MotoGP: Honda verlangt Beweis von Jorge Martin

Vor Vertrag: Honda verlangt Beweis von Jorge Martin

Von Ivo Schützbach
Aprilia-Rennchef Massimo Rivola und Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta sind sich einig: Nur weil Jorge Martin und sein Manager verkündet haben, dass er für die MotoGP-WM 2026 frei ist, ist er das noch lange nicht.

Weil die vertraglichen Vereinbarungen zwischen Aprilia Racing und MotoGP-Weltmeister Jorge Martin der Verschwiegenheitspflicht unterliegen, lässt sich von außen nicht beurteilen, welche der beiden Parteien im vorliegenden Streitfall Recht hat. Doch nach und nach sind über verschiedene Kanäle immer mehr Details an die Oberfläche gedrungen.

Martin und sein Manager Albert Valera berufen sich darauf, dass sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Saison 2025 die Möglichkeiten hatten eine Ausstiegsklausel geltend zu machen, sofern gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Konkret haben sie in den Vertrag eine Leistungsklausel einbauen lassen. Wie genau sie die Konkurrenzfähigkeit der Aprilia RS-GP darin definieren, dürfte der Kern des Streitpunkts sein.

Martin hat diesen Notausgang gewählt und seine Sicht der Dinge der Welt am 29. Mai in einem offenen Brief mitgeteilt.

Die Beurteilung der Sachlage durch Aprilia fällt gänzlich anders aus, das Werk aus Noale ist fest davon überzeugt, dass sämtliche Bedingungen erfüllt sind und Martin seinen Vertrag bis Ende 2026 zu erfüllen hat.

Aufmerksame Beobachter fragen sich, weshalb der Weltmeister von Aprilia wegwill. Marco Bezzecchi brauste in den Rennen in Assen auf die Plätze 3 und 2 und liegt in der Gesamtwertung trotz durchwachsenem Saisonbeginn auf Position 6.

Für Insider, die nicht namentlich genannt werden wollen, ist klar: Es geht ums Geld.

Das Honda-Werksteam ist seit längerem verzweifelt auf der Suche nach einem Spitzenfahrer, da sich weder Ex-Weltmeister Joan Mir noch Luca Marini als Heilsbringer erwiesen haben und mit der RC213V deutlich mehr straucheln als Routinier Johann Zarco.

Honda hat bei Supertalent Pedro Acosta angeklopft, bekam vom Spanier aber einen Korb. Das dürfte zum einen an der nicht eben hohen Schlagkraft der HRC-Maschine zum Saisonstart gelegen haben. Aber auch an der enormen Strafzahlung, die im Fall des Vertragsbruchs mit KTM fällig geworden wäre.

Dann kam Martin ins Spiel, der den gleichen Manager wie Acosta hat. Bei Aprilia hat der Champion zwar das derzeit bessere Motorrad, die Japaner sind finanziell aber deutlich potenter.

Selbst Aprilia-Rennchef Massimo Rivola ist überzeugt, dass Martin von Honda ein lukratives Angebot hat – einige reden von 10 Millionen Euro plus pro Saison.

Während des Assen-Wochenendes klopfte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta auf den Tisch und machte während eines Interviews von TV-Sender Sky Italia unmissverständlich klar: Einigen sich Aprilia und Martin nicht untereinander auf eine Trennung, oder geht der Streit vor Gericht und wird dort von einem Richter entschieden, dann wird Jorge Martin 2026 auch für keinen anderen Hersteller fahren.

KTM-Rennchef Pit Beirer hat zu diesem Thema auf SPEEDWEEK.com bereits eindeutig Stellung bezogen und unterstrichen, wie wichtig die korrekten Abläufe in solchen Fällen sind. Wäre dem nicht so, könnte ein Wechsel ein Erdbeben auslösen und auf einmal würde keiner mehr einen Vertrag respektieren.

Dass ein Fahrer mit einem Hersteller – oder umgekehrt – trotz gültigem Vertrag brechen will, kam schon öfter vor. Wir erinnern uns in jüngerer Vergangenheit an Jorge Lorenzo und Ducati, an Marc Marquez und Honda oder an Superbike-Rekordchampion Jonathan Rea, der dem Vernehmen nach seine erste Jahresgage von Yamaha dafür aufwenden musste, um Kawasaki auszubezahlen.

Honda-Teammanager Alberto Puig hat sein Interesse an Martin schon vor vielen Wochen öffentlich zugegeben – natürlich, wieso sollte ein Hersteller auch keines haben am erfolgreichsten Fahrer der Saison 2024.

Nach der Aussage von Ezpeleta stehen Honda und Martin mit dem Rücken zur Wand, Manager Valera muss schnellstmöglich eine Lösung mit Aprilia finden, um den Deal mit Honda festzurren zu können.

«Ich kann nur wiederholen, was ich letzte Woche und die davor erzählt habe», so Puig gegenüber dem TV-Team der Dorna in Assen. «Wir machen keine Verträge mit Fahrern, die schon einen haben. Was zwischen Fahrern, Teams und Herstellern vereinbart wird, geschieht direkt zwischen diesen. Natürlich ist Martin eine Option für uns, wenn er keinen Vertrag hat. Momentan ist uns die Situation nicht ganz klar. Wir müssen uns sicher sein, was wir tun. Im Moment wissen wir es nicht, es gibt keine Deadline. Es muss klar sein, wie es zwischen Jorge und Aprilia steht. Wenn er aus dem Vertrag herauskommt, dann wissen wir, was los ist. Wir haben keine Eile und müssen die Lösung abwarten, wir brauchen einen Beweis.»


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