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Jorge Lorenzo: Er fordert Strafe für Marc Márquez

Von Nereo Balanzin
Gaben sich die Hand: Márquez und Lorenzo

Gaben sich die Hand: Márquez und Lorenzo

Der Vorfall aus der letzten Runde des Jerez-GP ist auch vor dem Le-Mans-GP das Thema Nummer 1. Am Nachmittag trafen Márquez und Lorenzo aufeinander.
Bei der üblichen Pressekonferenz am Donnerstag in Le Mans kam es zum erwarteten Handshake zwischen Marc Márquez und Jorge Lorenzo, die in der Zielkurve in Jerez am 5. Mai arg aneinander geraten waren. Ganz am Ende gaben sich die beiden also die Hand. Vorher hatten sie sich aber fast 25 Minuten lang keines Blickes gewürdigt. Lorenzo sass die ganze Zeit seitlich abgedreht direkt neben seinem jungen spanischen Kontrahenten.



Und hätte der Moderator der Pressekonferenz nicht um diesen Handschlag gebeten, wäre es auch nicht dazu gekommen. Das Verhältnis zwischen den beiden ist tief unterkühlt. Der Handschlag dauerte auch nur eine Zehntelsekunde. Die meisten Fotografen verpassten ihn. Da nützte auch eine Belichtungszeit von einer Tausendstelsekunde nichts.

Es ist das bekannte Problem: In Jerez, letzte Runde, letzte Kurve, ja, ausgerechnet in der «Curva Lorenzo», Marc stiess nach innen, rammte Lorenzo, drückte in raus – und sicherte sich den zweiten Platz. Lorenzo verlor ihn und drehte dann durch.

Und er ist immer noch sauer. Er hat sich beruhigt, aber der Zorn ist nicht verflogen.

«Ich habe persönlich nichts gegen Marc», beteuert der Weltmeister. «Er ist jung, und wenn er eine Lücke sieht, versucht er es. Aber es muss ein klares Limit geben. Ich denke... Oder ich dachte, und ich denke es auch jetzt, dass das Manöver zu hart war. Eine gelbe Karte wäre gerechtfertigt gewesen. Oder ein paar Punkte für den Strafenkatalog. Meiner Meinung nach! Wenn du bestrafst wirst, änderst du dich. Das ist meine eigene Erfahrung. Bevor ich damals 2006 in Motegi diese Sperre für Malaysia bekam, habe ich mir keine Gedanken gemacht. Nach dieser Strafe habe ich mich geändert.»

Hitzige Diskussionen
Es gab hitzige Diskussionen, als die Race-Direction für heute ein Meeting einberief, bei dem besprochen werden sollte, für welche gefährlichen Aktionen eine Strafe fällig wäre. In diesem Jahr hat jeder Fahrer zehn Punkte in einem Katalog, und wenn er sich eines Vergehens schuldig macht, bekommt er Punkteabzüge. Sobald er bei null landet, muss er einmal vom letzten Startplatz losfahren.

Was gilt also als gefährlich? Zum Beispiel wenn Fahrer in der letzten Kurve im Qualifying auf schnellere Gegner warten, wenn Fahrer auf der Ideallinie im Weg stehen.

Bei diesem Meeting der Race Direktion wollte Lorenzo heute in erster Linie das Thema Márquez aufs Tapet bringen. Es stand aber nicht im Vordergrund. «Lorenzo wird bei diesem Vorfall von Jerez immer noch sehr emotional», wunderte sich Andrea Dovizioso, der auch zugegen war. «Aber er hat wenig Unterstützung gefunden.»

Denn Lorenzo ist offenbar der einzige, der wegen des Vorfalls von Jerez verärgert ist. «Vielleicht ist Jorge sauer, weil er eine Position verloren hat», ätzte Valentino Rossi. «Marcs Manöver war hart. Aber: That ’s racing.»

Cal Crutchlow schert sich nicht viel darum. «Ich habe damit nichts zu tun.» Dani Pedrosa sprang seinem Repsol-Honda-Teamkollegen ein bisschen zur Seite. «Letzte Kurve, letzte Runde, Lorenzo hat die Türe zu weit offen gelassen», sagt Dani.

Marc Márquez: «Wäre es die ersten Runde gewesen, hätte ich es nicht getan. Aber wenn jemand in der letzten Kurve die Türe so weit aufstösst...»

Jorge Lorenzo: Was ist erlaubt?
«Der wahre Frage ist», streicht Lorenzo hervor, «wo ist das Limit? Wie weit darfst du gehen? Wo ist die Grenzlinie zwischen einer erlaubten Aktion und einer unerlaubten? Wir berühren uns oft. Aber wenn du jemanden von der Linie drückst...» Das sei am Limit, meint Lorenzo. Er machte aus dieser Ansicht gegenüber der Race Direction kein Geheimnis, er redete dort auch Loris Capirossi ins Gewissen.

Die Pressekonferenz war nicht das erste Aufeinandertreffen zwischen Lorenzo und Márquez nach dem Jerez-GP. Am Heimflug von Jerez nach Barcelona sassen sie zufällig in derselben Reihe. «Ich sass am Fenster», grinste Marc, «ein Ingenieur in der Mitte, er am Gang.» Namen wie Jorge oder Lorenzo kamen ihm nicht über die Lippen.

«Stellt euch vor», seufzte Lorenzo. «200 Sitze. Und wir sitzen in derselben Reihe. Wie auch immer, er gab mir die Hand, ich nahm sie.»
 
Was wird sich nächstes Mal in der letzten Runde in der Zielkurve abspielen? «Vielleicht wird es keine letzte Kurve wie diese mehr geben», überlegte Rossi.

Valentino hätte sicher ein bisschen von seinem Ersparten geopfert, wenn er dafür in Jerez an Marcs Stelle hätte sein können.

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