MotoGP: Live-Ticker des Aragon-GP

Personal-Offensive: Aprilia testet mit Moto2-Piloten!

Von Thomas Kuttruf
Außergewöhnliche Situationen – außergewöhnliche Maßnahmen. Um sich für die Zukunft zu rüsten, will Aprilia Racing bereits beim kommenden Testtag in Aragon auch Moto2-Piloten auf den MotoGP-Prototyp setzen.

Die Lage bei Aprilia Racing bleibt hinsichtlich der Fahreraufstellung weiter angespannt. Die Geschichte ist bekannt: Seit dem Ausfall des MotoGP-Weltmeisters Jorge Martin gleich zu Beginn der Wintertests konnte die vermeintlich druckvollste Waffe des neu aufgestellten Aprilia-MotoGP-Projekts erst gar nicht gezündet werden.

Testfahrer Lorenzo Savadori übernahm. Der Italiener fuhr schon ab Februar zweigleisig und war bislang mit Ausnahme des Katar-GP-Wochenendes bei allen Rennen mit von der Partie. Ein Balanceakt – denn anders als die meisten Hersteller leistet sich Aprilia nur einen MotoGP-Test – und Ersatzfahrer. An der Leistung des schlaksigen Savadori ist nichts auszusetzen, doch wenig überraschend kann er keine sportlichen Ausrufezeichen setzen. Nur Marco Bezzecchi kann aktuell in der vierköpfigen Struktur gute Ergebnisse erzielen.

Fällt dann ein zweiter Stammpilot aus – Stichwort Ai Ogura –, ist es vorbei mit der Flexibilität. Der Japaner wollte im Motorland Aragon antreten, doch der Moto2-Weltmeister ließ sich von den Ärzten überzeugen und verzichtete mit seiner nicht finale ausgeheilten Beinverletzung kurzfristig. Ein Ersatzfahrer wurde erst gar nicht aufgeboten, auch mangels Verfügbarkeit.

Noch gravierender ist die Situation außerhalb des Tagesgeschäfts. Fakt ist: Die Beziehung zwischen Jorge Martin und Aprilia ist grundlegend demoliert. Wie mehrfach auf SPEEDWEEK.com berichtet, ist die Trennung eingeleitet und wird in den nächsten Wochen am Verhandlungstisch im Detail ausgefochten.

Als sehr wahrscheinlich gilt, dass Jorge Martin nach vollständiger Genesung zu Team und Motorrad zurückkehren wird. Doch für 2026 hat sich der Champion bereits ausgeklinkt. Sind die Scheidungspapiere unterzeichnet, wird sich Martin einer anderen MotoGP-Mission mit sicher noch üppigerem Gehalt widmen.
Dass sich Aprilia der Realität bewusst ist, zeigt eine überraschende Neuigkeit aus dem Fahrerlager in Aragon.

Wie am heutigen Samstag bekannt wurde, will die Aprilia-MotoGP-Mannschaft bereits am kommenden Montag Moto2-Piloten mit der RS-GP auf die Strecke schicken. Da bei Aprilia Racing Marco Bezzecchi und Lorenzo Savadori im vollen Testeinsatz sein werden, soll das freistehende Motorrad des verletzten Trackhouse-Rookie Ai Ogura für eine Scouting-Aktion zum Einsatz kommen.

Weder von Aprilia noch von einer Moto2-Teamstruktur wurden bislang Piloten bestätigt, doch als verlässlich gilt, dass seitens Trackhouse-Aprilia Testangebote für WM-Spitzenreiter Manuel Gonzalez (Intact GP) als auch für den schnellen Brasilianer Diogo Moreira (Italtrans) ausgesprochen wurden. Die Liste an potenziellen Aufsteigern für 2026 lässt sich weiterführen.

SpeedUp-Pilot Celestino Vietti wurde nicht zuletzt auf seiner Zugehörigkeit zur VR46-Akademie mehrfach als zukünftiger Pilot der Königsklasse ins Visier genommen. Auch Aron Canet (Fantic) und Jake Dixon (MarcVDS) haben ihr Potenzial längst bewiesen. Mit Blick auf 2027 kommen auch Moto3-Champion Alonso sowie Intact-Eigengewächs Senna Agius ins Spiel. Die heutige Moto2-Elite wird noch an Marktwert zulegen, denn ab 2027 wird mit 850 ccm und Reifen von Pirelli gefahren. Eine deutliche Annäherung an die gegenwärtige Moto2-Formel.

Ein Massentest wäre nicht zielführend und wird auch nicht stattfinden, aber dass sich zwei aktuelle Moto2-Spitzenfahrer am kommenden Montag die RS-GP von Ogura teilen, um für beide Seiten eine verlässliche Bestandsaufnahme zu tätigen, das gilt als hochwahrscheinlich. Eine unkonventionelle, aber durchaus nachvollziehbare Aktion. Aprilia muss handeln und sich personell verstärken.

Bedenken wegen komplexer Vertragswerke dürfte es keine geben. Kein Moto2-Pilot hat aktuell eine vertragliche Bindung an einen der fünf MotoGP-Hersteller. Vereinbarungen bestehen zwischen Teams und Piloten und mit dem Einverständnis des Teamverantwortlichen für einen eintägigen MotoGP-Exkurs dürfte dem Moto2-Experiment von Aprilia/Trackhouse nichts im Wege stehen.

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