Wunderheilung bei Tech3: Damit verblüffte Bastianini

KTM und Tech3 jubelten mit Enea Bastianini
Vor einer Woche warf die erfahrenste Mannschaft des Fahrerlagers einen Doppelausfall aus der Bahn. Nachdem Enea Bastianini erst gar nicht angereist war – eine Lebensmittelvergiftung hatte den Italiener für mehrere Tage ins Krankenhaus befördert –, reiste Maverick Viñales mit einer angeknacksten Schulter nach dem Q2 ab.
Ausgerechnet am Sachsenring, wie Poncharal sich letzte Woche tief frustriert erinnerte: «Wir werden nie vergessen, als Jonas (Folger) auf dem Sachsenring mit Marc Marquez auf unserem Bike um den Sieg kämpfte. Das ist eine der stärksten Erinnerungen überhaupt. Dass nun beide Motorräder erst gar keine Rennen fahren konnten, das war im gleichen Ausmaß niederschlagend.»
Nur wenige Tage später hat sich das Rennsport-Schicksal Pro-Tech3 gewendet. Ein wesentlicher Baustein des starken Comebacks war Pol Espargaro, den KTM Racing als Ersatz für Maverick Viñales in die Mannschaft von Tech3 berief. Auch hier besteht eine enge Verbindung. Der Katalane fuhr drei volle Jahre für die Einheit von Teambesitzer Poncharal und Cheftechniker Guy Coulon.
Der Aufschlag von Pol Espargaro ist in jeder Hinsicht bemerkenswert. Denn laut Regelwerk hätte KTM für das Brünn-Event keinen Ersatz für «Top Gun» Vinales aufstellen müssen. Mit dem Testfahrer anzutreten, unterstreicht auch die intakt ambitionierte Beziehung zwischen der Rennabteilung in Österreich und Tech3.
Im Sprint übertraf Pol Espargaro alle Erwartungen. Poncharal: «Da gibt es nur eines – großen Respekt und Dankbarkeit an Pol, KTM und die ganze Mannschaft. Eine großartige Geschichte nach der bitteren Niederlage in Deutschland. Es war auch extrem wichtig, in dieser Form hier anzutreten, auch für das Bike und die weitere Entwicklung. Auf einem höheren Niveau kann man das nicht betreiben.»
Überragt wurde die Leistung des spanischen Ersatzfahrers vom abgemagerten Stammfahrer aus Italien. Enea Bastianini feuerte die RC16 um den Kurs, dass sich nicht wenige die Augen rieben. Die erste Podiumsfahrt von «La Bestia» als weiterer Befreiungsschlag. Pedro Acosta hatte seine Künste auf der KTM bereits 2024 mehr als eindrucksvoll unterstrichen. Nach drei Rennen 2025 war es dann Maverick Viñales, der ab Katar zur Spitze aufschloss. Zur Saisonmitte nun Enea Bastianini.
Hervé Poncharal nach der Podestfahrt in Brünn: «Die größte Überraschung ist nicht, dass Enea von Startplatz 11 auf das MotoGP-Podium fährt – das Potenzial dafür war schon länger da. Ab Mugello hat er einen deutlichen Schritt gemacht, der durch den Crash in der ersten Runde nicht sichtbar wurde. In Assen ging leider das Qualifying daneben, aber seine Fahrt auf Platz 9 hatte schon vieles verraten, seine Zeiten waren konstant und konkurrenzfähig.»
Der Tech3-Boss weiter: «Die wahre Überraschung ist die Erholung von Enea in kürzester Zeit. Er war letzten Mittwoch noch im Krankenhaus und komplett angeschlagen. Er war so schwach, dass wir nicht wussten, wie es in Brünn klappen soll. Vor dem Hintergrund ist seine Leistung absolut außergewöhnlich. Als in der Schlussphase Bezzecchi dicht aufkam, war nicht klar, ob Enea die Kraft hat, dagegenzuhalten. Aber auch das hat er geschafft, der Wahnsinn. Nach all den Niederschlägen haben wir das jetzt gebraucht.»