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Ducati: Kritik an den Open-Vorteilen der Italiener

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso: Zwei Podestplätze, 2014, dazu eine Pole-Position und WM-Rang 5

Andrea Dovizioso: Zwei Podestplätze, 2014, dazu eine Pole-Position und WM-Rang 5

Allmählich dämmert den MotoGP-Stars wie Valentino Rossi, dass Ducati 2015 wieder eine Macht werden könnte. Deshalb wächst die Kritik an den Open-Vorteilen der Ducati-Stars.

Mit Platz 2 und nur 0,052 sec Rückstand auf die Bestzeit von Jorge Lorenzo zog sich Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso letzte Woche am zweiten Testtag auf der GP14,3 am Mittwoch in Sepang erstklassig aus der Affäre. Der Rückfall auf Platz 7 am dritten Tag war verschmerzbar. Denn Andrea Iannone blieb Gesamtdritter!

Die Stars von Honda und Yamaha können sich warm anziehen, sobald in drei Wochen die neue GP15 aus der Box rollt.

Deshalb wird das Thema Ducati heiss diskutiert. Warum die anderen Werke den Italienern die ganzen Open-Vorteile (24 statt 20 Liter, zwölf statt fünf Motoren, weichere Hinterreifen, mehr Tests, Motorenentwicklung nicht eingefroren) gleich von vornherein für zwei Jahre (2014 und 2015) zugebilligt haben, wissen sie wohl selber nicht. Nach drei Podestplätzen, einer Pole-Position und dem fünften Gesamtrang von Dovizioso 2014 wären solle Gefälligkeiten nicht mehr notwendig, sollte man meinen.

Inzwischen dämmert vielen Beteiligten, dass Ducati in dieser Saison mit den vier Factory-Piloten Andrea Dovizioso und Andrea Iannone (bei Ducati Corse) sowie Yonny Hernandez und Danilo Petrucci (bei Pramac Ducati) oft das Zünglein an der Waage spielen könnten – dank den Open-Privilegien.

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow wird sich 2015 noch öfter über Ducati-Vorteile ärgern. Die MotoGP-WM wird für Honda und Yamaha zu einem Handicap-Rennen.

Zur Erinnerung: Ducati kam für 2014 in den Genuss dieser Vorteile, weil sie 2013 keinen Grand Prix-Sieg errungen haben.

So ein Entgegenkommen gab es 2011 auch für Suzuki, um den Rückzug der Japaner zu verhindern. Sie durften 2011 neun statt sechs Motoren verheizen, weil sie drei Jahre lang im Trockenen keinen GP-Sieg errungen hatten.
Seit Ducati konstant unter den Top-3 mitmischt, wird die Kritik lauter.

Rossi, Crutchlow, Drive-M7-Teambesitzer Jorge Martinez – alle beschweren sich.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti bleibt gelassen. «Ich verstehe den Standpunkt von Valentino Rossi», räumt er ein. «Aber wir haben ein System... Sobald ein Werk beweist, dass es wirklich konkurrenzfähig ist und eine gewisse Anzahl von Podestplätzen im Trockenen erreicht, verliert es zwei Liter Sprit und dann die weicheren Hinterreifen. Man darf aber nicht vergessen: Ducati hat seit Oktober 2010 kein WM-Rennen mehr gewonnen. Dazu kommt: Die Vorschriften sind die Vorschriften.»

Fakt ist: Für die Saison 2015 ist dieses Reglement in Stein gemeisselt.

Die Beschwerden werden aber mit Sicherheit von Rennen zu Rennen umfangreicher und lauter werden.

Die Konkurrenz argwöhnt ausserdem, dass Ducati 2016 weitere Vorteile geniessen könnte, weil dann die Einheits-ECU verwendet werden muss und die Roten die Motorensteuerung schon seit Jahren bei Magneti Marelli beziehen und die Zusammenarbeit sehr eng ist.

Und der Italiener Corrado Cecchinelli, Director of Technology bei der Dorna und quasi Vater des einheitlichen Electronic Control Units (ECU), ist ein ehemaliger Ducati-Ingenieur. Die Konkurrenz ist hellhörig geworden.

Paolo Ciabatti versichert, Ducati rechne sich punkto Elektronik für 2016 keine Vorteile aus. «Auch die anderen Hersteller arbeiten wegen der Open-Bikes seit einiger Zeit eng mit Marelli zusammen», betont er. «Diese ECU ist schon 2014 bei allen Open-Bikes Pflicht gewesen und ist es in dieser Saison. 2016 ist diese ECU dann für alle Fahrer und Teams vorgeschrieben. Es besteht auch zwischen Honda und Yamaha und Marelli eine gute Zusammenarbeit. Ab 1. Juli werden alle drei Hersteller Marelli helfen, die existierende Software zu verbessern. Die neueste Version der heutigen Open-Software wird die Basis für 2016 sein. Honda, Yamaha und Ducati werden ihren Beitrag leisten, also jene drei Werke, die 2014 in der MotoGP waren, als diese Entscheidung getroffen wurde. Es wird dann gemeinsam daran gearbeitet, die bestmögliche Einheits-ECU für alle Beteiligten zu erzeugen.»

«Beim Sepang-Test hat sich gezeigt, dass die Open-Teams mit der neuen Version der Einheits-Software recht konkurrenzfähig sind», sagt Ciabatti. «Ich bin zuversichtlich, dass wir im Laufe dieses Jahres zu guten Ergebnissen kommen. Davon werden dann für 2016 alle MotoGP-Hersteller profitieren.»

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