einer einheitlichen Ausrüstung sämtlicher Klassen – also auch der Support-Klassen wie Asian Talent Cup, Rookies Cup und Northern Talent Cup. Michelin hingegen verfolgt eine andere Strategie. Unser Fokus lag immer auf den beiden Kategorien MotoGP und MotoE. Seit 2016 setzen wir das erfolgreich um.»
Taramasso weiter: «Die MotoGP hat dabei höchsten Stellenwert für Michelin. Es ist klar die technologisch anspruchsvollste Disziplin im Motorradsport und nur hier können wir mit den extremsten Belastungen in Sachen Speed und Schräglagen arbeiten. Die speziell dafür entwickelten Messsysteme liefern Daten, die wir in keiner anderen Kategorie erhalten würden. Auch in der MotoE konnten wir unseren Weg gehen und die Idee nachhaltiger Reifen für den Wettbewerb vorantreiben.»
Schon jetzt blickt der Motorsport-Manager auch mit Wehmut nach vorne: «Wir reden von einer Partnerschaft über 11 Jahre, die Ende 2026 zu Ende gehen wird. 11 Jahre intensiver Arbeit, in denen es uns gelungen ist, das Vertrauen des Fahrerlagers und vor allem der Piloten zu erarbeiten. Von dem her ist es natürlich sehr schade, dass diese Ära zu Ende gehen wird. Auf der anderen Seite – so ist der Motorsport, so ist das Leben. Es gab und gibt immer eigene Zyklen, Abschnitte, die prägend sind. Wir hatten eine Rossi-Ära, wir sehen eine Ducati-Ära und so wird die Michelin-Ära zu Ende gehen. Sicher ist, wir können sagen, dass wir einen guten Job machen.»
Trotz der geänderten Vorzeichen gilt es zudem zwei Saisons durchzuarbeiten. Angesprochen auf die aktuelle Arbeit und die für 2026 geplante Einführung einer weiterentwickelten Spezifikation der MotoGP-Vorderreifen sagte Taramasso in Argentinien: «Für uns ändert sich im Tagesgeschäft durch die Ankündigung nichts. Wir werden bis zum Ende des Projekts die vollen Energien einsetzen. Auch die Einführung der aktuellen Entwicklung soll 2026 stattfinden. Die offiziellen MotoGP-Tests 2025 werden uns dabei helfen. Es gibt noch viel zu tun!»