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Jorge Lorenzo: «Márquez geht sehr viel Risiko ein»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo

Der MotoGP-WM-Dritte Jorge Lorenzo (Yamaha) äussert sich im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com über seinen Rivalen Marc Márquez.

Jorge Lorenzo kämpft beim WM-Finale am 9. November in Valencia gegen Valentino Rossi um den zweiten WM-Rang.

Der Movistar-Yamaha-Werkspilot blickt auf seine bisher schwächste MotoGP-Saison zurück. Im Vorjahr gewann er acht Rennen, er verspielte den Titel nur um vier Punkte. 2014 kommt er mit einem Rückstand von 74 Zählern auf Márquez zum letzten Rennen. der 35-jährige Rossi liegt acht Punkte vor ihm.

Wir haben uns mit Jorge Lorenzo über den aktuellen Weltmeister und die gefährlichen flag-to-flag-races unterhalten.

Jorge, ehemalige Titelgegner von Marc Márquez wie Pol Espargaró und Stefan Bradl sagen, die Schwachstelle von Márquez seien seine Nerven. Unter Druck passieren ihm Fehler, das war schon bei den 125ern so und in der Moto2. Du musst ihn also 2015 vom Saisonstart weg unter Druck setzen?

Hm, mehr als die Nerven spielt da mit, dass er ein Fahrer ist, der hohe Risiken eingeht. Wenn du viel riskierst, hast du eine grössere Chance Fehler zu machen, zu stürzen, dich zu verletzen.
Du kannst dich zwar auch verletzen, wenn du ruhig bleibst und wenig riskierst. Aber das passiert nicht so häufig.
Márquez ist sehr schnell, er ist sehr talentiert, er ist sehr mutig. Aber richtig, es nimmt auch viel Risiko auf sich.
Vielleicht hat er dieses Jahr weniger riskiert als 2013. Im Vorjahr haben wir viel mehr Stürze von ihm gesehen. Er pusht sehr stark, dadurch entstehen Möglichkeiten für Stürze.

Ich habe in der Vergangenheit einige begnadete Fahrer wie Márquez gesehen, aber keiner hat schliesslich über Jahre dominiert, alle haben sich irgendwann die Hörner abgestossen. Nur Rossi gewinnt schon seit 19 Jahren.

Ja, Rossi hat sieben MotoGP-WM-Titel gewonnen.
Was für Márquez spricht: Er ist mit 21 Jahren immer noch sehr jung. Er hat mit seinen Siegen schon sehr früh begonnen. Aber es kann alles passieren.

Du hast bei der Safety Commission in Australien gesagt, man müsse das System der flag-to-flag-races überdenken, weil es zu gefährlich ist?

Für die Unterhaltung der Zuschauer ist es sehr gut. Für die Sicherheit der Fahrer ist es nicht die beste Option. Ich verstehe, dass man wegen den TV-rechten ein Rennen nicht einfach abbrechen und neu starten kann, das ist schwierig. Aber mit Slicks im Regen zu fahren wie in Aragón, ist zu gefährlich.
Mein Vorschlag: Wenn die weisse Flagge gezeigt wird, müssen die Fahrer an die Box fahren. Man muss sie zwingen. Das wäre gut.

Es gibt auch die Idee, dass die Fahrer beim Stopp zum Motorradwechsel eine gewisse Mindestzeit parken müssen, überwacht von Funktionären, damit es zu weniger Hektik kommt.

Dann kann es vorkommen, dass wieder alle gleichzeitig aus der Box losstürmen – wie im Juli in Deutschland.
Mein Vorschlag fand keinen Anklang. Ich wäre trotzdem dafür, dass man die weisse Flagge zeigt, und dann müssten die Fahrer innerhalb von zwei Runden an die Box fahren.

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