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Streit: MotoGP auf Eurosport ein Vor- oder Nachteil?

Von Ivo Schützbach
Nach sechs Jahren auf Sport1 hat ab 2015 in Deutschland wieder Eurosport die Übertragungsrechte für die MotoGP-WM. Wird das den Sport bei uns einer bereiteren Öffentlichkeit zugänglich machen?

Gemessen am Interesse an anderen Sportarten fristet selbst MotoGP als Königsklasse des Motorrad-Rennsports in Deutschland ein Schattendasein. Für große Privatsender wie Pro7, Sat1 oder RTL ist MotoGP zu wenig zugkräftig, die Öffentlich-Rechtlichen erzielen selbst mit der DTM eine kaum befriedigende Quote.

Als MotoGP-Vermarkter Dorna die Rechte neu vergab, war die Auswahl an interessierten Sendern mit genügend finanzieller Potenz und ausreichend Reichweite überschaubau, letztlich machte Eurosport das Rennen.

Auf dem französischen Sender sollen 2015 so gut wie alle Trainings und Rennen live gezeigt werden, zum Teil auf Bezahlsender Eurosport2. Diese bittere Pille mussten die Fans auch bei Sport1 schlucken: Bei Überschneidungen mit dem Fußball-Talk «Doppelpass» wurde auf den Pay-TV-Kanal Sport1+ ausgewichen.

Sport1 oder Eurosport, welcher Sender nützt MotoGP in Deutschland mehr, fragte SPEEDWEEK.com Alex Hofmann, der seit 2009 als Experte für Sport1 die Rennen moderierte. Der 34-Jährige will auch zukünftig bei Eurosport mit an Bord sein, hat aber noch keinen Vertrag unterschrieben.

Wird MotoGP in Deutschland davon profitieren, dass Eurosport bekannter ist als Sport 1?

In Motorsport-Kreisen hat Eurosport eine größere Bekanntheit als Sport1. Du kannst aber gerne mal den Fußball-Fan fragen, und davon gibt es viel mehr, was er kennt: Sport1 oder Eurosport?

Unsereiner sagt, Eurosport hat eine Basis, die ist bekannt, die machen seit vielen Jahren Motorsport, deshalb denken wir, das ist bekannter. Das bedeutet aber nicht, dass der Sender einen höheren Bekanntheitsgrad in Deutschland hat als Sport1.

Die Fußball-Fans sind in der absoluten Überzahl und die gucken sehr gerne zwischendurch Sport1.

Wenn wir bei Eurosport die Möglichkeit bekommen, MotoGP ordentlich zu produzieren, in einer Art, wie es Eurosport noch nie getan hat, dann eröffnet uns das viel. Wenn wir den ganzen Tag mit einer Live-Kamera aus der Boxengasse senden können, dann ist das ein Novum. Das gab es so noch nie, das hätte ich mir als Rennfahrer 2007 gewünscht. Dass mich ein Kommentator in der Startaufstellung live interviewt. Nicht nur mit dem Mikrofon, sondern dass ich auch im Bild bin, dass meine Sponsoren im Bild sind. Das wird ein Standard, den Eurosport so in der MotoGP noch nicht geliefert hat. Das vor allem über die volle Sendestrecke.

Es ist ganz wichtig, dass die Teams und Sponsoren nicht viel kürzer kommen werden als bei Sport1. Als Sportler braucht man den Wert, dass man im Fernsehen gesehen wird. Der Helm und die Sponsoren müssen sichtbar sein, sonst haben es die Fahrer extrem schwer.

Die Dorna hat das Paket so verkauft, dass eine Live-Kamera eingesetzt werden muss. Das ist gut für den Sport. Eurosport wird nächstes Jahr extrem lange Sendestrecken haben, ein Teil davon muss im Pay-TV kommen. So sind die Verträge. Heutzutage ist es leider so, dass du für deine Interessen bezahlen musst, deswegen kommen wir nicht drumherum, dass Eurosport einen Teil im Pay-TV bringt.

Glaubst du, dass es den gegenseitigen Profit nur zwischen Fußball und MotoGP gibt? Sport1 profiliert sich ja vor allem über Fußball, Handball und Basketball, während Eurosport neben Motorsport auch Leichtathletik, Schwimmen, Tennis, Radrennsport und vieles mehr bringt.

Es wird sich zeigen, mit welchem Sender MotoGP ein größeres Publikum erreicht.

Ich glaube, dass Eurosport am Anfang erst mal kämpfen muss. Klar, die Hardcore-Fanbase, die 300.000 Freaks, die jedes MotoGP-Rennen gucken zu welcher Zeit auch immer, die werden immer da sein, egal wo die Rennen laufen. Diese Fans werden sich informieren und sich zur Not auch ein Übertragungspaket kaufen.

Interessant wird es, wenn du versuchst, Quoten in Richtung 600 oder 800.000 zu kriegen. Bei Sport1 haben wir kurzfristig in der Spitze auch mal die Million geknackt.

Eurosport hat den Vorteil, dass sie die Rechte für das Weltsignal einkaufen und so viele Länder mit reinnehmen können. Das macht es für sie leichter das zu finanzieren, als für Sport1 in der Vergangenheit.

Das ist ein anderes TV-Konzept. Wenn ich mit am Start sein sollte, dann werde ich das ein oder andere über das TV-Business lernen.

Klar, einiges wird nur im Bezahl-Fernsehen kommen. Aber zumindest eine Diskussion wird es bei Eurosport nicht geben: Doppelpass ja oder nein. Und eine Kamera, die den ganzen Tag live aus der Boxengasse sendet, ist dem Fan sicher sehr lieb.

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