Alex Marquez über Duell mit Pecco Bagnaia: Nicht fair

Pecco Bagnaia vor Alex Marquez
MotoGP-Fans, die Alex Marquez zum Saisonstart auf den zweiten WM-Rang vor Beginn der Sommerpause gewettet hätten, hätten von fürstlichen Quoten profitiert. Kein Zweifel: Der Spanier fährt die beste Saison seines Lebens. Der Jüngere der Marquez-Brüder betont jedoch auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass schon diese Momentaufnahme für sich genommen ein riesiger Erfolg für das Gresini-Team sei und, um dieses Hoch so lang wie möglich auszukosten, es unerlässlich sei, an jedem Rennwochenende die Maximalpunktzahl zu ergattern – selbst wenn das Maximum nicht immer ein Podiumsplatz sei. Denn, das ist dem ehemaligen Moto2-Weltmeister bewusst, besonders als Fahrer eines Privatteams muss er jede sich bietende Chance nutzen. Im Kampf mit Teams mit mehr Erfahrung und weitaus mehr Ressourcen kommt es auch auf Kleinigkeiten an.
Im Sprintrennen in Brünn waren für den Spanier von Startplatz 8 abermals Punkte möglich. In den freien Trainings fuhr der Gresini-Pilot bei unterschiedlichen Bedingunge, jeweils die viertschnellste Zeit. Die Erwartung, in den zehn Runden des Sprints vorstoßen zu können, war gerechtfertigt. Stattdessen schrieb der Katalane das Rennen schon nach wenigen hundert Metern komplett ab. Ein völlig verunglückter Start machte die Hoffnung auf Punkte zunichte: «Nur auf Startplatz 8 zu stehen hat uns das Leben schon unnötig schwer gemacht, dennoch hätten wir noch gute Chancen haben können, nach vorn zu fahren. Stattdessen hatte ich beim Start ein so stark durchdrehendes Hinterrad, dass ich bis fast zum Ende des Feldes durchgereicht wurde. Weil dann klar war, dass es nicht mehr funktionieren würde, weit nach vorn zu kommen, habe ich es ruhiger angehen lassen. So konnte ich wenigstens Informationen für das Rennen am Sonntag sammeln. Hoffentlich hilft uns das, dann bereit zu sein.»
Der Grund für den schlechten Start ist unklar. Fremdeinwirkung soll es nicht gewesen sein: «Ich musste zwar vor dem Start ein Abreißvisier von einem anderen Fahrer beseitigen, aber ich glaube nicht, dass das die Ursache für mein Problem war. Es hat sich seltsam angefühlt und in der Vergangenheit war es häufig so, dass mehrere Fahrer die gleichen Probleme hatten, wenn es beim Start zu zu viel Wheelspin kam. Dieses Mal war ich der Einzige.»
Marquez zog dabei eine Parallele zum WM-Finale der vorletzten Saison in Katar, bei dem ein katastrophaler Start von Jorge Martin Einfluss auf den Ausgang des WM-Kampf zwischen dem damaligen Pramac-Piloten und Pecco Bagnaia hatte. Seinerzeit stand ein qualitativ minderwertiger Reifen im Verdacht, eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. In jedem Fall gilt für Alex Marquez: «Wir müssen analysieren, was die genaue Ursache war und sie für das Rennen am Sonntag beseitigen. Nur dann können wir erfolgreich sein!»
Als sei ein verhunzter Start nicht genug, geriet Marquez noch mit Fermin Aldeguer aneinander. Im Pulk mit seinem Gresini-Teamkollegen und Miguel Oliveira kam es zu einer Berührung: «Ich wollte einen Angriff auf Aldeguer starten, als der auf ein Manöver von Miguel Oliveira reagieren musste. Die beiden mussten bremsen und dadurch konnte ich Fermin nicht mehr ausweichen. Dein Teamkollege ist der Fahrer im Feld, mit dem du eine Kollision auf jeden Fall verhindern willst. Zum Glück ist nichts passiert.» Am Ende des Sprintrennens stand für den erfahreneren der Gresini-Piloten der unbefriedigende 17. Rang.
Dass das Sprintrennen unter keinem guten Stern stand, war auch der vergleichsweise schlechten Startposition zuzuschreiben. Im Qualifikationstraining fuhr Alex Marquez kurz vor Ende des Q2 hinter seinem Bruder Marc, bevor der dahinterfahrende Bagnaia noch in der Einführungsrunde einen Zweikampf um den Platz hinter seinem Teamkollegen startete. Über mehrere Kurven kämpften der Fahrer mit der Nummer 73 und der zweifache MotoGP-Weltmeister darum, im Windschatten des WM-Führenden in die entscheidende Runde zu gehen. Unklar ist, ob es dem Italiener dabei tatsächlich um den Platz hinter seinem Teamkollegen ging, oder ob er seinen spanischen Kontrahenten aus der Ruhe bringen wollte.
Beide sind Kontrahenten um die Vizeweltmeisterschaft. Alex Marquez: «Ich halte es für möglich, dass es Peccos Strategie ist, mich zu ärgern.» Für fair hielt der Katalane die Manöver im Qualifikationstraining nicht, zudem habe Bagnaia keinen Vorteil daraus gezogen. Ergo: Dem Werksfahrer sei es einzig darum gegangen, den WM-Zweiten aus seinem Rhythmus zu bringen: «Peccos danach folgende Zeit war zwei Sekunden langsamer als seine schnellste Runde, die Manöver waren also nur Spielerei von ihm. Das war zwar nicht genug für eine Strafe, aber fair war es nicht!»
Ergebnisse MotoGP Brünn, Sprint (19. Juli):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:05,883 min
2. Pedro Acosta (E), KTM, +0,798 sec
3. Enea Bastianini (I), KTM, +1,324
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,409
5. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,292
6. Raúl Fernández (E), Aprilia, +3,358
7. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +3,648
8. Johann Zarco (F), Honda, +3,920
9. Pol Espargaró (E), KTM, +4,748
10. Brad Binder (ZA), KTM, +5,902
11. Jorge Martin (E), Aprilia, +6,000
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +6,379
13. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +7,081
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +7,612
15. Luca Marini (I), Honda, +8,681
16. Ai Ogura (J), Aprilia, +8,992
17. Alex Márquez (E), Ducati, +9,404
18. Alex Rins (E), Yamaha, +9,871
19. Joan Mir (E), Honda, +11,487
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 5 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), Yamaha, 9 Runden zurück
WM-Stand nach 23 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 356 Punkte. 2. A. Marquez 261. 3. Bagnaia 200. 4. Di Giannantonio 142. 5. Morbidelli 139. 6. Bezzecchi 136. 7. Zarco 106. 8. Acosta 108. 9. Quartararo 92. 10. Aldeguer 92. 11. Vinales 69. 12. Binder 60. 13. R. Fernandez 55. 14. Bastianini 49. 15. Ogura 49. 16. Marini 48. 17. Miller 46. 18. Rins 41. 19. Mir 32. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 6. 24. Chantra 1. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 405 Punkte. 2. Aprilia 167. 3. KTM 159. 4. Honda 143. 5. Yamaha 123.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 556 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 353. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 281. 4. Red Bull KTM Factory Racing 168. 5. Aprilia Racing 144. 6. Monster Energy Yamaha 133. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 119. 8. LCR Honda 107. 9. Trackhouse MotoGP Team 104. 10. Honda HRC Castrol Team 80. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 55.