MotoGP: Aprilia wird zur Ducati-Bedrohung

Sieger Bezzecchi: «Es tat mir leid, für die Möwe!»

Von Thomas Kuttruf
Einmal mehr gehörte der Sprint-Samstag Aprilia und Marco Bezzecchi. Trotz eines Fehlers und fliegender Hindernisse meisterte der Italiener die 13 Runden auf Phillip Island. In der WM-Tabelle ist Platz 3 zum Greifen nah.

Es war wenig überraschend, dass Aprilia-Werksfahrer Marco Bezzecchi die Yamaha-Party in Startreihe 1 zügig abmontierte. Aggressiv von Runde 1 an dauerte es aber länger, bis der Werksfahrer zu voller Form auflief.

Auch ein Fehler, der in Kurve 10 passierte und der den Italiener nur knapp am Kies vorbeischickte, konnte Bezzecchi nicht stoppen – nach zwei Dritteln der kurzen Distanz wurde der Phillip-Island-Sprint zur Solo- und Demonstrationsfahrt.

Die Ziellinie überfuhr Marco Bezzecchi nach 13 Umläufen rund 3,1 sec vor Raul Fernandez und weitere gut zwei Sekunden vor den nächsten Verfolgern. Auch die schnellste Rennrunde ging überlegen an Bezzecchi.

Die große Aufregung galt es, noch vor dem eigentlichen Start zu überstehen. Wie andere Piloten auch hatte der von Platz 2 in die Aufwärmrunde gehende Italiener Kontakt mit einer Möwe. Bezzecchi zog den Kopf ein, doch ein Strafschuss hatte Spuren hinterlassen. MotoGP-Stimme Matthew Birt mit englischem Humor im Live-Feed: «Die Aprilia von Marco Bezzecchi hat jetzt zusätzliche Flügel!»

Weniger amüsant fand Bezzecchi die Situation: «Die Möwen begannen die Aufwärmrunde zur gleichen Zeit wie wir. Ich konnte mich ganz gut verstecken, aber das Motorrad wurde getroffen und war mir nicht sicher, ob es einen Schaden gab. Als das Bike in den ersten Runden auch nicht perfekt funktionierte – speziell in den Linkskurven fühlte es sich sonderbar an –, habe ich vermutet, dass die Aero etwas abbekommen hat. Aber am Ende denke ich, war alles ok mit dem Motorrad. Als ich den ersten Schreck überstanden hatte, war es ein fantastischer Sprint. Leid tut es mir vor allem für die Möwe.»

Auch die haarige Situation in Kurve 10 sprach der Sprint-Sieger an: «In der Kurve zuvor hatte ich kräftige Unruhe am Hinterrad – dadurch hat das Bremsen vor Kurve 10 nicht optimal funktioniert. Der kleine Fehler auf der Kuppe war nicht ohne, aber zum Glück konnte ich schnell wieder auf die Linie kommen und aufholen.»

Bezzecchi, der mit seinem Sieg jetzt nur noch acht Punkte hinter Ducati-Werkspilot Pecco Bagnaia liegt, hatte nach dem Sprint aber auch eine hohe Meinung von der Konkurrenz. Auch mit dem Blick auf den Großen Preis sagte der Pilot aus Rimini: «Raul macht in Australien einen fantastischen Job, aber er ist nicht der Einzige! Pedro ist immer sehr schnell, aber auch Alex Marquez und «Diggia» sind in der Spitze dabei.»

Noch ahnungslos ist Bezzecchi in welcher Spezifikation es weiter durch das Wochenende geht, auch wegen der unklaren Wetterbedingungen. Bezzecchi: «Um ehrlich zu sein, es ist eine Menge unklar. Wir wissen nicht, ob die weichen Reifen die GP-Distanz überstehen. Ich glaube aber eher nicht, denn der softe Hinterreifen war im Sprint in der letzten Runde schon weniger überzeugend. Dazu kommen die Bedingungen auf der Strecke – der endgültige Plan bleibt noch offen.»

Und wie erging es dem überlegenen Piloten des Sprints körperlich? Denn nach dem Zeittraining hatte der Italiener über Rückenschmerzen infolge der letzten Abflüge geklagt. Der Aprilia-Held zum Abschied: «Es geht – mit Schmerzmittel. Und ich hoffe, dass ich mich am Samstag noch gut erholen kann.»

Ergebnisse MotoGP Phillip Island, Sprint (18. Oktober):

1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 13 Runden in 19:03,971 min
2. Raúl Fernández (E), Aprilia, +3,149 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +5,310
4. Jack Miller (AUS), Yamaha, +5,376
5. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,414
6. Alex Marquez (E), Ducati, +6,109
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +8,706
8. Luca Marini (I), Honda, +8,938
9. Pol Espargaro (E), KTM, +9,252
10. Enea Bastianini (I), KTM, +9,752
11. Joan Mir (E), Honda, +10,231
12. Johann Zarco (F), Honda, +12,104
13. Alex Rins (E), Yamaha, +12,132
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +17,494
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, +18,967
16. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +25,185
17. Ai Ogura (J), Aprilia, +19,784*
18. Somkiat Chantra (T), Honda, +28,945
19. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +32,408
20. Michele Pirro (I), Ducati, +35,523
– Fermin Aldeguer (E), Ducati, 3 Runden zurück
– Brad Binder (ZA), KTM, 12 Runden zurück

* Zeitstrafe 8 sec wegen zu niedrigem Reifenluftdruck

WM-Stand nach 37 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 366. 3. Bagnaia 274. 4. Bezzecchi 266. 5. Acosta 222. 6. Morbidelli 207. 7. Di Giannantonio 196. 8. Aldeguer 181. 9. Quartararo 161. 10. Zarco 128. 11. R. Fernandez 121. 12. Binder 118. 13. Marini 110. 14. Bastianini 89. 15. Mir 77. 16. Vinales 72. 17. Ogura 70. 18. Miller 66. 19. Rins 51. 20. Martin 34. 21. Oliveira 32. 22. P. Espargaro 17. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 6. 27. A. Espargaro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 651 Punkte. 2. Aprilia 320. 3. KTM 287. 4. Honda 238. 5. Yamaha 196.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 819 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 547. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 403. 4. Red Bull KTM Factory Racing 340. 5. Aprilia Racing 308. 6. Monster Energy Yamaha 212. 7. Trackhouse MotoGP Team 191. 8. Honda HRC Castrol Team 187. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 178. 10. LCR Honda 134. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 101.

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