Fernandez: Ich betete, dass ich konkurrenzfähig bin!
Beim MotoGP-Event in Misano ist Yamaha mit fünf Fahrern vertreten. Die Stammpiloten Fabio Quartararo, Alex Rins, Miguel Oliveira und Jack Miller bestreiten mit der aktuellen M1 mit Reihenvierzylinder ein normales Rennwochenende. Testfahrer Augusto Fernandez hingegen testet die neue V4-M1 das erste Mal an einem Rennwochenende.
Gefahren ist der Spanier mittlerweile schon oft mit dem neuen Bike aus Japan – bei privaten Tests hat er damit etliche Runde auf unterschiedlichen Rennstrecken absolviert. Mit dem neuen Prototyp ein ganzes Rennwochenende zu bestreiten und Daten bei Maximalbelastung zu sammeln, ist jedoch eine ganz andere Geschichte.
Am Donnerstagabend wurde die MotoGP-M1 mit V4-Motor in Misano offiziell vorgestellt. Im Zuge des Events wurde zudem die Vertragsverlängerung mit Fernandez bis Ende 2027 bekanntgegeben.
Während die bisherigen Wildcard-Einsätze von Augusto Fernandez in diesem Jahr wenig Beachtung fanden, waren in Misano alle Augen auf ihn gerichtet, als er pünktlich um 10.45 Uhr das erste Mal mit der V4-Yamaha aus der Box fuhr. Hat er dadurch zusätzlichen Druck verspürt? «Ehrlich gesagt, habe ich den Medienauflauf sehr genossen. Nicht einmal, als ich Moto2-Weltmeister wurde, habe ich so viel Aufmerksamkeit bekommen», lachte er. «Ich weiß aber, dass dieses Wochenende für Yamaha ein historischer Moment ist. Ich bin stolz, glücklich und genieße es.»
Kurz nach der Hälfte der Session musste der Testfahrer seinen V4-Prototyp neben der Strecke abstellen. Anscheinend hatte er ein technisches Problem. «Das Bike stoppte von selbst – aus Sicherheitsgründen», sagte Fernandez. Gabe es ein Problem mit dem Motor? «Nein, zum Glück nicht.» Am Ende wurde es der 21. Platz, mit 1,195 sec Rückstand auf den Schnellsten Franco Morbidelli (VR46 Ducati). Kein schlechtes Ergebnis für ein Bike, das sich in einem frühen Entwicklungsstadium befindet.
Im Zeittraining am Nachmittag reichte es dann für Rang 19 – mit 1,198 sec Rückstand auf Marc Marquez. «Es war ein arbeitsreicher, aber positiver Tag. Wir hatten einige Probleme am Morgen, es war aber nicht so dramatisch und wir konnten unseren Plan fortsetzen», erklärte Fernandez. «Als wir das letzte Mal hier testeten, hatten wir zu kämpfen – mit dem Setup, der Balance, einfach mit allem. Deshalb führten wir am Morgen und am Nachmittag einige große Änderungen durch – es war ein Testtag. Es funktionierte, was sehr positiv ist.»
Die Zeitrückstände hielten sich in Grenzen. «Wir wussten nicht, was wir erwarten sollten an diesem Wochenende, was die Rundenzeiten angeht. Ich betete dafür, dass ich zumindest mit irgend jemandem konkurrieren kann», schmunzelte der 27-Jährige. «Am Ende sind wir aber hier, um ein Gefühl zu bekommen und das Bike zu verbessern. So gesehen haben wir beides: Wir sind konkurrenzfähig und haben gute Eindrücke bekommen.»
Am Ende des Zeittrainings hatte Fernandez einen leichten Rutscher. Der Schaden an dem kostbaren Prototyp hielt sich in Grenzen, die linke Seite wurde etwas in Mitleidenschaft gezogen. «In meiner zweiten Zeitenjagd habe ich einen kleinen Fehler gemacht. Es war aber ehrlich gesagt die erste Zeitenjagd überhaupt mit diesem Bike – mit dem weichen Reifen. Es war nicht schlecht, ich fühlte mich gut.» War das Team nach dem Crash sauer auf ihn? «Nein. Ich bin eine gute Rundenzeit gefahren, deshalb haben sie sich nicht beschwert», lächelte er. «Es war aber überhaupt der erste Crash mit der V4. Es ist Teil des Prozesses, wir müssen auch stürzen, um das Limit zu finden. Ich fange an, mich gut zu fühlen und zu pushen. So etwas kann passieren, es war nichts Großes.»
Im Vergleich zur M1 mit Reihenvierzylinder, was muss seiner Ansicht nach beim V4-Bike in erster Linie verbessert werden? «Beim normalen Bike haben wir einige positive Dinge, die derzeit noch etwas besser sind», grübelte Fernandez. «Aber wir haben das Heck stark verbessert, was, wie alle wissen, beim Standard-Bike die größte Schwachstelle ist – vor allem der mangelnde Grip am Hinterrad. Das war beim neuen Motorrad schon zu Beginn viel besser. Jetzt versuchen wir, für das Bike die richtige Balance zu finden – damit auch die Front so gut funktioniert wie bei der Standard-M1. Wir arbeiten daran, alles zusammenzubekommen und das Beste herauszuholen.»
Mit der neuen V4-Yamaha wird Augusto Fernandez weitere Wildcard-Einstätze bestreiten. «Der Plan ist Malaysia», bestätigte er.
Ergebnisse MotoGP Misano, Zeittraining (12. September):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 1:30,480 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,147 sec
3. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,193
4. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,230
5. Alex Márquez (E), Ducati, +0,272
6. Joan Mir (E), Honda, +0,339
7. Luca Marini (I), Honda, +0,368
8. Jorge Martin (E), Aprilia, +0,377
9. Pedro Acosta (E), KTM, +0,409
10. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati , +0,435
11. Johann Zarco (F), Honda, +0,588
12. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,610
13. Brad Binder (ZA), KTM, +0,686
14. Maverick Viñales (E), KTM, +0,769
15. Raúl Fernández (E), Aprilia, +1,007
16. Jack Miller (AUS), Yamaha, +1,020
17. Enea Bastianini (I), KTM, +1,092
18. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +1,136
19. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +1,198
20. Alex Rins (E), Yamaha, +1,202
21. Ai Ogura (J), Aprilia, +1,208
22. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +1,889
23. Somkiat Chantra (T), Honda, +2,036
Ergebnisse MotoGP Misano, FP1 (12. September):
1. Franco Morbidelli (I), Ducati, 1:31,342 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,249 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +0,254
4. Alex Marquez (E), Ducati, +0,258
5. Marc Marquez (E), Ducati, +0,269
6. Luca Marini (I), Honda, +0,271
7. Pedro Acosta (E), KTM, +0,321
8. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,333
9. Raul Fernandez (E), Aprilia, +0,467
10. Jorge Martin (E), Aprilia, +0,498
11.Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,587
12. Joan Mir (E), Honda, 0,636
13. Jack Miller (AUS), Yamaha, +0,673
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +0,675
15. Enea Bastianini (I), KTM, +0,817
16. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,943
17. Maverick Vinales (E), KTM, +0,964
18. Alex Rins (E), Yamaha, +1,129
19. Ai Ogura (J), Aprilia, + 1,167
20. Brad Binder (ZA), KTM, +1,168
21. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +1,195
22. Johann Zarco (F), Honda, +1,582
23. Somkiat Chantra (T), Honda, +2,242