Günther Steiner: «Erste Idee, ein neues Team gründen»
Mit großem Interesse wurde die Tech3-Pressekonferenz während des Catalunya-GP in Barcelona verfolgt. Mit der Bestätigung durch Noch-Teaminhaber Hervé Poncharal und den zukünftigen Besitzer Günther Steiner war der erste Einstieg eines ehemaligen Formel-1-Teamchefs ins MotoGP-Fahrerlager offiziell perfekt.
Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com erzählte der in den USA lebende Südtiroler, wie es zum MotoGP-Einstieg und zum Geschäft mit Grand-Prix-Urgestein Poncharal kam.
Günther Steiner: «Der gerade Weg ging in Richtung Dorna. Mein konkret erster Kontakt fand mit Carlos Ezpeleta statt. Ich kannte ihn bereits, denn Carlos hatte schon mehrere F1-Events besucht. Auch Carmelo Ezpeleta kannte ich – über meinen sehr guten Bekannten Carlos Sainz, der wiederum früher mit Carmelo im Rallyesport aktiv war. Es war recht einfach, hier nach vorne zu kommen. Es ist schon auch ein Vorteil des Rennsports. Er hat eine Größe, dass zwar nicht jeder jeden kennt – aber doch kennt jeder jeden über einen anderen.»
Der zukünftige Tech3-Boss weiter: «Nach einem ersten Gespräch mit der Ezpeleta-Familie war das Szenario klar. Unsere Idee war es, eine Lizenz zu kaufen und ein neues Team aufzumachen. Aber die Dorna hat uns klar gesagt, dass es das nicht geben wird. Elf Teams sind gesetzt. Damit stand fest, dass, wenn wir einsteigen wollen, es nur geht, indem wir ein bestehendes Team übernehmen.»
Steiner ergänzte: «Im nächsten Schritt hat mir Carmelo einige Schlüsselpersonen im Fahrerlager vorgestellt, darunter war auch Hervé Poncharal und wir haben uns ein wenig kennengelernt.» Wie der umtriebige Rennsport-Enthusiast berichtet, ging es dann zügig voran: «Beim GP in Austin haben wir uns zum ersten Mal konkret über eine Teamübernahme unterhalten.»
Nur zwei Monate später dann die Entscheidung. Steiner: «In Silverstone haben wir uns ein zweites Mal getroffen und schon recht detailliert gesprochen – von dort aus konnten wir direkt über Anwälte gehen und zu einem Vertrag kommen.»
Günther Steiner, angesprochen auf das hohe Verhandlungstempo: «Das ist doch das Schöne – es ist perfekt, wenn die Chemie sofort passt, Vertrauen herrscht und man sich direkt um die wesentlichen Dinge kümmern kann. Der Kauf eines MotoGP-Teams ist keine Kleinigkeit, aber Hervé und ich waren uns bei den wichtigen Themen schnell einig. Wir mussten keine schweren Diskussionen führen, das fing schon beim Namen an. Für mich war Tech3 immer gesetzt. Als Hervé mich fragte wie das Team dann heißen soll, sagte ich: Tech3. Ich habe riesigen Respekt davor, was Hervé mit seiner Mannschaft geschaffen hat, und die Marke Tech3 möchte ich behalten. Was sicher auch ein gutes Gefühl für den Verkäufer ist, wenn man etwas über Jahrzehnte geschaffen hat.»
Und wie liefen die Verhandlungen, als es um das Eingemachte und den Kaufpreis ging? Günther Steiner nüchtern: «Ich war derjenige, der etwas kaufen wollte. Mir war klar, dass es viel Interesse an der MotoGP gibt, habe einen Richtpreis ermittelt – was nicht so einfach war, da schon ewig kein Team mehr verkauft worden war. Dann habe ich die finanziellen Mittel sichergestellt und ihm dann ein Angebot gemacht – und Hervé hat zugestimmt. Ich bin ja auch nicht in die Verhandlungen gegangen mit einer Tiefpreisstrategie, warum auch, Hervé musste ja nichts verkaufen – aber ich wollte es kaufen und so gab es ein faires Angebot und das war es!»