Wunschdenken: Brasilien-GP mit MotoGP-Pilot Moreira
Aus Sicht des rennsportbegeisterten Brasilien entwickelte sich das Jahr 2024 mehr als positiv. Sportlich lag das in Persona an Diego Moreira. Sein Aufstieg in die Moto2-WM kann als voller Erfolg bezeichnet werden. Während zum Teil höher gehandelte Piloten wie Ayumu Sasaki und Jaume Masia untergingen, gelang es dem Brasilianer im rauen Moto2-Klima zu überleben.
Dank einer konstanten Leistungssteigerung entriss Moreira, der für die italienische Italtrans-Mannschaft auf einer Kalex ans Gas ging, im Endspurt der Saison Senna Agius auch noch die Auszeichnung für den besten Rookie. Mit einem Podestplatz beim Finale reichte es für die #10 zu einem respektablen 13. Schlussrang. 2025 geht es für Moreira in unveränderter Konstellation auf Punktejagd. Neu ist mit Quereinsteiger Adrian Huertas nur der Teamkollege.
Kurz nach dem Jubel über den dritten Platz ihres Landsmanns beim Moto2-Finale ging es in Brasilien freudig weiter. Überraschend unterzeichnete Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta einen Vertrag für fünf Jahre, der die MotoGP zurück nach Brasilien soll. Schon 2026 könnte der Brasilien-GP auf einer dann runderneuerten Rennstrecke in Goiania über die Bühne gehen.
Möglich wurde die Vereinbarung durch eine Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung des zentral gelegenen Bundestaats Goia. Auch wurde mit «Brasil Motorsport» ein neuer Veranstalter für die WM-Läufe gefunden.
Für das sportbegeisterte Brasilien ist es damit nur ein kurzer Weg zur Supervision. Promoter und Fans träumen bereits von der Rückkehr der Königsklasse mit dem MotoGP-Piloten Diogo Moreira. In vielen Köpfen und Herzen wird bereits ein neuer Alexandre Barros konstruiert, der das riesige Land wieder zu einer Kraft in der MotoGP machen soll. Auch wenn es Barros nicht zum Weltmeister brachte – mit sieben Siegen in der Königsklasse hinterließ er bis heute sichtbare Spuren.
Bei aller Freude über das große Talent Diogo Moreira und das potenzielle Szenario eines Heim-GP liegen noch große Hindernisse zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Denn ein schneller Aufstieg des Racers aus Sao Paulo in die Königsklasse ist nicht absehbar. Das liegt vor allem an der Vertragssituation im MotoGP-Fahrer. Der Großteil aller Vereinbarungen in der letzten großen Transferrunde wurde für zwei Jahre geschlossen – nur wenige Optionen sind für 2025 verfügbar. Neben einer Position bei VR46 (Morbidelli hat einen Vertrag bis Ende 2025) stehen Posten bei Honda zur Disposition an.
Doch um die wenigen Plätzen muss sich der junge Brasilianer mit 27 Gegnern prügeln. Erst wenn Moreira einen Durchmarsch schafft und sich an der Spitze der Moto2 festbeißt, kann ein Aufstieg für 2026 spruchreif werden.
Und selbst dann ist noch nicht sicher, ob es zum Brasilien-GP 2026 kommt. Trotz gezeichneter Verträge mit den neuen Partnern bleiben unweigerlich viele Fragezeichen. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Comeback in Brasilien scheitert. So hatte SPEEDWEEK.com im Herbst 2019 von einer sicheren Rückkehr der WM nach Brasilien ab der Saison 2022 berichtet. Doch die Vereinbarung erwies sich als wertlos. Das Comeback floppte aufgrund der nicht vorhandenen Sportstätte in Rio de Janeiro.
Auch die Rennstrecke von Goiania muss erst noch den Anforderungen der MotoGP angepasst werden. Erst, wenn die Grundlage für den Brasilien-GP betriebsbereit ist, können weitere vorfreudige Pläne geschmiedet werden.
Dem wirtschaftlich konstant taumelnden Land ist ein eigener Grand Prix mit Nationalhelden mehr als zu wünschen. Damit es dazu kommt, braucht es vor allem eines – viel Arbeit und Beharrlichkeit.